EST EN DE ES RU  FORUM

       

Neue Cameras

Neue Cameras

 

Vogelbeobachters Tagebuch

Tagebuch führt Margus Ots, linnuvaatleja.ee
Fotos: Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
Bergfink
 
5. Januar
Der Wind hat nachgelassen, aber der örtliche dichte Niederschlag behindert Beobachtungen. Ich wollte eigentlich nach Sõrve säär und beschließe, die Buchten bei klarerer Sicht zu überprüfen. Es sind immer noch überall viele Wasservögel anwesend. Am zweiten Januar-Wochenende (14.-15. Januar) wird das mittwinterliche Wasservögelzählen stattfinden, und wem mag es gelingen, all diese Schwäne, Enten, Säger, Möwen und andere zu zählen. In einem normalen Winter wäre ein großer Bereich der küstennahen See um diese Zeit gefroren und die Wasservögel üblicherweise in den Süden geflogen. Jeder kann an der mittwinterlichen Wasservogelzählung teilnehmen, die Anweisungen kann man auf der Homepage der Estnischen Ornithologischen Gesellschaft nachlesen.
Beim Ort Rahuste entdecke ich einen blauen Halsring an einem Singschwan, mit dem Fernglas ist es kein Problem, die Gravierung zu lesen – 2U60. Der Direktor der Beringungszentrale, Olavi Vainu, erzählt mir, dass der Vogel in Ilmatsalu nahe Tartu 2010 als Jungvogel beringt wurde, im vergangenen Winter wurde er einige Male in Deutschland gesichtet und ist im Sommer nach Ilmatsalu zurückgekehrt. In diesem Winter jedoch ist er zunächst einmal in unseren Gewässern geblieben. Beobachtungen beringter oder anders markierter Vögel sollte man an die Beringungszentrale von Matsalu schicken, genauere Informationen auf der Homepage des Beringungszentrums.
An neuen Arten wurden auf meiner 2012er Liste heute ein Habicht (Accipiter gentilis) beim Ort Üüdibe und an einem Futterhäuschen der Vogelstation von Sõrve ein Bergfink (Fringilla montifringilla) ergänzt. Insgesamt enthält die diesjährige Liste nun 77 Vogelarten.
 
Baumläufer
 
4. Januar
Starker Sturm, im Laufe des Tages liegt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit im Westen Saaremaas bei 20 m/s und man mag nicht sonderlich gern hinausgehen. Aber der Tag kann nicht ohne neue Arten bleiben. Knapp außerhalb des Ortes Karala fliegt vor dem Auto ein piperartiger Vogel auf und hinein in den Wiesenrand. Beim Prüfen zeigt es sich, es ist ein Wiesenpiper (Anthus pratensis). Er ist im Winter selten, aber in warmen Wintern bleiben einige den Winter über an der Westküste. Für mich ist dies auch ein neuer „Winter-Punkt‟, in den Wintermonaten (Dezember – Februar) habe ich nun insgesamt 152 Vogelarten in Estland gesehen.
In solch heftigem Wind gibt es an der Küste nichts zu suchen, ich wende mich ins Binnenland, um nach der Wasseramsel der Odalätsi Quelle zu suchen. Die Wasseramsel (Cinclus cinclus), die hier ein regelmäßiger Überwinterer ist, ist jedoch irgendwohin zu einem Ausflug verschwunden. Überall am Waldboden ist eisfreies Wasser und in dem großen Areal kann man sie nicht so einfach finden. Ich muss auf den Winter warten, dann werden die Vögel sich an den weniger Flussstrecken aufhalten, die eisfrei sind. Aber ein Waldbaumläufer (Certhia familiaris) wird als neue Art in die Jahresliste aufgenommen, er ist am Ufer in einem Meisenschwarm unterwegs.
Während des Tages werden nur zwei weitere neue Arten in meiner 2012er Liste ergänzt, dort stehen nun 75 Namen. Der Wind wird morgen abflauen und das Ziel der Tour wir dann einer der bedeutendsten Orte der Vogelbeobachter sein — Sõrve säär.