Vogelbeobachters Tagebuch — 5.2.12

Vogelbeobachter: Margus Otslinnuvaatleja.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
2. Februar
Sibirisches Schwarzkehlchen (Saxicola maurus) 17.5.2010 Vaisi, Läänemaa. (Margus Ots)
 
Es ist nicht sonderlich reizvoll, bei dem klirrenden Frost auf Vogelbeobachtungs-Tour zu gehen und so habe ich mich ein paar Tage lang mit Hausaufgaben beschäftigt. Wir erledigten eine Vielzahl von Entscheidungen in der estnischen Raritäten-Kommission (Linnuharulduste Komisjoniga – HK). Und was ist die Raritäten-Kommission und was ist ihre Aufgabe?
Die HK arbeitet bei der Estnischen Ornithologischen Gesellschaft (Eesti Ornitoloogiaühingu – EOÜ) und die Hauptaufgabe des Kommittees ist es, Berichte über schwierig zu identifizierende und seltene Arten zu prüfen und zu bewerten. Ergänzend verwaltet die HK die Liste der in Estland gefundenen Vogelarten und Unterarten. 5 ordentliche Mitglieder und 4 Ersatzmitglieder gehören zu diesem Ausschuss. Ein Ersatzmitglied wird meist dann hinzugerufen, wenn eine durch eines der ordentlichen Mitglieder gemachte Beobachtung zu bearbeiten ist. Und es gibt viele solche Beobachtungen, weil die HK-Mitglieder selbst aktive Ornithologen sind. Pro Jahr bearbeitet die HK etwa 100-150 Berichte. Bei schwierigeren Gruppen (zum Beispiel Möwen) werden auch Meinungen von Spezialisten aus dem Ausland eingeholt. In einigen problematischen Fällen, besonders wenn die Beobachter alle oder beinahe alle HK-Mitglieder sind, haben wir auch eine Stellungnahme des finnischen RC erbeten.
Falls eine Art im Bereich der HK gesichtet wird, übermittelt der Beobachter alle Daten zusammen mit einer detaillierten Beschreibung des Vogels und entsprechende materiellen Belege (Fotos oder ähnliches) an die HK. Danach prüfen die HK-Mitglieder den Bericht einzeln und geben unabhängig voneinander ihre Auswertung ab. Wenn mindestens vier Zustimmungen erteilt wurden und die fünfte keine Ablehnung ist, wird der Bericht als genehmigt angenommen; wenn mindestens drei Mitglieder beschließen, ihn nicht zu genehmigen, so gilt der Bericht als abgelehnt. In den übrigen Fällen wird der Bericht auf einem HK-Treffen diskutiert und falls notwendig wird die abschließende Entscheidung durch Abstimmung gefasst. Die Auswertung der Berichte und die Entscheidungsfindung wird weitgehend über Internet abgewickelt. Üblicherweise verfassen wir die Entscheidungen innerhalb von wenigen Monaten, aber häufig sogar innerhalb weniger Tage.
Wir werden häufig gefragt, wieviel den HK-Mitgliedern für ihre Arbeit gezahlt wird. Einmal mehr kann ich nur wiederholen, dass die HK-Mitglieder nicht für ihre Arbeit bezahlt werden, alle Ausgaben, die mit den Aktivitäten des Kommittees verknüpft sind, werden von den Mitgliedern selbst getragen. Im HK hat sich eine Gruppe von exzessiven Enthusiasten versammelt, die ernsthaft an der Behandlung von Vogelraritäten interessiert sind. Alle HK-Mitglieder sind selbst auch exzessive Vogelbeobachter, auf der Suche nach einer größeren Rarität kann man während der ersten paar Stunden nahezu die gesamte HK-Mitgliederliste beim Twitchen (Raritätensuche) beobachten. Meist werden dabei auch eine oder zwei ausstehende Entscheidungen getroffen, weil es ansonsten nicht so einfach ist sich zu treffen – von den regulären HK-Mitgliedern wohnt einer in Tartu, einer in Tallinn, einer in Pärnumaa und zwei sogar in Finnland.
Was wurde in den letzten Tagen entschieden? Beim Aufstellen der Liste der estnischen Vogelarten folgt die HK den Empfehlungen des Association of European Rarities Committees Taxonomic Advisory Committee (AERC TAC). Ende vergangenen Jahres traf das AERCTAC einige langerwartete Entscheidungen und die Raritätenkommissionen entschieden, die 2011er Vorschläge des AERC TAC  sofort zu übernehmen. Dabei wurden einige kleinere Änderungen in der estnischen Vogelarten-Liste vorgenommen, aber Estland gewann eine weitere Vogelart hinzu. Das afrikanische Schwarzkehlchen (Saxicola torquatus) wurde in mehrere Arten aufgeteilt, und die estnische Artenliste beinhaltet nun zwei Arten statt einer: sibirisches Schwarzkehlchen (Saxicola maurus) und europäisches Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola). 
Beide Arten sind in Estland nur seltene Besucher und beide wurden etwas gleich häufig gesichtet, neun Mal. Es gibt jetzt insgesamt 383 Arten (A-D Kategorien) in der Artenliste Estlands. Alle Änderungen an den Namen in der Artenliste können auf der HK-Webseite eingesehen werden und alle Veränderungen sind auch in der estnischen Vogelartenliste auf der Homepage der EOY enthalten.
Außerdem liest die HK beinahe 40 Berichte, von den interessantesten Beobachtungen wurden zum Beispiel die folgenden genehmigt:
Pazifische Ringelgans  Kirde-mustlagle Branta bernicla nigricans
26.9.2011 Ristna, Hiiu mk. ad. (Juho Könönen)
27.-29.09.2011 Ristna, Hiiu mk. ad. (Juho Könönen) (Foto).
3. und 4. estnische Beobachtungen.

Erste Seltenheit des Jahres – das Thorshühnchen. (Laoküla-Küste, Harjumaa, , 1.1.2012)

 


Thorshühnchen; Puna-veetallaja, Phalaropus fulicarius

4.-5.12.2011 Jämaja, Saaremaa 1a (Uku Paal, Mariliis Märtson, Margus Ots) (Foto).

17.12.2011 Võiste, Pärnumaa 1a (Aivo Klein) (Foto), selbes Individuum 18.-19.12.2011 Pikla, Pärnumaa (Tarvo Valker, Marko Valker jt.) (Foto).
31.12.2011-3.0.2012 Laoküla, Harjumaa 1a (Uku Paal und andere) (Foto).


13.-15. estnische Beobachtungen, auch 1.-3. Wintermonat-Beobachtungen.

Kurzzehenlerche;  Välja-väikelõoke, Calandrella brachydactyla

22.-24.10.2011 Haversi, Läänemaa (Tarvo Valker, Marko Valker, Uku Paal) (Foto).


Sechste estnische Beobachtung. 

Zwergammer;  VäiketsiitsitajaEmberiza pusilla

 17.9.2011 Sõrve säär, Saaremaa 1a (Jouni Saario) (beringt, Foto).


Achte estnische Beobachtung.

Darüber hinaus eine Reihe von Sichtungen, vom Gelbspötter, der hellbäuchigen Ringelgans, der Falkenraubmöwe, der Mittelmeermöwe, Schneegans und anderer Arten wurden genehmigt. Alle von der HK genehmigten Beobachtungen werden auf der Homepage der HK gezeigt. Viele Raritätenfotos stehen in der Raritätengallerie von Estbirding.



 

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