Ruhm und Fall des Marderhunds

Text und Foto: Tiit Hunt
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
 
 
Marderhund
Kährik ehk kährikkoer  Nyctereutes procyonoides

Schwarze Gesichtsmaske und schwarze Koteletten, eine etwas unbeholfene fremdländische Tierart mit einem Waschbär-Gesicht, die einzige Hunde-Art, die überwintert.
Die ursprüngliche Heimat der Marderhunde ist weit von Estland entfernt - Ussurien, Mandschurei, Korea, Süd-Ost-China und Japan. Mehr als 9000 Marderhunde wurden von 1929-1950 aus Ostasien in Regionen der Sowjetunion an der Grenze nach Europa umgesiedelt. Von dort breiteten sie sich schnell nach Westeuropa aus.
Der erste vagabundierende Marderhund in Estland wurde bereits im Jahre 1938 im Südosten Estlands gefangen. Zehn Jahre später wurden Individuen, die aus dem Osten gekommen waren, regelmäßig angetroffen.
Im Jahr 1950 wurden 86 Marderhunde regional in Estland ausgesetzt, um die Natur als  wertvolle Pelzquelle zu bereichern. Die Plünderer von Vogelnestern wurden sogar am Puhtu Ornithologischen Zentrum losgelassen: der Bock zum Gärtner gemacht. Mit seiner außergewöhnlich guten Anpassungsfähigkeit und hohen Fruchtbarkeit breitete sich der Marderhund schnell auf das gesamte Estland aus, die Zahlen wurden in Grenzen gehalten, weil das Fell sehr gut bezahlt wurde. Vor weniger als 20 Jahren führten viele Menschen  Pelzmützen aus heuhaufenartigem Marderhundpelz in den Straßen vor. Es war in Mode.
 
Die ehemals geschützte Art wurde zur heutigen, unerwünschten Spezies, deren Zahl so weit nach unten, als möglich gebracht werden sollte, besser noch, wenn es überhaupt keine mehr gäbe. Das Fell dieses Lebewesens, weit nach Westen verbannt, wird hier nicht mehr geschätzt und das Interesse an ihnen als Einkommensquelle ist gesunken. Seine natürlichen Feinde (Wolf, Bär, Luchs) können allein die Zahlen nicht mehr im Rahmen des Zumutbaren halten und die Jäger machen sich nicht die Mühe, Munition an sie zu verschwenden.

Auf der langen Liste der Sünden der Marderhunde stehen die Abnahme der bodenbrütenden  Hühnervögel und die Ausbreitung der Tollwut und Räude (Krätze).
Die Zahl der Marderhunde, die in unseren Wäldern und an den Küsten umherstreifen, kann im Moment niemand genau sagen. Aber es kann gesagt werden, dass es noch nie so viele waren, wie heute.


 

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