
Weder fliegen Vögel, noch bewegen sich Lebewesen: Rehrudel im Schnee liegend, wiederkäuend oder einfach nur ruhend
Die in Rauhreifnadeln gekleideten Zweige sind gefroren, so wie auch die gesamte nördliche Natur. Weder fliegen Vögel, noch bewegen sich Lebewesen. Die Kältegrade frieren das ganze Leben ein.
Die vier Wetterzeichen der Woche:
Sperlinge, die Füße unter den Federn versteckt,
die Bäume von Soomaa im Eisrock,
rote Polarlichter
und -30 Grad.
Sonntagnacht kroch die Kälte in das Herz Estlands und um fünf Uhr zeigte die Wetterstation Reola -32,6 Grad. Kältehochburgen waren außerdem die südöstliche Ecke des Võrtsjärv-Sees und das östliche Ufer des Pihkva-Sees und der nordwestliche Teil des Peipussees bis Jõgeva. An anderen Orten war es im Vergleich zu diesen Stellen warm, auf den Inseln kann es sogar bis zu 20 Grad wärmer sein. Esten in der Mitte Estlands müssen auf jeden Fall ihre Daumen drücken, dass im Tauwetter Anfang Januar die Knospen der Bäume und Sträucher sich nicht zu öffnen begannen, so dass die Kältegrade nicht das zarte hellgrüne Knospengewebe zwischen offenen Knospenschuppen erreichen können. Aber lasst uns das Beste hoffen, weil zumindest der größere Teil der niedrigen Pflanzen glücklich unter einer dicken Schneeschicht wärmend geborgen ist, am Herz der Erde, dass sich zwischenzeitlich erwärmte. Aber es ist hier um Tartu herum so kalt, dass ein Mensch freiwillig seine Nase nicht herausstreckt. Sogar die Vögel kommen nur am Mittag zum Futterhaus. Der Sperling, der Samen aus dem Meisenknödel pickt, steckt seine Füße tief zwischen die Federn, der Vogel erscheint wie ein liebenswerter Federball, die Füße sind keine einzige Klauenlänge sichtbar.

Pferde treiben Unfug. Bei der strengen Kälte ist es gleichzeitig eine Möglichkeit, warm zu werden
Frostzeit
Die Natur hat sich mit schönen Reif-Nadeln verziert, es ist genug Feuchtigkeit in der Luft, und sie verwandelt sich auf Zweigen oder dem Haar eines draußen Gehenden zu Eis. Sogar das Bartdreieck des Fuchses ist weiß bereift, die Wimpern der Hirsche tragen das hochaktuelle weiße Make-up. Aber es gibt noch etwas, was ein Wetterwunder ist – Soomaas Bäume kleiden sich in glitzernde Eisröcke. Die fünfte Saison ließ zwischenzeitlich Soomaas Land und Wasser fließen und die Flut hob den Wasserspiegel 1,5 Meter höher als heute. Ungefähr so hoch sind dem Soomaaexperten Aivar Ruukel nach die Eisröcke nahe Riisa. Aber anderswo ist die Eisschicht auf den Flüssen noch geschlossen, und sicherlich gibt es interessante Höhlen unter dem Eis, in die man kriechen kann und sich fühlen kann, wie der König eines Eisschlosses. Im Wald gibt es 30cm hohe Hohlräume unter der Eisdecke, gerade recht für einen Zwerg Verstecken zu spielen.
Rosa Polarlicht
Das Wochenende brachte Estland interessante Wetterphänomene, einmal war ein leuchtendes Halo um den Mond, wieder gab es UFO-artige geschwänzte Dinge hinter Flugzeugen zu sehen. Wer der Kälte trotzen konnte, konnte auch schöne Polarlichter sehen. Naturfotograf Jaak Sarv fing besonders schöne rosafarbene Polarlichtsäulen in seinem Foto ein. Die meisten Leute drängten sich jedoch nicht besonders danach, hinaus zu gehen, aber selbst ihre Augen genossen den in der Kälte glitzernden Schnee, jede Schneeflocke ein Meisterwerk der Kunst. Der gleiche Schnee knirschte und krachte lauter unter den Stiefeln als sonst. Die Sammlung der Kältelaute war komplett, zeitweilig tat ein Zaunpfosten oder eine Wandbohle einen Knall – die Kälte krachte!

Muster von Luftströmungen an einem Schornstein
Sitsikleid-Zeit
Am 20. Januar beginnt in Estland die Zeit, in der die Meisen nach dem Sommerkleid rufen [in Deutschland rufen sie zizidäh, in Estland Sitsikleid, Blümchenkleid]. Ich hoffe sehr, dass es, wenn diese Woche der Frost zurückgeht, auch meine Ohren erreicht. Aber die Lehrerin des Naturhauses Tartu, Aire Orula, hörte eine besonders ungeduldige Kohlmeise auf Tartus Miina Härma-Schulhof schon vor zwei Wochen um 8 Uhr morgens singen. Airi Genzeberg fing dies Lied letzte Woche in Pärnu ein. Und Gennadi Skromnov, der die looduskalender.ee-Kameras verfolgt, sagt, dass am Futterhäuschen von Otepää ein Gelbbäuchlein mittags am 15. Januar einige Strophen hören ließ, als die Sonne für einen Moment aus den Wolken kroch. Kaja Kübar erwähnt, dass die Raben ebenfalls bei jedem sonnigen Augenblick glücklich zusammen Laut geben.
Fuchspaarung
Die Kolkraben treiben ihre Sing-Spiele im Blickfeld der Winter-Seeadler-Kamera, wo sich eine große Zahl von ihnen versammelt hat. Die Adler selbst verschwanden nach Gennadi Skromnov irgendwann in der letzten Woche: „Bis jetzt zeigten sich 12 Seeadler vor der Kamera, aber jetzt gibt es nur einen flauschpelzigen Fuchs. Jetzt kommen aber auch Steinadler zu Besuch. Die Füchse sind jetzt auch verpaart, und auf den Felder kann man sorglose Füchse sehen, die damit beschäftigt sind, einen Partner zu suchen.“ Die Robbenkamera hat wieder wegen Mangel an Sonne leere Batterien, vor einer Woche war dort noch eine große Robbe am Ufer liegend zu sehen. Aber Sonne ist zu erhoffen und dann gibt es sicher spannende Neuigkeiten von der Robbeninsel. Das Eis hat um die Insel herum ohnehin begonnen, sich zu bewegen.

Wir sehen Raben immer häufiger paarweise, die Paarungszeit beginnt
Päikese paistel
langeb purikaist tilku
varjud nondelgi.
[Bei Sonnenschein
fallen Tropfen von Eiszapfen
Schatten ebenfalls auf sie]
Peep Ilmet
Wenn wir mit Gennadi Skromnov diskutierten, welches die rechte „Volks-Quelle“ sei, glaubte er, dass zumindest ein Teil davon solche seien, die einen Becher am Rande oder einen Krug auf einem Pfosten besitzen. Es wäre ausgezeichnet, wenn wir Becher ähnlichen Aussehens an allen Brunnen mit Trinkwasser haben könnten. Es wäre ein Zeichen –„Hier trinke und Du wirst gesunden!“
Landarzt: Leinenrauch
Vor hundert Jahren war es noch üblich, tiefe Wunden mit Leinenrauch zu behandeln, er verschwand nach und nach in den 1930igern. Meine Mutter erzählte eine Geschichte, wie sie als Kind im Frühjahr beim Schneiden von Erlensträuchern auf der Weide auf einen Stumpen fiel und sie zur Großmutter nach Hause gebracht wurde, die ein sauberes weißes Stück Leinen aus dem Schrank nahm, es aufrollte und zum Glimmen brachte. Die rauchende Tuchrolle wurde eine ganze Weile nahe der Verletzung gehalten und das Knie heilte ohne Komplikationen. Der Gebrauch von Leinenrauch ist in vielen älteren Aufzeichnungen erwähnt. Das Stück Leinen musste ersichtlich ohne synthetische Fasern und mit natürlichen Waschmitteln behandelt sein. Aber wenn die Verletzung sehr tief reicht, ist es heute sinnvoll sie einem Arzt zu zeigen. Aber im Notfall können die alten Heilmethoden helfen.
Estnischer Originalartikel hier veröffentlicht am 21.1.13
Übersetzung Liis und Leonia