Wetter-Jahr 2015

Autorid

Text Kristel Vilbaste

Fotos Arne Ader

Übersetzung ins Englische Liis

Vom Englischen ins Deutsche Leonia

 

Textkörper

(Zusammenfassung zu Natur und Wetter 2015 veröffentlicht in Estnisch am 26.12.2015)

Wie bereits in frühreren Jahren werde ich auch zu 2015 eine Zusammenfassung über das Wetterjahr machen.

Im Jahr zuvor gab es zur Jahreswende genug Schnee, um in großzügigem Überhang von der Traufe zu hängen, aber im Januar 2015 war der Boden nur dünn bedeckt. Das Jahr begann mit einer Flut in Haapsalu am 2. Januar.

Jõgede jääkaas

Die erste sich auf Flüssen bildende Eisdecke erst im Januar

Aber im Februar konnte meine Tochter bereits riesige Schneebälle rollen. Von Estlands Jahrestag am 24. Februar an wurde Schnee knapp. Zusammenfassend können wir sagen – der Winter war schneearm.

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Es gab wenig Schnee, aber dennoch erreichte Hochwasser die Auwiesen des Emajõgi.
 
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Mäuse gab es im Winter reichlich.

Leberblümchen leuchteten in Võrumaa beim Ilmamäe-Hof bereits am 17. März blau. In der gleichen Nacht gab es ein wahres Aufflammen von Nordlichtern am Himmel.

am 6. April öffneten sich die ersten Sonnen der Huflattich-Blüten, in der Monatsmitte erschienen Regenwürmer, der Bogen war aufgetaut. Am 12. April begann der Seidelbast zu blühen, am 26. April hatte die Amsel zwei Eier im Nest, am 29. April waren die Städte erfüllt vom Duft der Ahorn-Blüten.

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Huflattich öffnete seine Blüten im März

Anfang Mai konnte man Weidenflöten machen, die Pflaumenbäume blüten vom 6. Mai an. Während der Blütezeit der Apfelbäume traten Nachtfröste auf und Süd-Estland blieb ohne Äpfel. Der Mai war schön, mit vielen Blumen und vielen schönen Regenbögen. Es gab auch genug Birkensaft.

Die Saison der Wilderdbeeren begann erst am 15. Juni. Anfang Juni war hell und sonnig, die zweite Hälfte trüber. Am Mittsommerabend klatschte der Regen herunter.

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Merklich viele Beerenpflücker zogen durch die Gärten. In der zweiten Sommerhälfte zeigte sich auch ein Mangel an Vogelbeeren.

Am 6. Juli begannen die Linden zu blühen. Am 17. Juli fielen riesige Hagelkörner. Am 24. Juli war das Meerwasser so kalt, dass nur drei Winterschwimmer im Meer am Strand von Pärnu waren. Es gab viele Himbeeren in Wäldern ebenso wie in Gärten. Pfifferlinge erschienen am 23. Juli, es gab mehr als sonst davon.

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Augusthagel

Im August wurden schließlich die Hitzekanäle geöffnet. Dürre herrschte, sogar die Quelle von Kuremäe fiel trocken. Afrikanische Schweinepest wütete in Wäldern ebenso wie in Schweineställen. Die Honigspeicher blieben in diesem Jahr dürftig.

Bis September waren hunderte von Brunnen und Quellen verdorrt. Die Leute eilten hinaus, Kranbeeren zu sammeln, die Ernte war durchschnittlich. Nachtfröste kamen erst am Monatsende.

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Birken-Blattläuse in Eis

Im Oktober konnten wir Rosen mit Raureif bewundern. Die Schneeballsträucher waren in diesem Jahr flammendrot. Nordlichter leuchteten wieder. Die Leute gingen weiter tapfer bis zum Monatsende Kranbeeren sammeln. Junge Ringelnattern krochen noch am Monatsende herum. Dem Wind gelang es, die Blätter von den Bäumen zu zupfen, bevor der Schnee kam. 

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Der Oktober bot wunderbare Morgen mit Raureif

Anfang November wurde schließlich die Regenschleusen geöffnet, aber der Monat war dunkel wie in einem Sack. Die erste kleine Menge an Schneemann-Schnee erreichte Tartu erst als Katharinen-Licht. Am Vorabend vom Katharinen-Abend (Kadri), Samstag, den 23. November, blühte noch Löwenzahn, ebenso die Petunien südlicher Länder in den Hängekörben am Monatsanfang.

Im Dezember gab es in diesem Jahr keine heftigen Stürme, aber an den ersten Tagen des Monats drückte der Wind noch Meerwasser in die Straßen von Haapsalu und Pärnu. Im Gegensatz dazu blieben die Hügel von Pandivere trocken – Der See von Porkuni war knochentrocken.

Und wie immer bat ich Freunde zu erzählen, was für sie das Besondere am Wetterjahr war.

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Weiße Quelle von Saula

Der Weise der medizinischen Kräuter, Ain Raal, sagt: „Die große Erfahrung in der Natur war es, eine wunderbare Quellhöhle und die Quelle mit sprudelndem Wasser bei der Stadt Tõrva zu finden, im Pokardi-Tal. Als Kind war ich an diesen Orten schon recht häufig, auch nahe der Quelle, aber seltsamerweise war mit die Existenz der Quelle niemals bewusst – vielleicht eröffnet sich die Natur uns je älter wir werden und je aufmerksamer wir die Natur beobachten.”

Insektenexperte Urmas Tartes sagt: „Mit dem kalten Frühjahr und dem kühlen Sommerbeginn war das Insektenleben des Sommers etwa zwei Wochen zu spät und ging in kleinen Schritten voran. Es gab eindeutig viele Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus). Obwohl wir in diesem Herbst ein Minimum an Schnee hatten, gab es immer noch viele aktive Schneeflöhe an den ersten beiden Schneetagen (24. November) auf dem Schnee im Kreis Tartu.”
 
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Himbeeren

Botanikerin Tiina Elvisto sagt: „Der Juli war besonders. Normalerweise gehen die Teilnehmer der Sommer-Freiluftschule mit nackten Füße, Beinen, Schultern in hellen und weiten Kleidern. Nun hatten die gleichen Leute Strickjacken an, Daunenjacken darüber und lange Hosen dazu.

Die finstere Phase zu Monatsanfang hinterließ den Eindruck eines herbstlichen Pilz-Kurses statt eines Mittsommer-Lagers.

Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich im Juli ein Feuer im Kamin machen, um den Raum etwas zu erwärmen. Die süßesten Himbeeren, die ich je hatte, waren im August von Aegna.“

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Bussarde beim Spiel

Vogelkenner Urmas Sellis erzählt: „Das kühle Frühjahrswetter und der damit einhergehende leichte Regen gefiel den Wespenbussarden nicht. Sie trafen ein und und ihr Instinkt ließ sie Nester bauen, aber meist führte das zu keinem Ergebnis. Mäusebussarde ließen sich davon nicht stören, die Brut, die im Frühjahr bei schönem Wetter einen guten Start hatte, setzte sich über die Schlechtwetterperiode hinweg fort, mit einer Diät an Regenwürmern, falls notwendig.”

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Rohrdommel

Volkskundeforscherin Marju Kõivupuu sagt: „ So viele mystisch blutrote Abendhimmel wie im vergangenen Jahr habe ich noch nie zuvor gesehen, oder nicht bewusst  oder vielleicht auch keine Zeit zu sehen gehabt. Es gab auch windiges Wetter. Die Altvorderen haben solche Phänomene als Botschaften von bevorstehenden unruhigen Zeiten gesehen. Aber um nicht mit einem traurigen Ton zu enden, ich ging in den Sommernächten zur Halbinsel Paljasaare, um der Rohrdommel zu lauschen. Dies wird sicher der Sommer der Rohrdommel für mich bleiben.”

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Sonnenuntergang an der Landspitze Berta

Wetter- und Landwirtschaftsleute Vello und Laine Keppart ergänzen: „Der Winter war warm und ziemlich schneearm, der Frühling früh und zog sich über einen längeren Zeitraum hin. Die Blumen blühten sehr lange Zeit.

Der erste Teil des Sommers blieb kühl und Mitte Juni gab es örtlich sogar Bodenfrost. Das heiße Mittsommerwetter traf nicht vor August ein. Der Herbst war warm und trocken und erlaubte den Bauern, reiche Ernte auf den Feldern einzufahren und die Herbstarbeiten gut zu beenden.”

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Frost an Gänsefingerkraut

Naturfreund Arne Ader ergänzt auf seine Fotos verweisend: „Die erste Eisdecke auf den Flüssen kam im Januar. Die Zahl der Mäuse im Winter war groß. Es gab eher wenig Schnee, aber das Hochwasser erreichte doch die Auwiesen des Emajõgi. Wildtiere und Vögel kamen, die Beeren in den Gärten zu naschen, in den Wäldern gab es einen gravierenden Mangel an Vogelbeeren. Der Oktober bot wunderbare Morgen mit Raureif.”

Looduskalender-Organisator Gennadi Skromnov erzählt über die Web-Cams: „Im Frühjahr plünderte ein Seeadler den Schwarzstorchhorst. Derartige Ereignisse bleiben uns in der Regel verborgen. Zum Glück schlüpften aus den zwei verbleibenden Eiern junge Störche, die beringt wurden, bevor sie zum Herbstzug aufbrachen – Wind unter ihre Flügel!

Video aufgezeichnet von Urmas Lett

 

Zur Ernährung von Stockenten nimmt man an, gehören Wasserpflanzen und Insektenlarven, Muscheln, Krebstiere, die im Schlamm am Boden leben. Mit der Fischkamera sahen wir, wie Stockenten offensichtlich und vom Verhalten her geübt Fischrogen vom Bachforellenlaichplatz aßen. Es geschah an mehreren aufeinander folgenden Tagen, dann erneut nach einer Woche und wieder in einer anderen Woche …“
 
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Wolf beginnt einen Angriff. Kloostri-Wiesen, Matsalu

Naturschützer Enn Vilbaste erzählt: „Fast zwanzig Wölfe wandern ständig hier in Nigula herum; einige von ihnen stellen sich jeden Tag in die Lichter der Autos. Wölfe sieht man häufiger als Rehe."

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Maulwurfshaufen

Naturführerin Kaja Kübar ergänzt: „In diesem Jahr gab es keine Niederschlagsüberflutungen in den Feldern, aber stattdessen eine wahre Flut an Maulwürfen und Wühlmausen. Unsere letzte Bachstelze verließ uns Richtung Lettland erst Ende November.”

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Sonnensäule

Volksüberlieferungsforscher Mikk Sarv kommt zu dem Schluss: „In diesem Jahr riet uns der Himmel, das Spiel der Farben zu bewundern. Im Februar stiegen bei Sonnenauf- und -untergang faszinierende Sonnensäulen in den Himmel. Im März und im Herbst gab es bunte Nordlichter und Sternschnuppenregen. Es war ein schönes und großzügiges Jahr.”

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Nordlichter.

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