März-Mitte: Frühlingserwarten

Verfasst von Kristel Vilbasteloodusenaine@hot.ee
Bilder Arne Ader
 
Feldlerche im Schnee 
 
Die vier Wetterzeichen der Woche:
Bussarde am blauen Himmel,
Jungrobben auf dem Eis,
rot gefärbte Birkenstände
und frostige Nächte.
 
Der Frühling kommt
Der Frühling ist nicht mehr hinter den Bergen. Jeden Morgen linst er als Sonnenstrahl in unsere Augen, und tatsächlich, sogar die Kalenderweisen lassen ihn in dieser Woche beginnen. Der Frühling beginnt am Mittwoch, den 20. März, um 13.01 Uhr. Es gibt immer noch 20 Kältegrade des Nachts, aber am Morgen beginnt wieder Vogelgesang vor meinem Fenster zu erklingen – Meisen, Spatzen, Grünlinge rufen aus voller Kehle. Bisweilen scheint es, als ob der eine oder anderer Zwitscherer in der Kälte heiser sei, aus dem Schnabel kommen nur ein paar armselige Piepser, aber es ist sicherlich bereits ein Frühlingspiepser. Vor meinem Fenster verlassen die Spatzen den Nistkasten unmittelbar bei Sonnenaufgang und innerhalb einer Stunde wird er von den Kohlmeisen übernommen. Das Weibchen schlüpft in den Kasten und räumt auf, was die Sperlinge durcheinander gebracht haben, das Männchen beobachtet von der Kastenöffnung, was geschieht. Bisher scheinen die Spatzen und die Meisen nichts voneinander zu wissen. Und auch beim Elsternnest ist es ein  Durcheinander, obwohl das Elsternweibchen Zweige hierher und dorthin steckt – das Dach des Zweiggeflechtes ist dicht und regensicher, sogar das Unterteil trägt gut, das Problem sind die Zweige im Mittelbereich, es sind gerade genug, um Schutz gegen Wind und Feinde zu bieten, aber mit einer Menge an Sichtöffnungen. Aber das Elsternpaar hat noch die Wachpflichten vergessen und ein Krähenpaar besucht es, um zu untersuchen, ob sie eventuell ihr Nest oben auf das Elsternnest bauen könnten. Sie brechen störende Stecken mit dem Schnabel ab und rufen ihre Gefährten zu kommen und zu schauen.
 
Singschwan zu Fuß auf hauchdünnem Eis. Jäneda 
 
Der Adler hat zwei Eier
Aber der Vogelfrühling ist wirklich da. Während wir in Tartu uns mit dem Zwitschern der Überwinterer und dem Flug der Möwen begnügen müssen, kreisen über den Wäldern Südwest-Estlands rufende Bussarde. Amseln und Wacholderdrosseln kann man bereits zwischen den Wäldern sehen, möglicherweise sind es Überwinterer von ein wenig weiter südlich. Und obwohl Martti Martinson von der Wetterstation Sõrve schreibt, dass es recht winterlich sei, wurden draußen Lerchen, Saatkrähen und Hohltauben gesehen. Und Kamera-Adler Linda hat bereits zwei Eier gelegt. Das zweite Ei tauchte am Samstagnachmittag im Nest auf.
 
 
Kaninchen an den Apfelbäumen
Eines Morgens, als ich draußen im Garten war um das Elsternnest für den Looduskalender zu fotografieren, bermerkte ich Kaninchen-Kot unter der Hecke. Böse Vorboten! Ich hatte meine jungen Apfelbäume im Herbst ungeschützt gelassen, weil der Fuchs das Treiben der Kaninchen hier in der Gartenstadt bislang im Zaum hielt. Aber bei den Apfelbäumen schwor ich laut – gerade jetzt, wo der Saft in der Rinde der jungen Bäume sich zu regen beginnt und die Knospen sich leicht flaumig entwickelt hatten, hat der scharfe Zahn des Kaninchens die Spitzen der Sprossen abgebissen. Jedoch wurde nicht viel Schaden angerichtet, und der Stamm wurde nur an dem Baum angenagt, den ich bereits im Herbst aussortiert hatte. Aber ich empfehle allen, nach ihren Baumfreunden zu schauen.
 
Eiszapfen an den Jägala-Fällen 
 
Jungrobben
Natürlich schmerzen in dieser Woche die Herzen der Naturfreunde wegen der Geschehnisse in Ruhnu, wo jemand, der mit Kindern einen Ausflug auf das Eis unternommen hatte, ein neugeborenes Robbenjunges fand. Das Junge wurde sogar zum Fotografieren hochgehoben. Die Eissituation ist in diesem Winter schlecht, daher können Robbenjunge hier und da an die Küste kommen. Robbenschützer Mart Jüssi bittet eindringlich, dass Menschen die Robben nicht an fassen oder stören sollen. Die Jungen können mit ihren scharfen Zähnen jemandem die Finger abbeißen!
 
Kalb besiegte Luchs
Mein Bruder Enn Vilbaste erzählte mir eine unglaubliche Geschichte über die Tiere bei seinem Zuhause. Eines Morgens, als er den Kadaver eines der Räude erlegenen Waschbären holen ging, bemerkte er eine großen Blutlache zwischen einem Heuballen und einem Baum. Ein neugeborenes Kalb war verschwunden. Schneeschuhe an und hinaus, es zu suchen! Er musste weit gehen, aber endlich war das tapfere Kleine dort, auf der anderen Seite des Moores. Das kniehohe, zwei Tage alte Kalb hatte erfolgreich den Angriff der Räuber abgewehrt. Völlig unversehrt, ohne eine einzige Wunde! So ging es gemeinsam mit meinem Bruder zurück, ziemlich viele Stunden. Wahrscheinlich war die Blutlache von einem Luchsweibchen, das das scharfe Horn des Bergviehs verwundet hatte. Die Jagd war von den Luchsjungen des Vorjahres fortgesetzt worden.
 
Die Rehherde genießt die Unterstützung des Menschen – das Ende des Winters ist für das Rehwild eine schwierige Zeit
 

An Mariä Verkündigung, Maarjapäev, dem 25. März, wurden drei Maarjas oder Maris, die estnischen Pendants von Maria, aneinander gebunden, dann sollte es ein gutes Frühjahr geben. Karula.

 
Ein interessante Anweisung, wie man sich an Augenquellen verhalten solle, erzählte mir die Journalistin Liisi Seili: 
In Valgamaa bei der Nuudaquelle hatte sie von den Frauen gehört, dass das Gesicht vollständig ins Quellwasser getaucht werden müsse und dann müsse man ein paar Mal im Wasser mit den Augen blinkern. Probieren Sie es aus und sehen Sie, ob es hilft!
Und vergessen Sie nicht, der Quelle eine Silbermünze zu spenden.
 
Landarzt: Saunareisigbesen zur Heilung von Furunkeln

Gebrauchte Reisigbesen wurden nicht aus der Sauna entfernt. Sondern sie wurden in den Saunaofen getan. Manchmal war der Platz unter den Saunabänken voller alter Reisigbesen. Wenn es eine Wunde oder einen Pickel oder einen Furunkel gab, wurde irgendwo aus einem Besen ein Blatt darauf gelegt, so dass der „viha“ (Wortspiel: viha = Reisigbesen, oder Hass, Wut oder Bitternis) nicht herein könne, dann würde es eitern. Schmerzende Knochen wurden mit tärgändel oder kirasser oder selbstgemachtem Sprit eingerieben und dann gerieben und gedrückt und geknetet. Mit Knochenschmerzen legten sich die Leute immer auf die Saunabänke.

 

Estnischer Originalartikel hier veröffentlicht am 18.3.13

Übersetzung Liis und Leonia


 

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