Ökoralley-Tagebuch von der Inter-City-Vogelbeobachtung am Sonntag

Tagebuch geführt von Tarvo
Fotos: Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
Heidelerche (Lullula arborea) auf einer Straße
 
Um 6.00 Uhr am frühen Morgen versammelt sich ein Rudel schlafloser Menschen außerhalb des Kaubamajageschäftes von Haapsalu. Die Leute wurden in 3 Teams aufgeteilt und wir versuchten, das meiste der Stadtfläche abzudecken. Meine Begleiterinnen waren Kaia K., Marika M. und Hille V. Mit moderatem Tempo bewegten wir uns Richtung Valgevälja, um die Bewohner der Stadtrandwälder zu hören. Schon bald ließ das örtliche Kranichpaar (Grus grus) seinen Duetruf hören. Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Zaunkönige (Troglodytes troglodytes) und Singdrosseln (Turdus philomelus) waren recht häufig. Kurz nach 7 kam die erste Belohnung – im Dickicht am Graben pfiffen zwei Haselhühner (Tetrastes bonasia). Am Rande der Lichtung sang eine Heidelerche (Lullula arborea). Das geschieht nicht jedes Jahr Ende März. Viele Wintergäste tummelten sich ebenfalls – wir sahen eine Seidenschwanz-Gruppe von etwa zwanzig Vögeln, Birkenzeisige wurden zigmal im Verlauf des Vormittags gesehen.
 
Aber wir verließen den Wald nicht ohne Schlappe. Obwohl wir fast 40 Arten in weniger als 2 Stunden gesammelt hatten, tauchte kein Rabe auf und an Spechten konnten wir nur den Buntspecht registrieren. An einem solche schönen Morgen hatten wir zumindest gehofft, den Schwarzspecht (Dryocopus martius) anzutreffen, durchaus üblich in diesen Wäldern.
 
Bei Annäherung an die Kläranlage war schon von weitem das Rufen der Rohrdommel (Botaurus stellaris) zu hören und mindestens drei Wasserrallen (Rallus aquaticus) quiekten ohne Unterlass. Ein einzelner Kiebitz (Vanellus vanellus) flog ebenfalls über uns – viele Frühjahrszieher sind bereits in Eile und dies blieb auch die einzige Beobachtung der drei Teams in Haapsalu. Es wurde wettgemacht durch die große Zahl von zwischen den Sträuchern herumhüpfenden Heckenbraunellen (Prunella modularis). Wir hörten nicht die Bartmeise (Panurus biarmicus) an der Kläranlage, aber bereits beim nächsten Halt – am Vogelbeobachtungsturm zwitscherten sie einige Male. 
 
Kraniche
 
Vom Vogelbeobachtungsturm sahen wir den Kranichzug, den wir bereits an der Kläranlage bemerkt hatten. Während weniger Stunden zählten wir 127 ziehende Kraniche in sechs Gruppen. Von den Enten fehlte nur die Spießente. Überraschenderweise sah keines der drei Beobachtungsteams an diesem Tag eine in Haapsalu – mehr noch, die Spießente wurde in keiner der 21 Städte gesehen (!).
 
An der Promenade in der Nähe des Hotels sondierten wir nochmals Vögel. Es waren viele Seeadler in der Luft und endlich gelang es uns Richtung Noarootsi auch den einzigen Bussard (Buteo buteo) des Tages zu sehen. 70 Arten wurden gesammelt und mehr als eine Stunde der Ralley war noch übrig. Wir waren immer noch optimistisch und bei Väike viik erschienen eilig wuselnde Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) – diese Watvögel wurden an jenem Tag nur in Haapsalu gesichtet. Weißwangengänse (Branta leucopsis) sind bereits seit einiger Zeit hier und wurde innerhalb von Sekunden auf der Insel registriert. Aber wo waren die Austernfischer von Haapsalu? Dieser früh eintreffende Zugvogel wurde am Sonntag nur in Kärdla gesehen.
 
Bei Eeslahe war eine größere Schar an Bergenten (Aythya marila) zu sehen, aber das war alles, was da war. So gingen wir um die Bucht zurück zur Tagalahe-Küste und erhielten in den letzten Minuten der Ralley als letzte Art die Brandgans (Tadorna tadorna). Wir waren beim Raben beharrlich, aber die Art wurde nicht ergattert. Später stellte sich heraus, dass es ein großer Irrtum war – auch die anderen beiden Teams waren ohne diese Art geblieben (zum ersten Mal in 13 Jahren :)). Aber dies ist das Reizvolle der Vogelralley – wenn die Zeit begrenzt ist, kann eine recht gängige Art außer Reichweite bleiben. Als Endergebnis hatten wir 73 Arten, waren damit die Gruppe mit der höchsten Artenzahl in Haapsalu, wie auch in ganz Estland. Aber mit dem frühen Frühjahr war der Erfolg der Küstenstädte in jeder Hinsicht zu erwarten.
 
Von den anderen Teams wurden Hausrotschwanz, Wiesenpieper (Anthus pratensis), Mittelsäger (Mergus serrator), Misteldrossel (Turdus viscivorus), Tannenmeise (Parus ater) und Stieglitz (Carduelis carduelis) ergänzt. Damit betrug das Ergebnis von Haapsalu 79 Arten und wegen des fehlenden Raben mussten wir zufrieden sein, das beste Ergebnis bislang (von 2008) zu wiederholen. Obwohl unser Vorsprung zu Tallinn sich letztlich als winzig herausstellte, wurde der Sieg dennoch wieder nach Hause getragen. 
 
Brandgänse


 

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