Letzte Aprilwoche

Verfasst von Kristel Vilbasteloodusenaine@hot.ee
Fotos von Arne Ader
 
Viel Wasser in den Flüssen. Pedja-Fluss bei Kursi
 
Wieso können es so viele sein? Zehn, zwanzig . . . zwei, vier, sechs. Sechsundzwanzig Kernbeißer. Jene Vögel mit den riesigen Schnäbeln, weißer Schwanzspitze, Größe zwischen Buchfink und Seidenschwanz. Natürlich, sie knacken die vorjährigen Mirabellen-Kerne. 
 
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Kuckucksrufe,
Froschhochzeiten,
Streunende Bären
und Donnergrollen.
 
Höckerschwan mit Nistmaterial
 
Nein, ich wollte dieses Mal nicht über Kernbeißer reden, aber mit ihrem lauten „finken“ und den ständigen Reibereien zwischen den Männchen haben sie sich einfach ins Bild gedrängt. Heute waren auch drei Stare auf dem Rasen vorm Fenster. Und ihre Schnäbel sind außergewöhnlich golden vor dem Hintergrund des grünen Rasens. Es sind tatsächlich Stare, gesprenkelte kleine Vögel. Sie werden leicht mit den Amseln verwechselt, von denen wir in der letzten Zeit viele herumfliegen hatten. Aber das Amselmännchen mit einem schwarzen Gefieder hat einen goldenen Ring um sein Auge, und sie sind gewiss nicht gesprenkelt wie die drei Vögel auf dem Rasen vor meinem Fenster. Ein Star reckt seinen Rücken nach oben wie eine Ente und zieht – zieht etwas aus dem Boden – ein leckerer Bissen ist der Lohn für die Kraftprobe. Nachdem er die kleine Wurst verschlungen hat, schaut sich der kleine Sprenkelrücken um und entdeckt den an der Wand hängenden Nistkasten. Schwirr, ist er auf dem Dach und dann in der Öffnung. Aber nur der goldene Schnabel und die Hälfte des Kopfes passen in das Loch. Nichts zu machen, für mehr ist kein Platz. Kein Platz, weil wir darauf hofften, dass das Blaumeisen-Paar, das sich ums Haus tummelt, neben dem Fenster wohne und der Kasten nach Meisen-Maßen gefertigt wurde. Aber die Meise kam auch. Beginnend mit natürlich den Feldsperlingen, die über die reizende Wohnung entzückt waren, die sogar ein Duschbad aus der Traufe hat. Aber am vergangenen Wochenende geschah etwas. Jeden Morgen um halb sechs begann ein Meisenmännchen laut am Fenster zu rufen. Die Sperlinge kommen von Zeit zu Zeit, ihr Eigentum zurück zu erhalten, aber als Reaktion darauf streckt eine verärgerte schwarzköpfige Meisendame ihren Kopf heraus und die Sperlinge wenden sich zum schnellen Rückzug.
 
Kuckuck, Kuckuck ...
Frühmorgendliche Besucher auf dem Rasen sind auch der Steinschmätzer und die Bachstelze, irgendwo auf des Nachbars Gebiet, zwischen den Latten der Verkleidung, versuchen sie ihre Heime einzurichten. Diese Woche kam auch ein Rotkehlchenpaar, weil die Nesselbüschel und Löwenzahnblätter unter den Büschen so hoch gewachsen sind, dass man hervorragend zwischen ihnen Verstecken spielen kann. Die Elstern kommen nicht mehr hierher, ich weiß, dass sie ihr Nest jetzt anderswo haben und das Weibchen bereits eifrig auf dem Nest sitzt. Kiebitze und Lerchen werden seltener, vermutlich stehen auch bei ihnen familiäre Sorgen im Vordergrund. Aber die kleinsten, die Grasmücken, verirren sich nicht hierher, wahrscheinlich sind die neuen Stadtteile für sie ein weniger geeigneter Lebensraum. Im Gegensatz dazu endet auf dem Land rund um die Höfe derzeit das Zilpzalpen und das Lied der Laubsänger keinen Augenblick. In dieser Woche kam auch der Kuckuck zurück. Kuckuck!
 
Fuchs frisst Stockente
 
Sumpfdotterblume, Füße im Wasser
Drinnen zu hocken lohnt sich jetzt nicht, eine stärker mit Blumen geschmückte Jahreszeit ist kaum zu finden. Selbst aus dem Autofenster kann man sehen, dass das ganze Land blau voller Leberblümchen ist und weiß von Buschwindröschen. Jeder, der zu einem Flußufer hinuntergeht, kann den gelbgrünen Teppich des goldenen Steinbrechs und im sanftgrünen „Gras“ der Sterne von Bethlehem ihre goldenen Blüten blühen sehen. Das Lungenkraut hebt seine blauen und roten Blütenkelche aus den welken Blättern und dem Gras. Kaja Kübar aus Pärnumaa schreibt, dass das Scharbockskraut und die Sumpfdotterblume blühen. Die Birke läuft über und wartet auf die Saft-Ernter, dass sie einen Stopfen in das Saft-Bohrloch stecken. Die Birke selbst hat bereits kleine Blatt-Öhrchen. Weiden blühen überall mit gelben „Küken“-Kätzchen und jetzt, wo auch der Donner grollt, sollte die Zeit zum Basteln der Weidenflöten gekommen sein.
 
Frösche übereinander
Am angesagtesten ist es Frösche zu beobachten. Wir haben wohl alle von den Frosch-Rettungsaktionen gehört, mutigen Menschen, die helfen wollen. Obwohl ich nicht immer mag, wenn man in die Natur eingreift, weil man nie weiß, wohin der nächste Schritt führt. Dass der Frühjahrszug für die Frösche eine harte Erfahrung ist, wenn keine Menschen eingreifen, konnte ich in Kütiorg beobachten. Dort kämpfte sich ein Kröten-Trio schmerzhaft Richtung Teich – die ganze Leistung erbrachte ein altes Krötenweibchen, schwer an Eiern tragend, auf ihrem Rücken saß ein kleiner grüner herzzerreißend quakender Kröterich, so winzig, dass seine Beine kaum bis zum Weibchen herunter reichten und quetschte den Hals des Mänchens dazwischen flacher und flacher ... Ich hatte ein schreckliches Verlangen danach, ein wenig menschliche Ordnung in dieses Trio zu bringen aber sie wären wahrscheinlich sehr ärgerlich geworden, wenn ich das getan hätte.
 
Kröten auf dem Weg zum Laichplatz
 
ZITAT:
Walpurgis (oder Maifeiertag) ist ein Tag für Hexerei zum Schutz gegen bösen Zauber, kein Tag für schwarze Magie.
 
Empfehlung:
Um den Wolf zu hindern zur Schafherde zu gelangen, gingen die Menschen in den alten Tagen um ihre Herde mit einer Rinderpeitsche und einem Sieb mit heiligen Gegenständen herum – einer Kerze, einem Heiligenbild, einem Feuerhaken. Auf dem Gang wurde ein Zauber gelesen – ein Wunsch, dass Wölfe und wilde Tiere im Wald bleiben und nicht die Herde angreifen sollten. Der Zauber wurde durch ein Gebet bestätigt, es konnte ein Vaterunser oder ein anderes bekanntes Gebet sein.
 
Estlands Quellen: Tiit Eipre-Quelle
Wenn wir über Quellen sprechen, dann sollten wir wirklich mit der wichtigsten unserer Quellen beginnen, der Quelle, an der der Fluss Pärnu entspringt, der durch Estland fließt und es nährt wie eine Mutter. An der Schnellstraße Paide–Rakvere auf der Südseite bei dem Ort Roona-Alliku etwa zehn Schritte von der Straße entfernt springt diese kräftige Quelle aus dem Boden. Diese Quelle wird auch Eipre-Quelle genannt nach dem Mann, der sie entdeckte, dem bekannten Hydrologen Tiit Eipre. Der Ausstoß der Quelle liegt bei 20–80 Liter/Sekunde. Flußabwärts fließend erreicht das aus dem kalten, kristallklaren Wasser der Eipre-Quelle gebildete Gewässer bald die Ausmaße eines herrlichen Quelltopfes mit mäandernde Ufern, in dem das Wasser vom Grund herauf sprudelt durch eine Reihe starker und aufsteigender Quellen. Um die Quellen zu schützen wurde das Roosna-Alliku-Kaltwasser-Quellschutzgebiet gegründet und eine große Anzahl Menschen holt dort ihr Trinkwasser..
 
 
Übersetzung: Liis und Leonia


 

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