Vogelbeobachters Tagebuch - 2.-3.12

Vogelbeobachter Margus Ots, Linnuvaatleja.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
 
2. Dezember
 
Heidelerche in Sõrve säär 02.12.2012. Am Morgen waren 4 Heidelerchen nahe dem Leuchtturm beschäftigt. Eine davon war sichtbar geschwächt und ließ sich mit der Hand fangen. Traurigerweise starb der Vogel, offensichtlich durch Verletzungen (ein Bein fehlte), Kälte und Hunger (Foto: Uku Paal)

Während der Nacht fiel ziemlich viel Schnee auf Sõrve säär und die Aussicht war auch hier ziemlich winterlich. Gleich beim ersten Tageslicht gingen wir zum Leuchtturm um nach Vögeln Ausschau zu halten. 4 Heidelerchen (Lullula arborea) waren unter den interessanteren Geschöpfen. Eine davon war in einem ziemlich traurigen Zustand und ließ sich mit der Hand einfangen. Der verletzte Vogel (ein Bein fehlte) war offensichtlich durch Kälte und Hunger geschwächt, und eine Stunde später fanden wir ihn tot an der selben Stelle. Unter den heißeren Raritäten, die im Gebüsch an der Sõrve Vogelstation zu sehen waren, war die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) und Singdrossel (Turdus philomelos), zusätzlich Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) und Rotkehlchen (Erithacus rubecula).
 
Zwergschnepfe am Strand von Jämaja 02.12.2012, der Vogel flog direkt vor unseren Füßen auf (Foto: Uku Paal)
 
Zu Mittag inspizierten wir die Küstenwiese in Rahuste, aber dort war alles mit dickem Schnee bedeckt und es waren nicht viele Vögel dort. Im letzten Jahr waren in den ersten Tagen im Dezember noch Watvögel in großen Zahlen in Rahuste, dieses Jahr allerdings wird von dort nicht viel in Erinnerung bleiben, außer nassen Füßen. Allerdings war nach Rahuste zu fahren nicht ganz sinnlos, weil wir am Strand in Jämaja eine Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus)  und 2 Bekassinen  (Gallinago gallinago) fanden, in den Wintermonaten nicht oft gesehen.
Am Nachmittag kam an der Sõrve-Halbinsel so dichter Schneefall an, so dass wir gar nicht nach draußen kamen, um Vögel zu beobachten. Als wir Pläne für den nächsten Tag diskutierten, kam über Rariliin (Birdline) die Information, dass in Haapsalu ein ammerähnlicher Vogel fotografiert wurde, aber er zunächst nicht identifiziert werden konnte. Mit den Fotos in der Hand wurde es klar, dass uns eine Nordamerikanische Fuchsammer (Passerella iliaca) vom Foto aus ansah; das Foto ist in der Estbirding Galerie. Dieses Geschöpf ist wirklich eine Mega-Rarität, es wurde zuvor nur ein paar Mal in Europa überhaupt gesehen. So standen die Pläne für den nächsten Tag, sofort am frühen Morgen suchen wir nach der Fuchsammer in Haapsalu. Da es sich wirklich um einen sehr seltenen verirrten Besucher handelt, wird man in den nächsten Tagen sicher Twitcher aus ganz Europa in Haapsalu sehen.
 
3. Dezember
 
Die Fuchsammer am 02.12.2012, Haapsalu (Foto: Aivar Veide)
 
Beim ersten Licht am Morgen waren wir bereits am Zaun der Kläranlage in Haapsalu, die Nordamerikanische Fuchsammer (Passerella iliaca) suchend. Glücklicherweise war der Vogel wie zuvor vor Ort, und ließ sich aus nur ein paar Metern Entfernung beobachten. Da dies ein extrem rarer Vogel sogar für Europa ist, kann gut angenommen werden, dass in den nächsten Tagen eine größere Zahl von Twitchern aus Estland, Finnland und sogar anderen Orten Haapsalu besuchen werden. Da es bereits anständige Fotos als Beweis für den Vogel vom Vortag gab, versuchten wir erst gar nicht einzugreifen. Wir wollten ihn nicht verscheuchen, andere Vogelbeobachter wollten auch diese Art notiert bekommen. Die Vogelraritätenkommission hat allerdings eine ziemlich ernsthafte Abwägung auf sich zukommen. Haben wir hier einen Vogel, der zufällig natürlich hierhergekommen ist oder ist es doch ein entkommener Käfigvogel? Auf den Britischen Inseln ist die Fuchsammer in der Kategorie A, das heißt, auf der Liste der natürlich vorkommenden Vögel. Aber in Deutschland ist der Vogel in der Kategorie E, das heißt sie zählt als Käfigflüchtling. Im Moment ist nicht genau bekannt, warum genau sich diese Art in Deutschland in der Kategorie E befindet. Der in Haapsalu gesehene Vogel gehört zur nördlichsten Unterart iliaca, die große Gebiete im nördlichen Kanada bewohnt und lange Migrationen unternimmt. So könnte sie in Europa natürlich ankommen. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie über einige Entfernung über den Atlantik an Bord eines Schiffes kam. Solche Dinge kommen recht häufig mit Migranten auf hoher See vor. Nach den vorläufigen Informationen könnte die Fuchsammer in Estland in der Kategorie A eingeschlossen sein, es wäre die 386. Vogelart in Estland. In meiner eigenen 2012er Artenliste ist die Fuchsammer die 276. Vogelart.


 

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