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Vogelbeobachters Tagebuch — 100 Arten erreicht!

Vogelbeobachter: Margus Otslinnuvaatleja.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
23. Januar – 100 Arten endlich erreicht!
 
Bereits gestern sah es so aus, als ob sich ein paar hellere Vögel unter den Birkenzeisigen bei der Aardlapalu-Deponie befanden, aber sie waren zu weit weg, um sie als Polar-Birkenzeisige zu bestimmen, und es war nicht möglich, näher heranzukommen. Deshalb ging ich heute erneut hin, um nochmals nachzuschauen. Diesmal waren die Vögel näher zur Straße und ich stieg aus, um sie mir besser anzusehen. Unter etwa 120 Birkenzeisigen (Carduelis flammea) stachen letztlich 2 oder sogar 3 Polar-Birkenzeisige (Carduelis hornemanni) heraus. Der Vogelschwarm bewegte sich recht nervös auf dem brachliegenden Feld, und es war schwierig, genauer festzustellen, wie viele es waren. Polar-Birkenzeisige zu bestimmen ist ohnehin nicht so einfach, denn selbst unter den gewöhnlichen Birkenzeisigen gibt es blassere Individuen. Aber wie der estnische Name, hele-urvalind – heller Birkenzeisig, bereits zeigt, ist der Polar-Birkenzeisig (mit einem weißen Grundton) deutlich heller als der gewöhnliche Birkenzeisig; die Streifen an den Seiten fehlen ganz oder fast ganz, und der Rumpfbereich ist rein weiß ohne Farbstreifen. Um diese Art zu bestimmen, müssen alle Merkmale klar zu erkennen und dazu müssen die Vögel ziemlich nahe sein.
 
Dies ist die Sicht eines Fuchses, wenn Rebhühner vor ihm fliehen (Aardlapalu, 23.1.2012)
 
Als ich gerade mit der Bestimmung der Polar-Birkenzeisige befasst war, querten unmittelbar vor mir 5 Rebhühner (Perdix perdix). In der dichten Vegetation wären sie sonst unentdeckt geblieben. Rebhühner sind in den vergangenen Jahren in Estland recht selten geworden; der Hauptgrund für ihren Rückgang ist wie man glaubt die Zunahme kleinerer Räuber. Die Rebhühner wurden einfach von Füchsen und anderen Tieren gefressen. Aber die Aufregung über die Rebhuhn-Sichtung entstand aus dem Umstand, dass diese Art sich als die 100. Vogelart auf meiner 2012er Liste entpuppte!
Durch diese Beobachtungen angeregt, beschloss ich, nach Haaslava zurück zu kehren, wo wenige Stunden vorher Eisvögel (Alcedo atthis) gesichtet worden waren. Ich entdeckte die Wasseramsel (Cinclus cinclus) sofort wieder, aber Eisvögel waren nirgends zu sehen. Ich entschied mich, am Ufer entlang im Wald zu gehen, vielleicht lauerten die Eisvögel irgendwo auf ihre Beute. Aber in dem tiefen Schnee hatte ich nicht bemerkt, dass irgendein Tiefbauarbeiter, vermutlich ein Biber, mir eine Falle gestellt hatte. Jedenfalls fiel ich in ein Loch und wurde nass und die heutige Vogelbeobachtungstour war zu Ende. Aus dem Gebüsch hervortretend sah ich einen Schwarm Meisen fliegen. Eine Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) zeigte sich unter ihnen und war damit die 101. Art auf meiner 2012er Liste. Wenigstens ein wenig Gutes brachte der Platsch mit sich.
Bereits früher hatte ich geschrieben, dass die ersten 100 Arten bis zur zweiten Januar-Hälfte keine Besonderheit seien. Im warmen Winter 2009 hatten die hartnäckigsten Vogelbeobachter die 100 Arten  bereits am 3. und 4. Januar erreicht. Aber ich hatte nicht einmal einen überstürzten Beginn mit harter Arbeit zum Jahresbeginn eingeplant, das Ziel ist dennoch ein Jahresrekord. In meinen alten Notizbüchern sah ich, dass 2002, als ich mit 262 Arten den Jahresrekord erreichte, ich die 100. Art erst am 28. März gefunden hatte. Daher ist der derzeitige Stand nicht der schlechteste. Aber wann wird die 200-Arten-Grenze erreicht sein? Irgendwann Anfang Mai, wie die Erfahrung lehrt, mit der Ankunft von Wachtelkönig und Mauersegler.