Pass auf – die gefiederten Freunde starten ins Leben!

Text: Eet Tuule und Aarne Tuule, Vogelclub Tallinn
Foto: Aarne Tuule
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
Silbermöwennest auf einem Dach.
 
Die Natur beginnt nun ihr sommerliches Bild zu zeigen, und ebenso sieht es im Leben der Vögel aus. Es gibt überall noch viel Gesang, aber davon immer weniger über Tags. Vögel, die früh mit dem Brüten begonnen haben, keine Zeit für Melodien, für sie hat ein von Pflichten schwer belasteter Zeitraum im Leben begonnen - ihre Jungen sind vorzubereiten auf ein unabhängiges Leben. Auch im Norden Estlands hat eine Vielzahl junger Krähen, Dohlen, Elstern, Stare, Drosseln und vieler anderer Arten ihre Nester in den ersten Tagen des Juni verlassen und es folgen ständig weitere.
Viele Jungvögel gehen unwiederbringlich während der ersten Wochen ihres Lebens verloren. An Orten, wo die Dichte der Vogelwelt besonders groß ist und Arten, die sich stören, eng nebeneinander leben, ist die Situation beim Aufwachsen einer neuen Generation der Vogelwelt sehr angespannt. Die Stadt ist solch ein Ort, wo das empfindliche natürliche Gleichgewicht gestört ist. In Tallinn zum Beispiel herrscht konstant Krieg zwischen Amseln, Krähen und Silbermöwen, und wenn darüber hinaus eine Anzahl Menschen im gleichen Gebiet lebt und auch Hunde und Katzen, gerät die Situation noch eher außer Kontrolle. Die Zahl der in der Hauptstadt brütenden Nebelkrähen, Möwen, Amseln und Wacholderdrosseln ist viel größer als früher angenommen, und so kommt es, dass wir - friedliebende Menschen - in scheinbar sinnloser Aggression angegriffen werden. Es kann überall passieren - in Parks, im eigenen Garten, auf einer Straße. Und der Grund ist immer, dass sich irgendwo in der Nähe ihre Nachkommen befinden oder dass ein einsames dummes Küken herumgeistert, ohne viel Verständnis für die Möglichkeiten und Gefahren der Welt. Dann verlieren die Altvögel die Nerven noch eher und greifen, manchmal zufällig, jedes Lebewesen an, von dem sie glauben es könnte gefährlich sein.
Wenn eine besonders aggressive Wacholderdrossel, Krähe oder kräftige Silbermöwe einen angreifen sollte, ist das Vernünftigste, was man zu tun kann, sich behutsam von dem Platz zurückziehen. Und wenn Sie vielleicht ein winziges Küken auf dem Fußweg herumstolpern sehen, dann setzen Sie es an eine sicherere Stelle. Die Hauptsache ist, dass es in der Nähe bleibt - die Eltern werden ihren verlorenen Sprössling schon finden. Nur ist es ratsam vorsichtig zu sein, wenn Sie dies tun – sichern Sie im Voraus, dass Sie nicht während der Rettungsaktion angegriffen werden. Glücklicherweise ist diese vielleicht für einige Leute aus der Stadt nicht so angenehme Zeitspanne bald zu Ende: die Krähenküken sind ausgeflogen, die erwachsenen Vögel haben sich beruhigt und bald sind die Familien aus den Nestern verschwunden. Aber die Möwen, die auf den Dächern Tallinns geschlüpft sind, werden ihre fliegerischen Fähigkeiten und ihre Geschicklichkeit erst später entwickeln und so ist es besser, ein Auge auf die kräftigen Silbermöwen zu haben. Es gibt sie tatsächlich an vielen Stellen. Aber schließlich sind wir zum Teil der Grund, warum diese Vögel so zahlreich in Städten vorkommen. Jetzt müssen wir damit leben, ob wir es mögen oder nicht. Also lasst uns eine friedliche Koexistenz versuchen!


 

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