Text: Kristel Vilbaste
Fotos: Arne Ader
Honigbiene auf einem Pflaumenbaum
Geklapper von Dutzenden von Messern . . . Kop, kop, kop und den Geschickteren der kleinen Naturfreunde gelingt es in Ilmatsalu, die Rinde von der Weide zu lösen. Plonk — und man hat sie in der Hand. Ein wunderbares Gefühl, den ersten Ton auf dem selbstgebauten Instrument zu blasen.
Die vier Wetter-Zeichen dieser Woche:
Geschwätz des Schilfrohrsängers im Röhricht,
Quaken der Wasserfrösche,
Goldene Bälle der Trollblume
und Donnerhall.
Weiden-Flöten zu fertigen ist der symbolische Beginn des warmen Frühlings in jedem Frühjahr. Diese kleine Pfeife ist ein wenig mehr als ein einfaches Erinnerungsobjekt der eigenen Jugend. Die Zähigkeit und Widerspenstigkeit unter einem scharfen Messer. Widerstand und Flucht. Die Sanftheit der weichen Blätter, die Schlangenhaut der groben Rinde. Leuchtend weißes, weiches und feuchtes Holz unter der grünen Rinde, der einzigartige Geruch der Weide. Das magische Blitzen des Messers und der Klang der Weide — etwas dem Frühjahrs-Pfeifen des Grauspechts oder der Blaumeise Ähnliches. Erinnern Sie sich, wie Sie in Ihrer Kindheit Teil des Frühjahrs-Symphonie-Orchesters wurden? Sie können der erste Flötist des Orchesters werden, indem Sie einen 10 cm langen fingerdicken Zweig abschneiden, an einem Ende ein 2 cm großes Loch ins Ende schneiden, einen gebogenen Schnitt etwa auf der Hälfte des Stückes machen, die Rinde losklopfen und das mundseitige Ende abdrehen. Dann kreuzweise durch das mundseitige Ende schneiden und in die Rinde zurück stecken. Danach das offene Ende des Rinden-Rohrs schließen, indem Sie den Pfropfen einige Millimeter in die Rinde schieben.

Paarung der Haubentaucher
Lassen Sie den Chor der Instrumente erklingen!
Es gibt jetzt so viele Flötisten im Wald, dass man sie nicht mehr alle aufzählen kann. Das laute Pfeifen des Wendehalses ist lauter als der traurige Ruf des Grauspechts. Der Kwoih, kwoih, kwoih-Ruf des Schwarzspechts [in estnischen Volksmärchen ruft er nach seiner Frau, Krõõt] tönt jetzt nur noch von fern aus dem Wald, aus der gleichen Richtung, aus der der Kuckuck mit den Echos aus dem Wald spielt mit seinem Kuckuck-kuckucken. Das gegenseitige Übertrumpfen der Buchfinken mit lautem Geang hält keinen Moment inne, der Fitis startet sein musikalisches Spinnrad mit einem Zwitschern. Die Stare flüchten noch aus dem Nistkasten, wenn sie erschreckt werden, noch liegen keine blassblauen Eierschalen auf dem Rasen. Die Amsel jedoch hat entschieden aufgehört, unseren Schuppen zu säubern — aus dem Nestgrund auf der Fensterbank recken sich hungrige Schnäbel heraus und die Schnabelbesitzer sind immer noch kälteempfindlich. Das bräunliche Weibchen bleibt sogar auf dem Nest, auch wenn ich aus einigen Metern Entfernung versuche, den Eimer zu erreichen. Am Waldrand fliegt die Waldschnepfe knorzend ihren Weg, in der Ferne hört man aus den Wiesen eine Rechen arbeiten.
Pflaumenschlehen-Opus
Die Trollblume hat sich eine wundervolle goldene Kugelfrisur aufgesetzt, nebenan stehen tapfer die goldenen Rispen der Hainsimsen, alle mit langstängeligen bräunlichen Pfeifen im Mund. Am Rand des Gartens zeigen die Maiglöckchen die siebenblütige Reihe ihrer Frühlingsglocken, auch wenn die Glöckchen noch unreif und grün sind. Aotäht zeigt mir glücklich einen Fleck unter den Pflaumenschlehen, wo der Giersch ihr bereits bis zu den Knien reicht. Die Pflaunemschlehe selbst mit ihrem Blütenschaum singt — singt die Hymne Tausender fleißiger Bienen auf den Frühling. Im südlichen Estland haben die ersten Apfelbäume ihre rosigen Blütenaugen geöffnet. Ich sündige und pflücke einen Bund Blüten der roten Johannisbeere zum Kosten, bereits schon als Kind liebte ich den Geschmack. Damals jedoch musste dies sehr heimlich geschehen.
Wasserfrösche beginnen mit der Paarung. Teichfrösche
Der Chor der Frösche fällt ein
Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) sitzt quackend in der Mitte des Ilmamäe-Teiches, ein verschlafenes Frosch-Männchen kroch aus dem Boden, als ich das Ende der Kartoffelfurche zog. Aber der Ruf dieses Quakers verklingt, wenn die Wasserfrösche gegen Abend mit ihren ker-kummeri-Rufen loslegen. Vom Teichufer platscht ein Dutzend von ihnen ins Wasser, alle haben in diesem Jahr seltsam gestreifte Hosen an. Der Aurorafalter mit seinen orangefarbenen Flügelspitzen jedoch hat nicht mehr so ein frisch aussehendes Kleid an wie in den vorangegangenen Wochen; frisch und hübsch hingegen sieht das Landkärtchen mit seiner gefleckten Robe aus. Die ersten schönen Fräulein Blauflügel-Prachtlibellen (Calopteryx virgo) sind aus dem Teichwasser aufgetaucht und schütteln ihre gänzenden Flügel ... Aber im Hintergrund all dieser Schönheit bewegen sich auch blutsaugende Arten, die Mücken fliegen in diesem Jahr mucksmäuschen-leise, aber wenn man den Stachel fühlt, dann hinterlassen sie einen großen Blutfleck auf der Hand. Die ersten Zecken stehen ebenfalls mit zupackenden Beinchen bereit.
Lauter Donnerhall
Am Donnerstag, dem Tag des Windkreuzes, schob der Wind große blaue Wolken über den Himmel. Die Wolken erfreuten den Boden mit dem lang ersehnten Regenwasser. Aber diese gute Tat wollten sie der ganzen Welt verkünden. Der Paukenschlag des Donnerhalls war so laut, dass man ihn von Võru bis Viru hörte. In den Wäldern von Pärnumaa versuchten die Blitzbuben jedes herausragende Objekt zu treffen, sei es eine Antenne oder eine Fichtenpflanzung. Die Trommel-Soli der Regentropfen waren örtlich so laut, dass der Boden nach dem Regenguss wellig geprägt war, an den Hügelhängen lief die frisch gepflügte Erde zusammen mit dem Saatgut davon. Aber der Wasserpegel der Flüsse ist langsam zurückgegangen und die Binnengewässer werden allmählich wärmer zum Baden — am Wochenende lag die Wassertemperatur des Flusses Emajõe bei 16,3 Grad.
Blütenbekrönter Rasenseggen-Tuff
Blumengeschichte: Teufelsabbiss (Scabiosa succisa)
Einst schloss ein junger Mann namens Peter einen Pakt mit dem Teufel, der Teufel solle ihn alle Pflanzenverwendungen zur Heilung von Krankheiten lehren. Daher wurde der junge Mann ein sehr erfolgreicher Arzt, die Menschen wurden immer von ihren Leiden geheilt und letztendlich wurde es in der Hölle ziemlich leer. Da wurde der Teufel böse und er ließ den Arzt erblinden, entgegen seinem Pakt und vor dessen Ablauf. Aber der Arzt wusste auch, wie er sein Augenlicht zurückgewinnen konnte, und zwar just mit der Wurzel der Witwenblume. Nun wurde der Teufel noch verärgerter, schnappte sich die Augen heilende Wurzel und biss sie ab. Seit dieser Zeit ist die Wurzel der Witwenblume stumpf und die Pflanze heisst in vielen Sprachen „Teufelsabbiss“.
Zitat:
Am Linnuristipäeva, dem Vogel-Kreuz-Tag an diesem Donnerstag, soll man keine Vögel stören, sondern ihnen den Rest vom Essen geben!
Übersetzung: Liis und Leonia