Hier und da ertönt in Estland „sitsikleit" – das Frühlingslied der Kohlmeisen.
Tallinn hat ohnedies milde Verhältnisse wie in England – in jedem Parkwinkel kauert eine Amsel, und es ist keine Überraschung, wenn sie ihr kicherndes, gurgelndes Lachen an einem sonnigen Morgen loswerden, zudem gibt es viele Wacholderdrosseln. In Pärnumaa, in der Gemeinde Vändra, auf dem Gebiet der Dörfer Luuri und Pärnjõe, ging ein zum Fliegen zu schwacher Kranich nieder, traurig auf den Frühling wartend, der Mangel an Nahrung durch den dichten Schneefall kann fatal für ihn werden. Elstern brachten den Frühling nach Tartu, auch jetzt, da ich diese Geschichte schreibe, erkletterte ein Weibchen ein altes Nest in meinem Garten, sich herumdrehend und eine lange Zeit niederlassend, das Männchen hielt sorgfältig hoch oben auf einem Ast Ausschau.
Adler in der Kamera
Die Adler-Kamera von Looduskalender.ee hat Fahrt aufgenommen. Die Adler schauen direkt in die Kamera. Wetterexperte Gennadi Skromnov sagt, dass das Eis sich kaum auf dem kleinen See gebildet hatte, als Futter dorthin gebracht worden war; die Krähen waren bereits vorher vor Ort, und die Adler hatten ein Auge auf diesen Platz gehabt. Aufregende Tage stehen bevor. Über die Wildschweinkamera sahen wir, dass die durch das Tauwetter geweckten Marderhunde nun wieder zur Winterruhe gegangen sind. Die Wildschweine bleiben schön im Kamera-Blickfeld und mampfen die von den Kindergarten-Kindern von Ilmatsalu gesammelten Eicheln, vermischt mit Getreide. Über die Kamera zur „Fünften Saison‟ kann man sehen, wie sich nach und nach in Soomaa Eis bildet. Die Ufer sind bereits gefroren und auf dem Wasser schwimmen Eisschollen. Fließende Gewässer sind überall eisfrei, ebenso größere Seen und das Meer. Kleinere Gewässer tragen bereits eine Eisdecke, aber das Eis ist besonders dünn – Vorsicht!
Estlands Quellen: Kuremäe-Quelle
Sieben Jahre lang kam das Trinkwasser meiner Familie vor allem aus der Quelle von Kuremäe. Nach einem anderen ähnlich klaren und belebenden Wasser muss man sonstwo in Estland suchen. Die Kuremäe-Quelle liegt fern in den Wäldern von Alutaguse, aber es lohnt sich, die Fahrt auf sich zu nehmen. Bei Kuremäe gibt es einen heiligen Hain, und eine Opferquelle am Fuße des Hügels. Heute ist die Quelle in ein gekacheltes kleines Becken eingefasst, wo jeder sich Trinkwasser in ein Gefäß füllen kann. Die Quelle ist gesegnet und das Wasser auch heilend, weshalb man sich respektvoll und still während des Besuches der Quelle verhalten soll, und bei der Wasserentnahme soll der Quelle eine Gabe gewidmet werden: eine Silbermünze wäre wünschenswert, eine Ein-Euro-Münze ist ausreichend.
Um ein Bad in dem belebenden Wasser zu nehmen wurde ein kleines Badehaus nahe der Quelle errichtet, wo jeder hingehen kann, auch wenn es bisweilen eine Warteschlange gibt. Das Bad in dem kalten Quellwasser vermittelt einen Schub an Energie, der mehrere Monate anhält. Es ist sicherlich auch wert, die heilige Eiche auf dem Friedhof auf der Hügelkuppe zu besuchen. Die Rinder der alten Eiche soll eine heilende Wirkung entfalten, aber leider hat die Eiche jedes kleinste Stückchen Rinde verloren. Das letzte von weiter oben herunter gefallene Stück fand ich vor 5 Jahren.
Vielen Dank an alle, die auf die Notiz geantwortet haben, nach Trinkwasserquellen zu schauen, und nach wie vor freue ich mich über Zuschriften an
loodusenaine@hot.ee.
Zitat:
Am Tõnisepäev, dem St. Antonstag am 17. Januar, werden alle Jungen und Männer mit dem Namen Tõnn an ihrem Bett festgebunden.
Suure-Jaani
Übersetzung: Liis und Leonia