Wissenschaftliche Nachrichten zum Kohlmeisenjahr bearbeitet von Marko Mägi, marko.magi@ut.ee Universität von Tartu, Abteilung für Vogelökologie
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
Meisen, wie auch Greifvögel, versammeln sich an Futterhäuschen und dies zwingt die Meisen ständig auf der Hut zu sein. Einen gefährlichen Greifvogel von einer harmlosen Art zu unterscheiden ist von entscheidender Bedeutung. Während Flucht ergreifen entscheidend ist, wenn sich ein Greifvogel nähert, ist es nicht notwendig, Energie sinnlos zu vergeuden, wenn er harmlos ist.
Woran erkennen die Meisen, dass der Greifvogel gefährlich für sie ist? Die Frage mag zunächst seltsam erscheinen, aber eine Antwort zu finden war eine echte Herausforderung für die Wissenschaftler, und wurde deshalb bis jetzt relativ unzureichend studiert. Offensichtlich funktioniert es über das Sehvermögen der Vögel, aber was genau sind die Details, die am Greifvogel zur Kenntnis zu nehmen sind?
Genau zu dieser Frage - haben die Meisen, die die Futtertische besuchen, vor der Gestalt des Greifvogels Angst, und wie wichtig ist die Gefiederfarbe - hat eine Studie, die in der Tschechischen Republik ausgeführt wurde, versucht eine Antwort zu finden. Einer der Teilnehmer der Studie war Killu Timm, Doktorand der Tierökologie an der Universität von Tartu. Als Greifvogel wurde die Figur eines sitzenden weiblichen Sperbers verwendet, da der Sperber für die Meisen, die das Futterhaus nutzen, der häufigste und gefährlichste Besucher ist. Die Figur wurde in die Nähe des Futterhauses plaziert und das Fressverhalten der Meisen wurde überwacht.
Die Größe, Augen, Schnabel, Füße, Klauen, Schwanz und Flügel der verwendeten Figuren waren typisch für einen Sperber, aber die Form wurde mit drei unterschiedlichen Gefiederfärbungen variiert - eine typisch wie ein Sperber gefärbt, mit gestreiftem Bauchmuster, ein Sperber gefärbt wie ein Rotkehlchen, und zusätzlich auch eine Sperberfigur in lila-weißem Karo, welches ein Gefiedermuster ist, das bei Vögeln in der Natur nicht vorkommt und demnach kein unmittelbares Gefühl von Gefahr bei den Meisen auslösen sollte.
So sehen Sperber wie Kohlmeisen und Rotkehlchen aus. Die erfolgreichste Verkleidung war jedoch das Karo, denn die Meisen verstanden nicht, sie zu überhaupt zu fürchten. / Foto: Killu Timm
Beim Sehen der letzten beschriebenen Figur setzten die Kohlmeisen und Blaumeisen die Besuche am Futterhäuschen fort, da die ungewöhnliche Farbkombination über die morphologischen Charakteristiken des Vogel selbst dominierten. Zwei Gefiedervariationen - die eine vergleichbar einem Rotkehlchen und die Sperberform ohne Bauchmuster, wurden vermieden, wie die Figur, die an einen echten Sperber erinnert. Es zeigt, dass Figuren mit einer Gefiederzeichnung die innerhalb der in der Natur auftritt, und mit einer Form vergleichbar mit der eines Greifvogels, als mögliche Bedrohung angesehen werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Kohlmeisen die Form mit einer roten Brust als männlichen Sperber beurteilten, oder dass die rote Farbe als Warnfarbe angesehen wurde.
Es wurde auch festgestellt, dass Blaumeisen das Futterhäuschen öfters besuchten, als Kohlmeisen, was auf weniger Scheu oder geringere Fähigkeit das Rotkehlchen und die Form ohne Bauchstreifen mit einem Sperber zu verbinden. Eine größere Motivation für Blaumeisen das Futterhäuschen zu besuchen, ist jedoch wahrscheinlicher, denn - in sozialer Hinsicht niedriger in der Hierarchie als Kohlmeisen - müssen sie größere Risiken beim Nahrungserwerb eingehen.
Die Änderungen im Verhalten von Kohlmeisen beim Fressen weisen darauf hin, dass zur Identifikation von Greifvögeln bestimmte Farben der Gefiederdetails wichtig sein können, aber keine entscheidende Bedeutung haben. Die Meisen können auch auf andere Charakteristiken vertrauende Entscheidungen treffen. Die Figur eines sitzenden Sperbers wurde nur dann als komplett harmlos beurteilt, wenn sie eine ungewöhnliche, von der natürlichen abweichende Färbung hatte.
Veselý P, Buršíková M, Fuchs R, 2016. Birds at the Winter Feeder do not Recognize an Artificially Coloured Predator. Ethology 122: 1–8. DOI: 10.1111/eth.12565