Vogelbeobachters Tagebuch — 8.2.12
Vogelbeobachter: Margus Ots, linnuvaatleja.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
8. Februar
Der Habichtskauz zeigt sich häufig auch tagsüber. (08.02.2012 Selgise)
Der ärgste Frost ist vorüber und so machte ich nach etlichen Tagen wieder eine längere Tour. Ziel war die Deponie von Torma in Jõgeva. Im Winter finden sich auf Müllkippen viele Vögel, aber ich war noch nie in Torma – und wie es scheint überhaupt noch nicht viele Vogelbeobachter – ich wusste nicht, was ich erwarten konnte. Die Stelle hier ist mitten in einem Wald und bevor ich die Tore erreichte, hatte ich keine Vorstellung, was in dem Areal los ist. Der Anblick einer hergebrachten Müllkippe traf unvermittelt mein Auge – eine große Zahl von Dohlen und Krähen. Aber hier gab es unerwartet viele Kolkraben (Corvus corax). Bei der Deponie von Aardlapalu und von Jõelähtme kann man zum Beispiel im Winter nur etwa zehn Raben gleichzeitig sichten. Außerdem sind die Kolkraben im Februar bereits paarweise in ihren Brutrevieren, und die Vögel in solcher Anzahl zu sehen war zunächst frappierend. Die Nachfrage bei sachkundigen Leuten ergab, dass in dem großen Waldgebiet in der Nähe der Deponie die Raben viel dichter als sonst üblich nisten (es gibt immer Nahrung) und sie hier offenbar das ganze Jahr über zahlreich vorkommen, also auch dann, wenn man sie hier nicht erwartete. Bis heute hatte ich angenommen, Raben würden eher als einzelne Paare nisten und eher spärlich verteilt. So bin ich wieder etwas klüger geworden.
Im Winter sieht man immer Bussarde (Buteo buteo) in der Nähe von Mülldeponien, aber hier habe ich heute keinen einzigen feststellen können. An Greifvögeln waren statt dessen 2 Seeadler (Haliaeethus albicilla) anwesend. Und Stare (Sturnus vulgaris) konnte man hier ebenfalls sehen, mindestens 4 Vögel. Wenn es genug Nahrung gibt, bleiben recht viele von ihnen im Winter hier. Im Januar und Februar dieses Jahres habe ich insgesamt mehr als 400 Stare gesehen.
Zum ersten Mal seit einigen Tagen fand ich auch neue Namen für meine Jahresliste. Bei Vara posierte ein Habichtskauz (Strix uralensis) am Straßenrand auf einer Lichtung. Er ist eine unserer häufigsten Eulen, die auch tagsüber ziemlich häufig auftaucht. In dem Eichenstand entdeckte ich eine Rotdrossel (Turdus iliacus) zwischen Seidenschwänzen. Diese Art ist ein vergleichsweise ungewöhnlicher Überwinterer in Estland, aber in nahezu jedem Winter werden ein oder zwei Vögel gefunden. Meine 2012er Liste enthält nun 107 Vogelarten.