Wissenschaftsnachrichten aus dem Jahr der Kohlmeise übermittelt von Marko Mägi
Foto von Kohlmeisen-Nistkasten von Marko Mägi
Übersetzung ins Englische Liis
Vom Englischen ins Deutsche Leonia
Kohlmeise Rasvatihane Parus major
Weil es höchste Zeit ist, die alten Nistkästen in Ordnung zu bringen oder neue zu bauen, stellt sich Vielen die Frage nach dem Platz im Nistkasten. In welcher Nistkastengröße fühlt ein Vogel sich wohl? Ist es überhaupt wichtig, wie groß der Nistkasten ist?
Aus Nistkästen können Vögel leicht zu wissenschaftlichen Zwecken gefangen und ihre Brut kann beobachtet werden. Dadurch haben die Untersuchungsergebnisse bei Höhlenbrütern zum Fortschritt in verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten beigetragen. Zugleich sind jedoch keine einheitlichen Nistkastengrößen für einzelne Arten entwickelt worden und in verschiedenen Regionen werden Nistkästen mit unterschiedlichen Maßen verwendet. Gerade die Größe der Nistkästen, besonders die Varianz im Bodenbereich des Nistkastens, erlaubt es Wissenschaftlern, die möglichen Einflüsse der Nistkastengröße auf die Brut der Vögel zu studieren.
Um Antwort auf die Fragen zu finden, wurden vier Vogelarten untersucht: Kohlmeise und Blaumeise und Trauerschnäpper und Halsbandschäpper; zusätzlich wurden die Auswirkungen der geografischen Lage, des Habitats, der Verstädterung und des Materials der Nistbox betrachtet. Gelegegrößen-Informationen von insgesamt 365 Populationen wurden verwendet (einschließlich Kohlmeisen und Trauerschnäppern in Südost-Estland), und obwohl viel über die Brut der untersuchten Arten zuvor bekannt war, wurden erstmalig die Unterschiede zwischen den Arten in großem Rahmen ergründet.
Die Ergebnisse zeigen, dass zumindest in Bezug auf Kohlmeisen Unterschiede der Nistkastengröße beim Vergleichen unterschiedlicher Regionen berücksichtigt werden müssen, weil die Gelegegrößen der Kohlmeise in geräumigeren Kästen deutlich größer sind. Bei Blaumeisen und Fliegenschnäppern war die Gelegegröße nicht vom unteren Bereich der Box abhängig. Im Vergleich zu Meisen ist das Gelege des Fliegenschäppers relativ klein (6-7 Eier) und ganz offensichtlich wirkt die Nistkastengröße nicht einschränkend auf letzteres – es ist vergleichsweise genug Platz auf eigentlich vergleichsweise knappem Raum. Im Fall der Blaumeise jedoch wurde die Gelegegröße beeinflusst durch das Nistkastenmaterial – verglichen mit Beton-Nistkästen waren die Gelege in Holzboxen deutlich größer.
Im Hinblick auf Größe und Material von Nistkästen wurden auch regionale Unterschiede in der Verwendung gefunden – in den nördlichen Untersuchungsgebieten wurden größere Kästen verwendet als in den südlichen Bereichen, und Holznistkästen wurden häufiger in östlichen Gebieten genutzt.
Die Gelege von in Laub- und Mischwäldern nistenden Kohl- und Blaumeisen waren deutlich größer als jene, die in Nadelwäldern brüteten und als jene von Artgenossen in den Eichenwäldern Südeuropas. Es wurde auch festgestellt, dass die Einflüsse der Verstädterung bei Kohlmeisen und Trauerschnäppern deutlich größer waren (Grund war offenbar die höhere Brutrevierdichte in städtischer Umgebung). Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Gelege der Kohlmeisen in den letzten 65 Jahren um durchschnittlich 1,5 Eier abgenommen haben – die Ursache kann in der Waldbewirtschaftung, einer Verstärkung des artenübergreifenden und artspezifischen Wettbewerbs und der Klimaerwärmung liegen.
Allerdings ist es nicht notwendig, im Durchschnitt größere Nistkästen für Kohlmeisen zu machen, weil wir damit den Wettbewerb zwischen Kohl- und Blaumeisen verstärken könnten. Kohlmeisen übernehmen gern größere Nistkästen, während Blaumeisen auch kleinere Kästen akzeptieren, sofern überhaupt Kästen von den Kohlmeisen übrig gelassen werden. Alle Nistkästen können von Kohlmeisen beansprucht werden, weil Blaumeisen keine gleich starken Konkurrenten Kohlmeisen gegenüber sind. Der beste Weg, um den Streit zwischen Kohl- und Blaumeisen über Nistkästen zu regeln, ist unterschiedlich große Öffnungen zu nutzen – während Blaumeisen Nistkästen mit Öffnungen bis zu 30 mm bevorzugen, ist diese Größe für Kohlmeisen zu gering.
Moller et al. 2014. Clutch-size variation in Western Palaearctic secondary hole-nesting passerine birds in relation to nestbox design. Methods in Ecology and Evolution 5: 353 – 362. doi: 10.1111/2041-210X.12160
Wissenschaftsnachrichten zum Jahr der Kohlmeise werden bearbeitet von Marko Mägi
P.S.
Am Samstag, den 2. April um 14-16 Uhr findet ein von der Estnischen Ornithologischen Gesellschaft organisierter Vortrag im Peterson-Saal des Dorpat Conference Center in Tartu statt, zu dem alle Naturfreunde willkommen sind. Marko Mägi spricht über die jüngsten Ergebnisse der Untersuchungen von Nistkasten-Vögeln im Gebiet Kilingi-Nõmme. Tuul Sepp stellt die Kohabitationsarten und Familienkonflikte von Vögeln vor und Veljo Runnel spricht über die Vielfalt der Kohlmeisenrufe und ihre Aufzeichnung mit einem Smartphone. Freier Eintritt.