Was ist “Anteil des Wolfes”?

Foto: Valeri Štšerbatõh, http://foto.dvaa.ee/
Übersetzung ins Englische: SilverT
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
 
 
Fotografiert in  Läänemaa, Dezember 2010
 
Ilmar Rootsi, der  Estnische Folk Tradition in Verbindung mit Wölfen jahrelang erforscht hat, empfiehlt, dass Bauern mit Viehbestand prüfen sollten, ob sie alles was möglich ist, gemacht haben um den Wolf weg von der Herde zu halten, bevor sie über ihn schimpfen. Im Magazin Loodusesõber erinnert Rootsi uns daran, weshalb unsere Vorfahren einen bestimmten Anteil der Herde als “Anteil des Wolfes” zuwiesen.
 
Es ist verständlich, dass ein Wolf Schafe tötet, denn wir haben es mit einem Raubtier zu tun, das immer Haustiere getötet hat.  Wölfe haben Schafe getötet. Besonders im Herbst, über Tausende von Jahren, und sie werden das weiter so machen. Die heutige Generation weiß nichts über den Anteil des Wolfes; Der Wolf hatte einen zugeteilten Teil von jeder Herde eines Bauernhofes. Es wurde als etwas Unvermeidliches betrachtet und es gab einfach keinen Weg das zu verhindern. Solche Schäden waren schon in dem Budget jedes Bauernhofes mit berechnet. Nachdem heutzutage diese Gesinnung vergessen ist, verursachen alle Schäden die durch Wölfe entstehen, hohe öffentliche Aufmerksamkeit.
 
Egal was unternommen wurde, Wölfe besuchen immer noch Herden. Der Wolf wurde zu einer Art natürlicher Kraft die nicht zu besiegen war (und eigentlich wollten die Menschen das auch überhaupt nicht), es musste berücksichtigt und respektiert werden. Man müsste ihr Recht auf einen Teil von jedem Bauernhof anerkennen. Dieses unvermeidliche Opfer war so etwas wie eine Versöhnung, in der Hoffnung, dass der Rest der Herde unangerührt bleibt. Dieser „Anteil“ wurde 1898 vom 78-jährigen V. Laur von der Vastselina Pfarrei folgendermaßen beschrieben: „ Es waren  im Wald mehr Wölfe als im Moment Hasen und die Schelte der Hirten hörte nicht auf, denn die Wölfe kamen als ungebetene Gäste jeden Tag zu den Herden. Während solcher wolfreichen Jahre, teilte die Herrin jeder Farm ein oder zwei Lämmer für den Wolf ein, denn das, oder sogar eine größere Menge, wurde jedes Jahr vom Wolf gefressen. Auch ein Teil der Ferkel, Ziegeln, Kälber und Fohlen wurden den Wölfen zugeteilt und es wurde sogar gesagt, dass es das ist, wofür sie geschaffen sind und man nicht zu viel schimpfen sollte, denn das ist gefährlich für Gesundheit derer, die am Leben geblieben sind …“ (Vastseliina Pfarrei, gesammelt von J. Landra, 1898)
 
 Überraschenderweise tauchten auch Erinnerungen über den Anteil des Wolfes in der jüngeren Geschichte auf. 1977, verkündete der 70-jährige Rudolf Sordla aus der Gegend von Võnnu: „Wenn ein Tier, zum Beispiel ein Schaf getötet wurde, dann war der erste Halswirbel, oder der Atlas, dazu bestimmt in den Wald für den Wolf geworfen zu werden […]. Jedoch  waren während meiner Kindheit keine Wölfe mehr im Wald, so wurden diese den Hunden und Katzen gegeben. […] Es hieß der Anteil  des Wolfes  und wurde nicht von Menschen gegessen. Diese Aufzeichnung repräsentiert wahrscheinlich das Relikt eines ehemaligen Brauchs, der angeblich die Herde schützen und sie mit Gesundheit und Fruchtbarkeit versorgen sollte. Ähnliche Bräuche können auch anderswo gefunden werden. In der Pfarrei Lüganuse wurde dies während der Zeit der Geister, in dem Zepter Monat (November) so gemacht, indem Nahrung für die Wölfe im Wald auf Felsen oder Baumstümpfe gelegt wurde. In der Pfarrei Saarde wurde ein totes Kalb oder Lamm geopfert und diese Herden wurden vom Wolf nicht berührt, wie es einst von Förster Jaak P. Sõggel  bekannt gemacht  wurde. Aus früheren Zeiten waren diese Bräuche, die die Quellen als Opfer bezeichnen,  in den Pfarreien  von Võrumaa und Reigi bekannt. Es gibt auch Aufzeichnungen, von dem die südlichen Nachbarn der Esten, den Letten, dass jedes Jahr, während des Weihnachts- oder Wolfsmonats, eine Ziege während eines traditionellen Rituals als Gabe an die Wölfe geopfert wurde in der Hoffnung, dass sie während der Sommerzeit weniger Schaden an der Herde anrichteten. In der Tat – einen bestimmten Teil der Herde dem Wolf zuzuteilen, ist auch in der Folklore der slawischen, germanischen und anderen Völkern, einschließlich der einfachen Bevölkerung in Russland, bekannt. In Russland erschien dieses Opfer in Form eines Schafes das im Wald für den  Rudelanführer der Wölfe gelassen wurde.
 
Ilmar Rootsis Artikel über den Wolf   wurde im Oktober 2012 im Loodusesõber veröffentlicht. Ilmar Rootsis gesamten Artikel, in estnischer Sprache, kann man hier sehen.


 

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