Wetter- und Natur-Jahr 2016

Eingereicht von Looduskalender - Di., 07.02.2017 - 20.48
Autorid

Text Kristel Vilbaste
Fotos Arne Ader
Übersetzung ins Englische Liis; vom Englischen ins Deutsche Leonia

Allikas lumes

Quelle im Schnee

Textkörper

Wie bereits üblich werde ich das Wetter des Jahres zusammenfassen:

Der Jahresanfang war bezaubernd schön und reich an Schnee. Zusammen mit Freunden machte ich wunderschöne Ausflüge zu den Varangu-, Tiirike- und Kamja-Quellen. Und obwohl es in diesem Jahr viel Wasser gab, wurde es in einigen Quellen mit wenig Durchfluss dürftig. Es gelang mir, die Hälfte der 365 Quellen zu besuchen, die ich erhofft hatte, aber statt dessen entdeckte ich, dass es überall in Estland wunderbare Quellen gibt.

Sarapuu-urvad

Haselkätzchen

Die Haseln begannen ihren Pollenflug bereits am 6. März in Südestland. Zu der Zeit waren bereits die ersten sehr verschlafenen Zitronenfalter bei den Quellen unterwegs. Schneeglöckchen blühten bereits am 15. März, die Leberblümchen am 29. März.

Weißstorchenpaare waren schon am 15. April am Horst, Löwenzahnblüten öffneten sich am 22. April.

Pflaumen blühten an den ersten Maitagen, am 10. Mai kamen Maikäfer heraus. Apfelbäume begannen am 16. Mai zu blühen. Das Hochwasser erreichte in dem Jahr keine Rekordhöhen in Estland. Ein schneller, blütenreicher und vielversprechender Frühling folgte.

Dann ein atemberaubend kalter und regnerischer Juni, eine Hungersnot für Bienen. Die Kälte und der Regen gingen bis in den Juli. Schwimmbäder waren so kalt, dass während der ersten Hälfte des Sommers nur Winterschwimmer baden gingen.

Am 3. Juli tobte ein Wirbelsturm durch Estland. Die tosenden Böen mähten alte Bäume in Südestland auf den Gräberfeldern von Urvaste und Maaritsa nieder und legten Wald an der Põrguläte-Quelle um.

Valge klaar

Granny Smith

Eine Flut von Pfifferlingen im Juli-August, mehr denn je in meinem Leben. Apfelbäume voller Äpfel bis zu den Astspitzen, an den Straßen Körbe mit Äpfeln für Passanten.

Der erste Schnee fiel bereits am 23. Oktober, sofort konnten Schneemänner gebaut werden. Er fiel auf belaubte Bäume und blühende Pflanzen. Rosen und Labkraut blüten im Schnee weiter. Himbeeren konnten noch im verschneiten Garten gepflückt werden.

Die letzten Monate des Jahres schienen ihre Plätze getauscht zu haben, der November war ein Wintermonat mit hohem Schnee, Dezember ein Herbstmonat, dunkel und ohne Schnee. Mein Buch Looduskirju (Naturbriefe) mit KUKU Wetter-Podcast-Geschichten, mit sechs Jahren Naturbeobachtungen und Baumerzählungen, wurde von Petrone Print veröffentlicht.

Keiner konnte die fünften Jahreszeiten zählen. In Sooma stieg das Wasser zu allen Jahreszeiten über die Ufer und sank wieder. Im Dezember deckelte der Frost große Wasserflächen zu und Tretschlitten-Ausflüge konnten beginnen.

Und wie immer bat ich meine Freunde, mir zu erzählen, was in dem Wetterjahr besonders war.

Pihlapuu

Vogelbeerbaum

Folklorespezialist Marju Kõivupuu sagte, dass „Alles blühte in diesem Frühjahr auf einmal – Rosskastanien, Flieder, alles schien irgendwie in Eile zu sein, und etwas was mich erstaunte – Vogelbeeren waren bereits Ende Juli rot – in Südestland war dies außergewöhnlich früh. In diesem Jahr gelang es mir, interessante Ausflüge in die Natur zu unternehmen – herrlich, dass heilige Stätten in der Natur auch für eine breitere Öffentlichkeit interessant sind  – Die Leute wollen so viel darüber wissen. Es ist eine Sache, dass wir über ihre Bedeutung sprechen, aber die alten heiligen Stätten sollten breiter bekannt gemacht werden – ein persönlicher Bezug ist immer so viel wichtiger als kommuniziertes Wissen und Ermahnung – soll, muss, kann!”

Endise metsavahikordoni saun Madisemäel

Ehemalige Waldarbeitersauna bei Madisemägi

Kräuterexperte Ain Raal erzählt diesmal über Sauna-Neuigkeiten: „Ich entdeckte eine erstaunliche Angelegenheit – dass Steine eine Stimme haben – wie eine Katze klingend, genauer wie ein Katze im Todeskampf! Zusammen mit meiner Frau und einem Nachbarn suchten wir lange Zeit in unserer Sauna nach der – nicht existierenden – Katze, wir überlegten bereits Hilfe vom Rettungsdienst zu holen, bis ich endlich erkannte, dass das ,Katzengeräusch’ aus einem Eimer kam, in dem ich die Saunasteine aus finnischem Granit gewaschen hatte und aus dem ich das Wasser vor einer Weile herausgeschüttet hatte.”

Sääsesuvi

Mückensommer

Insektenfachmann Urmas Tartes sagt: „Die Phänologie der Insekten entwickelte sich 2 Wochen eher als normal und blieb so. Wegen der Augustregen gab es sogar im Herbst noch viele Stechmücken.“ 

Kägukimalase hommik võilillel

Der Morgen einer Kuckucks-Hummel auf einem Löwenzahn

Botanikerin Tiina Elvisto sagt: „Im Juni-Juli habe ich zusammen mit einem Doktoranden die Brachflächen von Tallinn untersucht, die von blühenden Pflanzen wie Klee, Wicken, Natternkopf, Steinklee besiedelt wird. Als ein sonniger Tag zwischen den Regenfällen folgte, waren die Blumen voller Hummeln. Es waren zig, hunderte von Hummeln, es waren wirklich viele.

Als Vorbereitung für Weihnachten und den Winter hatten Ratten eine große Zahl von schönen Gängen in das Wiesengebiet zwischen dem Estland-Theater und dem Außenministerium in Tallinn gegraben, mit den Höhlenöffnungen zum Platz, wo die Leute die Tauben füttern. Vielleicht sind die Nager von Zeit zu Zeit auch durch das Solaris Center geeilt und zu den Bauernläden auf der anderen Seite der Grasfläche? Die Ratten sahen gesund aus, ihr Fell war dicht und glänzend.

So sind unsere Nachbarn in der Hauptstadt.”

Safransirmik

Safranschirmling

Wettermann Vello Keppart schreibt: „In meinem eigenen Wald fand ich in diesem Jahr Safranschirmlinge (Macrolepiota rhacodes) in großer Menge. Andere Pilze waren seltener.”

Vainurästas

Rotdrossel

Naturfreund Arne Ader ergänzt, auf seine Fotos schauend: „Es war ein spektakuläres Vogelbeer- und Apfeljahr!

Im Schlamm-Monat (Oktober) bedeutete das in der Regel eine größere als üblich kurzzeitige Invasion von Drosseln, unter denen neben den Wacholderdrosseln die Rotdrosseln bedeutend waren. Im Toten-Monat (November) hieß dies, dass neben anderen auch Seidenschwänze die Gärten mit gefrorenen Äpfeln besuchten. Es war auch interessant, dass an der Vogelbeeren- wie auch der Apfelernte Grauspechte gierig teilnahmen.”

kalacam

Looduskalender-Leiter Gennadi Skromnov erzählt über die Web-Cams: „Eine große Anzahl von Zuschauern hat gefragt, warum sie die Wildschwein- und die Bären-Kameras nicht sehen könnten? Der Grund war die afrikanische Schweinepest, aber wir versuchten für die Zuschauer andere Unternehmungen anzubieten.

Wir waren in diesem Jahr erfolgreich mit der Qualität der Übertragung während der Bachforellen-Laichzeit, obwohl wir alte Technologie einsetzten. Die Versuche werden fortgesetzt.

Aber konkret zur Natur. Ich kann mich nicht an einen Herbst mit derart andauernden Ostwinden erinnern, die das Wasser aus unseren Meeren drückten – normalerweise haben wir westliche Winde im Herbst und einen hohen Wasserstand. Die Flussmündungen waren so flach, dass die Salmoniden kein Interesse mehr zeigten, zu ihren Laichgründen zu gelangen.“

Hallõgija

Raubwürger

Naturschützer Enn Vilbaste sagt: „Ein zerstörerischer Tornado zog durch Südestland. Bei Täheva war er so heftig, dass die Rentenanlage der Leute in den Wäldern in großer Zerstörung niederfiel, stellenweise sind nur noch offene Flächen geblieben. Der bereits im Oktober mit dem ersten Schnee eintreffende Raubwürger saß auf Drähten, was nicht sehr üblich ist.“ 

Metskitsed

Rehe

Bärenhüterin und Naturführerin Kaja Kübar fügt hinzu: „Die Zahl der Rehe hat sich etwas erholt, bei kaltem Wetter gab es Gruppen von 11 Individuen.

Schakale gibt es schon so viele an den Ufern von Pärnumaa, dass es im Frühjahr keine Flut an Vögeln in den Küstenwiesen geben wird und Schafe ihre Lämmer an die Fänge der Schakale verlieren.”

Kuu

Mond

Mondweiser Mikk Sarv beschließt: „Zu Jahresbeginn sah mein Buch „Kuu” (der Mond) das Licht des Mondes. Darin kann man den einzigartigen sechsteiligen Mondkalender unseres Volkes lesen. Und der Mond dieses Jahres war wirklich etwas Besonderes. Die schneehellen Nächte des Novembermonds waren sogar noch heller durch den seltenen riesigen Vollmond, der der Erde nur einmal in hundert Jahren so nah ist.”

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