Von Bären Angriffen

Eingereicht von Looduskalender - Do., 24.11.2016 - 23.27
Sisu

geposted vom Tier des Jahres Team, 12.11.2016 

karu
Wie von Wölfen sehen/hören wir in den Nachrichten auch immer wieder, dass ein Bär einen Menschen attackiert hat. Tatsächlich war es im Fall einer Attacke von einem unserer Braunbären – was extrem selten vorkommt – eine Warnung nach der das Tier selbst schnell geflüchtet ist.
Foto: Tarmo Mikussaar
 

Vor zwei Wochen ging eine Information aus Rumänien ein, dass in dem Gebiet von Transsylvanien, nahe Brasov, ein Braunbär einen 20 Jahre alten amerikanischen Touristen attackiert hat. Zwei Brüder gingen Wandern, als plötzlich ein Braunbär Männchen aus dem Wald kam. Er näherte sich ihnen indem er auf seinen Hinterbeinen stand und brüllte. Einer der Brüder machte ein lautes Geräusch in der Hoffnung den Bären zu erschrecken, doch nachdem das Tier nicht wegging fingen die Brüder an, vor ihm davonzurennen. Danach begann der Bär sie zu jagen und griff einen von ihnen an, indem er ihm in den Arm biss. Dann aber ging der Bär weg und die Brüder riefen die Sanitäter. Laut einem Vertreter des Ärzteteams, Ciprian Sfreja, wurde der Mann von einem 100 kg Bär attackiert, der ihm eine 2-3 cm lange Wunde an seinem linken Arm beibrachte. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht und die örtlichen Behörden berichteten, dass sich sein Zustand verbessert.

Ungefähr 5000-6000 Bären leben in dem Gebiet von Transsylvanien.

Siehe auch: http://www.nytimes.com/aponline/2016/10/29/world/europe/ap-eu-romania-bear-attack.html?_r=0

 

Förster Vahur Sepp kommentiert:

 

Bei dem Ereignis in Rumänien war der Angreifer angeblich ein Bären Männchen das 100 Kilogramm wog. Unter estnischen Verhältnissen bedeutete das, dass es ein junger Bär war. Doch sind die Bären in Rumänien kleiner. Je weiter nördlich eine Art lebt, umso größer ist sie. So kann ich kein genaues Alter für das Tier bestimmen. Es wird ein Rätsel bleiben, wie das Geschlecht bestimmt wurde. Im Fall eines einzelnen Individuums kann das nur mit Sicherheit bestimmt werden, wenn das Tier erlegt wurde. Ein erfahrener Beobachter mit Fernglas – wenn er genügend Zeit hat – wird eine Schlussfolgerung ziehen, ohne das Tier zu stören. Ein Bär stellt sich meist nur auf die Hinterbeine, um eine Situation genauer zu betrachten. Wenn ein Brüllen und schnelles Flüchten folgen, dann ist er verängstigt. Das beobachtete Objekt (der Mensch) war einfach Angsteinflößend. In dem Moment gerät das Innere des Tieres in Aufruhr und dieses Gefühl verfolgt es auf seinem Fluchtweg. Manchmal wird das Aufrichten auf die Hinterbeine auch gemacht, um einen Gegner zu erschrecken – schau, wie groß ich bin! Das wird von Brüllen und Knurren begleitet. Solche Taktiken um Angst einzuflößen werden normalerweise gegen Artgenossen praktiziert.

Offenbar dachte der Bär mit seinem schlechten Sehvermögen, dass die Brüder Rivalen seien, die in sein Revier eingedrungen waren. In solch einem Fall ist es nicht empfehlenswert zu brüllen, sondern besser, sich zurückzuziehen während man ruhig mit dem Tier spricht. Das Dümmste ist, Angst zu zeigen und davonzurennen. Ein Mensch kann in den meisten Fällen nicht schneller rennen, als die Tiere im Wald. Eine schnelle Flucht kann den Angreiferinstinkt bei dem verwirrten Bären auslösen.

So ist es dieses Mal auch passiert. Erst als das Raubtier den Arm eines der Buben ergriffen hatte merkte es, dass er es mit einem Menschen zu tun hatte. Der Angriff hörte sofort auf. Solche eine kleine Wunde von 2-3 Zentimeter kann ein Bär nur schwer verursachen. Man kann vermuten, dass das verängstigte Tier sich danach selbst durch eine schnelle Flucht in Sicherheit brachte.

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Ein Bär kann zum Schlafen in einen Baum klettern, aber auch um zu flüchten im Fall von Gefahr.
Foto: Tarmo Mikussaar
 

Da wir hier schon über das Thema Angriffe reden, muss ein Angriff erwähnt werden, der hier in Estland passierte und den Valdur Mikita in seinem Buch "Lingvistika ehk metsa see lingvistika", im Kapitel "Välgi metsa hirm - Der Terror vom Välgi Wald", pp 93-96:

„…. Auch heute noch könnte es Menschen in Estland geben, die in den Klauen eines Bären waren. Der jüngste solcher Vorfälle liegt einige Jahre zurück. 2011 in Jõgevamaa in der Gemeinde Puurman attackierte ein Bär einen Mann, der am Abend in den Wald gegangen war. Der Mann suchte auf einer Lichtung nach Borkenkäfern um Fischen zu gehen und er stieß im Wald auf ein Bären Weibchen mit zwei Jungen. Die wütende Bärin schlug den Mann nieder und begann an ihm mit ihren Reißzähnen zu zerren. Der frühere Wildhüter verlor jedoch nicht die Nerven sondern begann die Bärin mit einem Stock, den er ergreifen konnte, zu schlagen, sodass Blut aus der Nase des Bären floss ….“

Vahur Sepp kommentiert:

Die Bären Attacke, die 2011 in der Gemeinde Puurman vorkam wird von Valdur Mikita als logische Erklärung beschrieben.

Bären haben alle zwei Jahre Junge. Der Nachwuchs der um den Dreikönigstag auf die Welt kam, ist hilflos und extrem klein. Sie wiegen weniger als 300 Gramm. Das Weibchen leckt sie sauber und setzt sie instinktiv an ihre Zitzen, ohne wirklich über ihre Handlung nachzudenken. Wenn solch ein Bär im Nest geweckt wird, flieht er und wird nicht zu seinen Jungen zurückkehren. Die Neugeborenen werden unweigerlich zugrunde gehen.

Bären in estnischen Wäldern wachen aus ihrem Winterschlaf, unabhängig vom Wetter, um den Frauentag herum auf. Es scheint, dass die richtige Zeit von der Länge der Tage bestimmt wird. Zuerst kommen einzelne Bären heraus und streunen herum. Solche, die im Januar Junge auf die Welt gebracht haben, wachen auch auf. Auf Grund der reichhaltigen Milch, sind die Kleinen zur Größe einer Pelzmütze herangewachsen, doch sind sie noch zu schwach das Nest zu verlassen. Das Nest, das für den Winterschlaf gerichtet wurde, wird verlassen, wenn die Leberblümchen in voller Blüte sind. Je nach Frühjahr passiert das irgendwann Mitte April. Der mütterliche Instinkt, ihre Jungen zu beschützen, wächst im Weibchen in der ersten Märzhälfte. Sie wird ihren Nachwuchs nicht mehr aufgeben und ist bereit zu Kämpfen gegen wen auch immer, der zu nahe kommt. Wenn man  an solch ein Nest kommt, liegen die Bären bewegungslos und hoffen, dass die Gefahr vorübergeht.

Genau das geschah mit dem Mann in der Gemeinde Puurman. Er war genau in das Nest der Bären getreten. Das Bären Weibchen mit ihren Jungen hatte bis zum letzten Moment ihren Atem angehalten – vielleicht merkt er nicht, vielleicht läuft er vorbei! Als klar wurde, dass verstecken nichts half, folgte der Angriff. Das Bären Weibchen ergriff den Mann an seinen Knien mit ihrem Kiefer und warf ihn weg vom Nest. Danach floh sie zusammen mit den Jungen. Ziel des Angriffs war nicht zu töten, sondern abzuschrecken und Zeit gewinnen, um vor dem gefährlichen Gegner zu fliehen.

Den Bären mit dem Stock zu schlagen ist nur ein fiktives Beiwerk. Natürlich fühlen wir uns gleichzeitig stolz, dass immer noch Menschen in Estland leben, die gegen Bären ohne ein Gewehr gekämpft haben.

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