Zusammenfassung zur Schwarzstorch-Horstkamera 2019

Autorid

Estnische Zusammenfassung von Urmas Sellis

Estnische Version publiziert 3.9.2019

Übersetzung aus dem Englischen Leonia 

Textkörper

Im März haben wir vor der Installation der Webkamera am Horst ungeduldig auf den Beginn des Zuges des Männchens Karl gewartet. Karl hatte zwar einen Ortungssender, aber die mangelnde GPS-Abdeckung im Südsudan hielt uns vier Monate von Mitte November 2018 an in Unkenntnis, als Karl seinen Überwinterungsort erreichte. Am 16. März während des Frühjahrszugs wurden jedoch Standorte Karls aufgezeichnet und alle schienen zu stimmen. Wir hatten etwa zwei Wochen Zeit, um die Kamera am Horst zu installieren. Das Nest war ab dem 24. März über die Webcam zu sehen.

Am 29. März wurde der Zug des Männchens Karl in Syrien unterbrochen. Da Karl nicht zu seinem Horst zurückkehrte, wurde er höchstwahrscheinlich getötet. Es wird berichtet, dass Vögel, die mit SIM-Karten unterwegs sind und Syrien queren, dort unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit gejagt werden (offenbar werden diese Karten auch bei Spionagedrohnen eingesetzt). Der Ortungssender von Karl verwendete eine GSM-Netzwerk-SIM-Karte zur Datenübertragung. Die anderen Vögel mit Ortungssendern hatten jedoch keine Probleme im Nahen Osten.

Obwohl Karl offensichtlich auf seinem Zug umkam, blieb der Horst nicht leer. Das Männchen, das ihn bereits früher inspiziert hatte, erschien am 2. April, und am 4. April traf unser vertrautes Weibchen Kati ein. Wenn das vorherige Männchen Karl nicht Ringe an den Beinen gehabt hätte, hätten wir wahrscheinlich gedacht, er sei zurückgekehrt. Das neue Männchen hieß Karl II.

Pesitsemine algas Kati ja Karl II pesas täiesti tavapäraselt, isegi kiirelt (pildi napsas foorumi liige Liz01)

Brut im Horst von Kati und Karl II begann mit dem Üblichen, sogar sehr schnell (Bildschirmfoto eingefangen von Forumsmitglied Anne7)

Am 12. April konnten wir das erste Ei im Nest sehen und am 18. April befanden sich dort vier Eier, die sofort sorgfältig bebrütet wurden. 

Während der Brutzeit und auch später besuchte ein fremdes Männchen mit lettischen Ringen an den Beinen (weiß 0FAF) den Horst. Laut unserem lettischen Kollegen Maris Strazds wurde dieser Schwarzstorch 2016 in Lettland als Nestling von ihm und Helmuts Hofmanis ungefähr 40 km vom Karula-Nationalpark entfernt beringt. 

Läti must-toonekurg 0FAF otsib  endale pesitsusterritooriumi. Hauduv emalind Kati tõrjub võõra minema. Kus OFAF sobiliku pesakoha leiab, seda me võib-olla teada ei saa. Aga on võimalik, et me näeme teda tulevikus veel siin pesas (video vaatamiseks kõpsa pildil, video salvestas foorumi liige Mary Jane)

Der lettische Schwarzstorch 0FAF sucht nach einem Brutrevier. Die brütende Kati wehrt den Fremden ab. Wo 0FAF einen geeigneten Nistplatz finden konnte, werden wir vermutlich nicht erfahren. Aber es ist möglich, dass wir ihn in Zukunft wieder bei diesem Horst sehen werden (um das Video zu sehen, auf das Bild klicken; das Video wurde aufgezeichnet von Forumsmitglied Mary Jane)

Am 16. Mai schlüpften aus drei Eiern Küken und am nächsten Tag auch aus dem vierten Ei. Es war absehbar, dass vier Küken nicht im Nest verbleiben würden, da die Anzahl der Küken in diesem Horst häufig von Weibchen Kati beeinflusst wurde. So auch in diesem Jahr – am 23. Mai entfernte Kati ein Küken, vermutlich das zuletzt geschlüpfte. Aber auch drei Junge verblieben nicht im Horst, denn am 20. Juni gelang es einem Habicht, ein Junges als seine Beute über den Nestrand zu ziehen.

Kolmas poeg oli kanakulli poolt maapinnal ära söödud. Sel ajal olid mõlemad vanalinnud poegadele saaki otsimas

Das dritte Junge auf dem Boden, vom Habicht gefressen. Zu der Zeit waren beide Altvögel auf der Suche nach Nahrung für die Jungen

Die beiden übrigen Jungen mussten immer wieder Habichtsattacken abwehren, waren aber erfolgreich.

Kaks allesjäänud poega pidid veel korduvalt tõrjuma kanakulli rünnakuid, aga said sellega hästi hakkama.

Ein Video-Mitschnitt der Habichtsattacke, als zwei Junge im Nest verblieben waren (Video aufgezeichnet von Forumsmitglied Crissy)

Vielleicht war der Tod des dritten Jungen ein Glück für die verbliebenen, weil die Versorgung mit Nahrung in diesem trockenen Jahr nicht üppig war. Offensichtlich wirkte sich auch die Dürre des vorherigen Jahres aus, da es nur wenige Fische in geeigneter Größe und Amphibien gab.

Ähnlich wie im Vorjahr können die weiteren Aktivitäten der beiden Jungvögel durch ihre Ortungsgeräte verfolgt werden. Die Ringe und Ortungsgeräte wurden am 12. Juli angebracht (Ain, Mati, Ants und Urmas bildeten das Team). Beide Jungen flüchteten. Infolge dessen wissen wir, dass die dürftige Nahrung und die Habichtsattacken das Verhalten der Jungvögel unberechenbar machten. Das Auffinden des zweiten von ihnen dauerte fast eineinhalb Stunden, weil wir auf die Flucht nicht vorbereitet waren. Nach langer Suche gelang es dem Karula-Nationalpark-Ranger Mati, den gesuchten Vogel zu entdecken, der hinter einem Baumstamm hervorlugte. Er war überraschend weit gelaufen.

Letztes Jahr unterstützten freiwillige Spenderaktionen unter den Schwarzstorch-Kamera-Beobachtern den Kauf von drei Sendern. Ein Sender wurde an uns zurückgesandt, nachdem ein Jungvogel im vergangenen Jahr in Ägypten verendet war (vielen Dank an die ägyptischen Kollegen für diese Zusendung und an die estnische Botschaft in Kairo). Den zweiten Sender hatten wir uns um zu beginnen von einem anderen Projekt ausgeliehen (wir wissen noch nicht, wie wir ihn für das kommende Jahr dorthin zurückgeben können). Im Zusammenhang damit war dieser Sender von anderer Farbe – (rötlich)braun. Die Farbe dieses Senders jedoch verursachte beim Männchen Karl II ein überraschendes Verhalten, in diesem Gerät schien er einen zu fürchtenden Feind zu erkennen. Es brauchte einige Tage bevor er sich daran gewöhnte.

Die Küken wurden von den Mitgliedern des Forums nach ihren Beinringen mit den Nummern 716A und 716O Aru und Oru benannt. Die Jungvögel begannen am 23. und 22. selbstständig zu fliegen. Zur selben Zeit wurde Weibchen Kati zum letzten Mal am Horst gesehen. Die Jungvögel benötigten einige Zeit, das Fliegen zu trainieren; Oru begann seinen Zug am 10. August und Aru am 17. August. Für Aru bedeutete dies während einiger Tage doppelte Futterrationen vom die Jungvögel versorgenden Männchen Karl, die Aru manchmal nicht zu fressen imstande war. Arus später Abflug kann mit einer Flügelverletzung zusammenhängen – offensichtlich flog Aru bei einer Flugübung gegen einen Ast und die Unterseite eines Flügels wurde abgeschürft. Die Flugübungen wurden davon aber nicht beendet.

Die Video-Zusammenfassung der Brutzeit 2019 in Karl II and Katis Horst wurden zusammengestellt vom Forumsmitglied Marcus Eurok.

kured

 

 

Der Zug beider Jungvögel, Aru und Oru, kann auf der Zugroutenkarte verfolgt werden. Zum Zeitpunkt als diese Zusammenfassung geschrieben wurde, befanden sich beide an ihren ersten Zugunterbrechungsplätzen, Oru in Polen und Aru in Lettland.

Allerdings ist es nicht bei allen Schwarzstörchen so gut ausgegangen! Beispielsweise gab es im Horst von Eedi, der auf der Zugroutenkarte verfolgt werden kann und in der Nähe nistete, drei Junge, die jedoch alle vor dem Flüggewerden verendeten. Die mutmaßliche Ursache war Nahrungsmangel.

In anderswo mit Webcams beobachteten Schwarzstorchhorsten war die Situation verschieden. Im ungarischen Horst verendeten die Jungen in Stürmen. Im Gegensatz dazu wurden in diesem Jahr in Polen alle Jungvögel flügge. Im lettischen Kamerahorst wurde nicht gebrütet.

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