Wandernder Specht

Text und Foto Rein Kuresoo, animalcity.eu/kuresoo/
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
 
 

Schwarzspecht    Musträhn       Dryocopus martius

 
Der Frühling hat irgendwie außerhalb des blau-schimmernden Waldes aufgeholt. Obwohl die Sonne unverändert ihre Alltagsarbeit macht – ohne besondere Begeisterung, aber als Entschädigung  mit der Präzision eines finnischen Scharfschützen. Zeig der Sonne einen dunklen Fleck – der Tag beginnt sofort ihn zu erwärmen. Die Sonne löst die Wurzeln der Setzlinge und Bäume, wärmt die Südseite der Baumstämme, und heizt jeden Fleck auf dem weißen Schnee  bis unter die Decke.
 
Am Fuße des Bäume wachen die Insekten auf und   klettern aus ihren Schlafsäcken – sie strecken ihre Beine, bewegen ihre Kiefer, reiben sich die Augen, kratzen ihre Hinterteile und nach und nach spähen sie auf die Wunder,  die in dieser Welt zu sehen sind. Doch bisher sind keine besonderen Wunder zu sehen, nur der Schwarzspecht in seiner herrlichen Stationsvorsteher Uniform hat schon auf sie gewartet und springt von seiner Baumkrone. Grundsätzlich ist der Specht kein Wanderer im Wald, der Schwarzspecht und der Grünspecht tun es jedoch (in der Tat scheinen die Wanderungen des Grünspechtes  in Estland zu Ende gegangen zu sein?) Der Schwarzspecht liebt es die Roten Waldameisen zu fressen, die an Baumstümpfen beschäftigt sind und am Fuß von Bäumen. Womit ist der Specht im obigen Foto beschäftigt, Fressen? Die Roten Ameisen wurden nicht gestern geboren, sie lassen sich nicht durch die erste Liebkosung der Sonne täuschen. Um an sie heran zu kommen, müsste der Specht große Löcher  in die Wurzel hacken, doch er durchstöbert lieber das Moos dicht am Stamm und pickt hin und wieder etwas vom Baumstamm.  Wenn der schwarze Vogel seine Arbeit beendet hat, fliegt er, schrill rufend, in den Wald hinein.  Dann kann ich auch einen Blick darauf werfen,  ob etwas Essbares am Fuß des Baumes zurückgelassen wurde. Die größte Anzahl an Schädlingen der Kiefern sind die Roten Kiefernbuschhornblattwespen (European pine sawfly) und die Gemeine Kiefern-Gespinstblattwespen (Acantholyda Posticalis).  Die Maden krabbeln den Kiefernstamm im Herbst herunter, im frühen Frühjahr schlüpfen aus beider Puppen neue Imagos. Doch meine Augen erkennen nichts im Moos und ich habe keine Lesebrille bei mir. Doch wenn man den Schwarzspecht direkt in die Augen schaut, erscheinen durchaus ein paar interessante Dinge – anstatt einer runden Pupille  hat er eine ovale, manchmal auch eine birnenförmige  Pupille – ganz so als ob der Specht etwas krumme Kontaktlinsen tragen würde. Wenn die Kreatonisten auf diese Tatsache auch aufmerksam werden sollten, hätten sie einen weiteren Trumpf in der Hand gegen die Darwinisten, zusätzlich zur Konstruktion der Zunge des Spechtes. Eine Wanderung im Wald – viele Fragen, wenig Antworten. Aber so ist es mit Spechten.


 

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