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Zweite Aprilwoche: Kleinvögel singen schon...

Verfasst von Kristel Vilbasteloodusenaine@hot.ee
Fotos von Arne Ader
 
Eisgang in der Matsalu-Bucht.
 
Ein winziger brauner Vogel steigt in den Himmel wie ein Ball. Plötzlich öffnen sich winzige Flügel aus dem Ball, durchscheinend gegen die Sonne. Die Flügel flattern so schnell, dass man nur einen Augenblick lang ihre Federn mit den getupften Spitzen sehen kann. So schnell die Flügel flattern, so schnell sprudelt aus seinem Schnabel sein Gesang.
 
Silita, silita tiivulist, tiivulist, tuuleke. Silita, silita üle siili selja, silita, silita, tuuleke, tiivulist, tiivulist. [Streichle, streichle die Beschwingten, die Beschwingten, zarter Wind. Streichle, streiche über den Igelrücken, steichle, streichle, zarter Wind, die Beschwingten, die Beschwingten] (Lerchengedicht, Torma)
 
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
hurtiges Frosch-Hochzeitsvölkchen,
Ottern im Gras,
erste Buschwindröschen
und ein Ausbruch an Wärme.
 
Merkwürdig, dass wir die Lerche hauptsächlich durch ihr Lied kennen. „Liiri-lõõri, liiri lõõri, veel kõrgele, veel kõrgele, kõrgele, kõrgele.“ [„Liiri-lõõri, liiri lõõri, noch viel höher, noch viel höher, höher, höher.”] Und selbst, wenn man ihr Lied aus der Natur nicht kennt, reicht es aus, „liiri-lõõri“ zu erwähnen und jeder seufzt: „Natürlich, Lerche und Frühling!“ In Wirklichkeit ist dieser kleine Vogel eher wie ein ganz kleiner Sperling, aber deutlich schlanker, weil der kompakte Körper eines Sperlings es sicherlich schwerer hätte, sich so in die Luft zu schwingen. Und obwohl ich dieses Mal geplant hatte, ausführlicher über die Lerche in der wotischen Sprache* zu schreiben, bietet die Aussicht aus dem Fenster plötzlich eine sehr seltsame Szenerie. Und gemäß den alten Sitten der Menschen muss ich singen oder schreiben über das, was ich sehe. Ja, jetzt am frühen Morgen lassen die Strahlen der Sonne die Spitzen der Grashalme erglühen, die sich durch die Kälte rot gefärbt haben. Und plötzlich fliegt ein dunkler Schatten über den Rasen. Die andere Hälfte des Schattens landet auf dem Dach von Aothäts Spielhäuschen, wandert langsam über das Dach, springt munter hinunter auf den Rasen, scheucht ein paar Kernbeißer, die an den Steinen einer Mirabelle arbeiten, in die Luft und ... beginnt zu gurren: „Hü-hüü-hü-hüttüü...“ Ich schnappe mir das Fernglas um sicher zu gehen – und da ist sie, die Ringeltaube. Grauer Kopf, breite weiße Binde, ein Vogel, etwas größer und schlanker als die Haustauben. Was macht die Ringeltaube hier? Doch schon kommt eine weitere, die bessere Hälfte des Paares, und landet und läuft hinter die Hecke. Aber die Waldvögel können kein vorbeifahrendes Auto ertragen und verschwinden mit klatschenden Flügeln, schwer in Fahrt kommend, hinter dem Hausdach.
 
Ringeltaube
 
Zilp-zalp, zilp-zalp
Für Vogelfreunde ist dies die aufregendste Zeit. Das Vergehen des Schnees und der Anstieg der Tageswärme über 10 Grad sind für alles Lebendige Zeichen, jetzt aufzuwachen. Jetzt tummeln sich hier sogar die sich von Insekten ernährenden Vögel. In den Büschen lässt der Zilpzalp seine ersten schwachen Zilpzalps hören. Die Heckenbraunelle singt, die Rotkehlchen sind angekommen. Buchfinken, die tapfer den Schnee des Lerchenwinters [Spätwinter, Vorfrühling] überstanden haben, machen ihre ersten zaghaften Gesangsversuche. Der Wald hallt wider vom Drosselgesang, die Gärten sind erfüllt mit dem Silbengesumme der Bachstelzen. Die Flugunruhe der Gänse scheint sich ein wenig gelegt zu haben, vielleicht sind sie irgendwo auf den Feldern und futtern Getreideschösslinge. Der Himmel ist nicht mehr voller Gänse, aber in kurzen Abständen gackert ein Völkchen vorbei. Es gibt immer mehr Berichte über Kanadagänse, und die Vogelkundler diskutieren untereinander, ob diese Art hier bleiben und brüten könne.
 
Erstes Ei der Filmstars
Am Wochenende begann das Frosch-Wettrennen, auf den Straßen waren die zur Hochzeit hüpfenden Grasfrösche zu sehen und auch kriechende Kröten. Hier und dort sollen die Gras- und die Moorfrösche bereits mit dem Frosch-Chor begonnen haben. Der Frosch-Gesang ist ein Glückszeichen der Weißstörche, jetzt stehen vier Beine auf den Horsten und hin und wieder versucht ein langer roter Schnabel, seine Rechte durchzusetzen. Die Lehnsessel-Vogelbeobachter hatten eine besonders aufregende Zeit. Am frühen Samstagmorgen erstrahlte ein schönes weißes Ei im Blickfeld der Looduskalender.ee-Schwarzstorchen-Webcam, welches die Eltern sorgfältig mit grünem Moos zu bedecken versuchten.
 
Glänzende Buschwindröschen blühen
Eine aufregende Zeit des Erwachens findet auch im Pflanzenreich statt. Langsam füllen sich die welken Felder mit den goldenen Blüten des Huflattichs, in Süd-Estland haben sich auf dem Waldboden die Leberblümchen geöffnet, Nesseln wachsen wie mit Zauberkraft. Naturschützerin Kaja Kubar aus Pärnumaa erzählte über Skype, dass „Das erste Buchwindröschen seine Blüte geöffnet hat“. Man kann annehmen, dass der Frühling nun Fahrt aufnimmt. Aber, nun ja, als ich testend den Finger ins Kräuter-Beet steckte, war es brrr-rrr-rrr, ziemlich kalt. Aber die Rasenflächen sind übersäht mit Tausenden von Krokusblüten – gelb, weiß und violett. Es ist eine schöne Zeit. Der Schnittlauch ist fingerlang und die Frühlingszwiebeln bieten bereits einige Häppchen.
 
Die Kreuzotter kriecht aus ihrer noch unter dem Schnee verborgenen Höhle, sich in der Sonne zu wärmen.
 
Zecken im Gras
Jedoch ist auf dem Teich in der Tiigistraße in Tartu immer noch dickes Eis und der Boden ist tatsächlich noch nicht soweit, umgegraben zu werden. Die Flüsse Soomaas haben sich wieder in ihre Betten zurückgezogen, die Zeit des Hochwassers ging in diesem Jahr ungewöhnlich früh zu Ende. Es scheint, als ob dieses Jahr nur 4 und eine halbe Jahreszeit hätte. Aber stattdessen sind bereits die ersten Mücken in der Luft und jeder, der draußen spazierte, müsste in dieser Woche den ersten Schmetterling gesehen haben. Die Hummeln sind erwacht und die Fliegen versuchen, sich auf den Sandwiches derer niederzulassen, die draußen essen. Und natürlich sind die Zecken da, die Sängerin Anne Maasik erzählt, dass sie kaum wenige hundert Meter am Ahja-Fluss entlang ging, als sich bereits zwei der Tierchen an ihr verbissen hatten. Seien Sie also aufmerksam, und es ist nicht zu spät, sich gegen Hirnhautentzündung impfen zu lassen.
 
Empfehlung:

April ist der Saft-Monat. Es ist jetzt die beste Zeit, Saftlöcher in Birken zu bohren. Um den besten Saft zu erhalten, soll man nach einem Baum schauen, den man mit den Händen nicht ganz umfassen kann, eine etwa 25 Jahre alte Birke. Den süßesten Saft geben Bäume, die in höheren Lagen wachsen. Ein Loch muss hoch genug gebohrt werden, um einen Sammelbehälter darunter stellen zu können. Ein Ausgießer muss aus Weichholz geschnitzt werden, etwa 30-40 cm lang, und in seinen oberen Teil sollte eine Rinne von etwa 1 cm Durchmesser geschnitten werden, durch die der Saft in den Behälter fließt. Der Ausgießer muss fest in den Baum geschoben werden, damit der Saft nicht auf den Boden tropft. der Saft sollte auf der Schattenseite des Baumes gesammelt werden – damit die Sonne nicht die Flüssigkeit im Gefäß erwärmt und keine Hefekulturen zu wachsen beginnen.

 
In den Brutgebieten werden weiterhin die Reviere verteidigt. Männliche Vögel der Blässgänse.
 
Estlands Quellen: der Wasserwidder (Wasserheber) des Nachtigallentals*
Was haben eine Nachtigall und ein Widder gemeinsam? Nicht viel. Doch gibt es in Estland einen Ort, wo beide Namen sich vereinen. Es ist der Wasserwidder, der bei der Quelle gebaut wurde, die aus dem Hang des Rõuge Ööbikuoru, des Nachtigallentals fließt, der einen Teil des Wassers zu dem Hausstand auf einer Höhe von 26-30 Metern über dem Talgrund hinaufpumpt, indem er die Kraft des Hydraulik-Drucks nutzt. Der Wasserheber des Nachtigallentals wurde vom Hofbesitzer Friedrich Johanson im Jahr 1939 erbaut. Die Leistung der Pumpe liegt bei 5 m³/Tag. Im Winter bildet sich ein 2-3 Meter hoher Kamin aus gefrorenem Spritzwasser und das Wasser springt aus dieser Röhre.
*Hydraulicher Widder (Wikipedia-Artikel)
 
 
Übersetzung: Liis und Leonia