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Über Wildschweine am Ende des Jahres

Text Vahur Sepp, Förster
Foto Sven Zacekwww.zacekfoto.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
Wildschweinkessel 
 

Wildschwein     Metssiga        Sus scrofa

Das Wildschwein hält nur noch für wenige Wochen den Titel „Tier des Jahres“. Den wird danach ein anderer Bewohner estnischer Wälder übernehmen. Das Wildschwein verliert den Titel des Tieres des Jahres, aber die Probleme bleiben bestehen.
Aufgrund der milden Winter und sinnloser ganzjähriger Fütterung der Wildschweine durch Jäger hat die Anzahl der Wildschweine die kritische Grenze überschritten.
Es gibt auf der Welt zahlreiche Belege dafür, wie dies die örtliche Flora und Fauna verändert. In diese Richtung bewegt sich auch die Situation in Estland.
Jedoch ist es charakteristisch für Ökosysteme, sich zu regenerieren und zu stabilisieren. Für die Natur ist die Schweinepest ein Mittel, ein vom Menschen gestörtes natürliches Gleichgewicht wieder herzustellen. Unvermeidlich bringt es wirtschaftliche Verluste mit sich. Diese sollte man als „göttliche Strafe“ ansehen für unkluges Handeln.
Die unternommenen Maßnahmen, die Zahl der Wildschweine zu reduzieren, funktionieren nur auf dem Papier. Für ein erschossenes Tier können drei oder mehr großgezogen werden. Zusätzliches Füttern ist untersagt. Nur als Köder für Wildscheine darf Futter in den Wäldern in beschränktem Umfang ausgebracht werden, um die Jagd zu ermöglichen. Zur Zeit entstehen selbstgefertigte Ansitzleitern an Futterplätzen. Keiner nutzt sie zur Jagd, noch könnte er sie dazu nutzen. Doch für einen rechtlich korrekten Anschein sind sie bestens geeignet.
Es ist traurig, solches Unterfangen bei scheinbar vernünftigen und ehrbaren Bürgern zu sehen.
In Gebieten, die die Schweinepest noch nicht erreicht hat, wird wie zuvor gesagt, dass sie dorthin nicht kommen werde, sie werde von allein verschwinden.
Vielleicht wird sie das auch, aber in einigen Jahrzehnten. Der Ball ist nun im Feld der Jäger. Je eher sie die Tatsache akzeptieren, dass die Anzahl der Wildschweine in Estland um einiges reduziert werden muss, desto besser sowohl für die Umwelt und die menschliche Gesellschaft. Wir dürfen nicht den grundlegenden Zweck der Jagd vergessen – das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Wenn jemand beginnt, Wildschweine als Mittel zum persönlichen Profit zu verstehen, dann läuft in der Tat irgendetwas irgendwo sehr falsch.
Wir benötigen eine Zahl für die grundlegende Größe der Wildscheinpopulation in estnischen Wäldern. Diese Zahl sollte von Wissenschaftlern vorgegeben werden – Biologen, Zoologen. Derart wichtige Probleme dürfen nicht auf emotionaler Ebene gelöst werden.
Wildschweine haben in unseren Wäldern seit Jahrhunderten gelebt. Sie werden auch in Zukunft hier sein. Ohne sie wäre unsere natürliche Landschaft ärmer.
 
Das Gleichgewicht erhalten
 
Der estnische Veterinär- und Lebensmittel-Verband informiert:
 
Jede Woche wird die Afrikanische Schweinepest an 30 bis 50 Wildschweinen diagnostiziert, erlegten oder verendeten; die höchste Wochenquote enthielt 74 Wildschweine mit Infektionsnachweis. Bis heute hat der Veterinär- und Lebensmittel-Verband Nachweise für Afrikanische Schweinepest in mehr als 1000 Proben von Wildschweinen gefunden. Das bedeutet, dass die Virus-Konzentration hoch ist und das Risiko, dass die Infektion aus den Wäldern in die Höfe gelangt, weiterhin groß ist.