Herausgeber von wissenschaftlichen Nachrichten zum Jahr der Kohlmeise Marko Mägi, marko.magi@ut.ee, Vogelökologieforscher an der Universität Tartu
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
Dass Meisen die zahlreichsten Futterhäuschenbesucher sind, wurde auch von den Ergebnissen der Wintergartenvogel-Zählung bestätigt. Die Meisen wuseln lebhaft beim ersten Licht an den Futterhäuschen, verlassen es erst, wenn die Dämmerung kommt, und es ist fast unmöglich sicherzustellen, wer kam, wer ging, wohin und ob ein Vogel tatsächlich zum selben Futterhäuschen zurückkehrt.
Beim Beringen von Vögeln wurde gesehen, dass Meisen lieber in der Nähe von Futterhäuschen in einer Gegend bleiben und selten zu neuen Jagdgründen wecheln. In der Nähe von Futterhäuschen zu bleiben scheint offensichtlich eine optimale Lösung für die Vögel zu sein - warum in unbekannte Gebiete gehen, um sein Glück zu prüfen, wenn in der Nähe Futter garantiert ist. Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, dass die Vögel tatsächlich "faul" sind und sich nicht die Mühe machen, nach neuen Futterplätzen zu suchen. Aber Faulheit im Fall von Vögeln ist extrem schwer zu beurteilen.
Foto: Karl Adami
Um die Standorttreue von Vögeln zu beurteilen, wurden in der Slowakei Kohlmeisen und Blaumeisen an Futterhäuschen gefangen. Da durch telemetrische Studien bekannt ist, dass sich Meisen bis zu einem Kilometer von Futterplätzen entfernen, und nur selten 1,5 Kilometer, wurden die beringten Vögel von den Plätzen, an denen sie gefangen wurden, zu einer Distanz von 7,8 Kilometern transportiert, was sehr viel weiter ist, als der Radius der Winteraktivität der Vögel. So konnte die Ortstreue und ihre Orientierungsfähigkeit genauer beurteilt werden: wenn die Vögel ihrem Futterhäuschen treu sind, sollten sie früher oder später zu ihm zurückkehren. Wenn jedoch nur eine gute Auslage an Futter wichtig ist, würden sie sich genauso gut an einer anderen Futterquelle in der Nähe des Ortes, an dem sie freigelassen wurden, niederlassen.
Beim fortdauernden Fangen von Vögeln am Futterhäuschen begannen die früher gefangenen und weggebrachten Vögel langsam "nach Hause" zurückzukehren. Jedoch, nicht alle Vögel kehrten zurück; Unterschiede bei Art, wie auch Geschlecht konnten festgestellt werden. Im Durchschnitt brauchten die Vögel vier Wochen um zurückzukommen, aber Blaumeisen waren schneller als Kohlmeisen - sie brauchten im Durchschnitt eine Woche weniger. Der Anteil an Blaumeisen, die zurückkamen, war auch größer - von den Blaumeisen kam fast die Hälfte (45,7%) zurück, von den Kohlmeisen nur ein Drittel (32,5%). Die Männchen beider Arten kamen schneller "nach Hause". Die Geschwindigkeit der Rückkehr wurde auch von der Menge des Futters im Futterhäuschen zum Zeitpunkt an dem sie gefangen wurden, beeinflusst - die Vögel kehrten schneller zu einem reichlich gefüllten Futterhäuschen zurück.
Es ist kompliziert eine klare Schlussfolgerung aus den Ergebnissen zu ziehen, aber die Beobachtungen deuten auf einen Einfluss von Vogelart, dem Geschlecht des Vogels und der Menge von Futter im Futterhäuschen, auf die Evolution von Winterstandorten, Standorttreue und Fähigkeit nach Hause zurückzukehren.
Praktische Schlussfolgerungen können auch aus der Studie gewonnen werden - wenn Sie wollen, dass Vögel zu ihrem Futterhäuschen zurückkommen, sogar aus größeren Entfernungen, sollte es fleißig mit Futter gefüllt werden. Ob tatsächlich ein "Anbinden" von Vögeln an Menschen ein Ziel für sich sein sollte, muss jeder für sich entscheiden.
Krištín A, Kaňuch P. 2017. Stay or go? Strong winter feeding site fidelity in small woodland passerines revealed by a homing experiment. Journal of Ornithology 158:53–61. DOI 10.1007/s10336-016-1362-2