Ich hatte ein paar Tage Pause bei den Vögeln und Vogelbeobachtern und mit normalen Leuten zu tun. Tatsächlich war das Wetter so schlecht, dass man keinen echten Drang nach draußen hatte. Aber am Sonntagabend nutzten wir die Gelegenheit, weil der Wind nachgelassen hatte und es eine Regenpause gab, um eine Zählung der nächtlich rufenden Vögel in den Ropka-Ihaste-Feuchtwiesen und am Aardla-Polder durchzuführen. Zusammen mit Tarmo Teppe versuchten wir das gesamte Gebiet abzudecken, ich zog durch die Ropka-Ihaste Feuchtwiesen, der Aardla-Polder war Tarmo überlassen. Wir vereinbarten, wenn das Wetter zu kalt werden würde und die Vögel sich nicht hören lassen würden, früh aufzuhören und die Zählung zu wärmeren Zeiten zu wiederholen. Aber zum Glück waren die Rallen (
Rallidae) die ganze Nacht sehr lautstark und wir waren ziemlich lange draußen (von 21.30 bis 2.30 Uhr). Es gab tatsächlich viele Vögel zu hören. An
Tüpfelsumpfhühnern (
Porzana porzana) gab es insgesamt mehr als 100 Vögel, sie waren besonders zahlreich und riefen bei den überwachsenen Uferbereichen in den Ropkawiesen. In dem Gebiet waren bereits 9
kleine Sumpfhühner oder Kleinrallen (
Porzana parva) gesehen worden; sogar in den Ihaste-Feuchtwiesen zeigte sich die Art zum ersten Mal. Mehr als 25
Wasserrallen (
Rallus aquaticus) waren insgesamt zu hören, ebenfalls eine Rekordmenge für dieses Areal. Weil wir auf keinen Fall die Möglichkeit hatten, das gesamte Gebiet zu prüfen und größere Bereiche der für Rallen geeigneten Flächen ohnehin unzugänglich waren, dürfte die Zahl für das Gesamtgebiet am Ende offensichtlich ziemlich groß sein. Wir haben in drei Bereichen bereits
Doppelschnepfen (
Gallinago media) gefunden. Sogar an Balzplätzen, die noch zum Stadtgebiet Tartus gehören, kann man die Laute und das Klickern hören. Aber die besten Gebiete, in denen in den vergangenen Jahren Doppelschnepfen-Balz beobachtet wurden, sind noch ungeprüft. An
Rohrdommeln (
Botaurus stellaris) meinte man bislang vermutlich 3-5 Paare hier zu haben. Nun wissen wir, dass es mindestens 6 sind. Unter den aufregenderen Geschöpfen findet sich nun auch eine
Sumpfohreule (
Asio flammeus) in dem Gebiet. Vom Frühjahr an wurde sie hier regelmäßig gesehen, sogar heute flog ein Vogel bei den Ropka-Feuchtwiesen herum. Die Sumpfohreule ist die
261. Vogelart auf meiner 2012er Artenliste. Zusätzlich nistet in diesem Jahr das
weißsternige Blaukehlchen (
Luscinia svecica cyanecula) in dem Gebiet. Dieser seltene Brutvogel wurde in diesem Jahr wiederholt in Tartu bei Raadi gesichtet. Es scheint, dass die Art noch im Weidendickicht des Emajõe nistet. Es war eine tolles nächtliches Erlebnis. Wenn eine ein wenig wärmere Nacht kommt, werden wir versuchen, eine weitere Zählung durchzuführen, dann können wir genauere Zahlenschätzungen für dieses Areal bieten.