Seeadler in Windpark verletzt

Text und Foto: Renno Nellis, Kotkaklubi, EOÜ und ELF
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche:Felis silvestris
 
Der verletzte Seeadler vor dem Einfangen

Zum ersten Mal ist ein Seeadler in einem Windpark in Estland verletzt worden. Im Kreis Lääne, am Rande des Aulepa-Winparks in der Gemeinde Noarootsi, wurde am 20. Mai ein verletzter erwachsener Seeadler gefunden.
 
Zunächst war der Vogel am Rand des Windparks, etwa hundert Meter von der ersten Windturbine entfernt, auf einem niedrigen Ast beobachtet worden, später sahen Einheimische den Vogel in der Nähe auf dem Boden und es wurde klar, dass der Adler nicht fliegen konnte. Am nächsten Morgen fingen Mitglieder des Adlerclubs den Vogel ein und organisierten den Transport nach Tartu, zur Veterinärmedizinischen Klinik der Estnischen Universität für Biowissenschaften. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass dem Adler Teile der Handschwingen des linken Flügels zusammen mit den Fingerknochen (Flügelspitzenknochen) gänzlich fehlten und dass die Verletzung eine Woche zuvor stattgefunden hatte.
In Anbetracht der Verletzung, die bei der Untersuchung festgestellt wurde und dem Auffindeort des Vogels, kann sicher daraus geschlossen werden, dass eine Kollision mit einem Flügel der Windturbine fatal für den Vogel war. Die Flügelspitze einer Windturbine kann sich mit sehr großer Geschwindigkeit bewegen, erreicht mehrere hundert Stundenkilometer und ist scharf genug, um die beschriebene stumpfe Abtrennung an der Flügelspitze des Adlers zu verursachen.
Der gefundene Adler ist ein Weibchen, das 1999 im westlichen Lettland beringt wurde und sie hat seit 2007 in einem Nest ca. 7 Kilometer vom Aulepa-Winpark entfernt gebrütet. Im Zuge der diesjährigen Nestinspektion wurde nur das Männchen am Nest gesehen und es waren zwei Küken im Nest, deren Zustand der Adlerclub im nächsten Monat beobachten wird.
Adler und andere Vögel mit großer Flügelspannweite, die in aufsteigenden Luftströmungen kreisen, haben Schwierigkeiten, die sich schnell bewegenden Turbinenflügel zu erkennen. So dürfen Windgeneratoren nicht näher als 2 km an die Nester von seltenen Vögeln (alle Adlerarten und Schwarzstörche) gebaut werden, noch zwischen einen Adlerhorst und die Beutegebiete. Es ist nicht empfohlen, dass Windgeneratoren an der Küste oder in der Nähe gebaut werden, da die Ufergebiete oft von den Seeadlern zur Futtersuche wahrgenommen werden, und weiter vom Ufer entfernt ist das Risiko umkommender Vögel geringer.
Im vorliegenden Fall ist die Wahl des Standorts des Aulepa-Windparks eine der am wenigsten gefährlichen der derzeitigen Windanlagen in Estland, da seine Stromerzeuger im Abstand von 2-5 Kilometern vom Ufer sind und vom nächsten bewohnten Adlerhorst in einer Entfernung von 6 km.
Trotzdem gibt es für die Vögel ein Riskio einer zufälligen Kollision mit den 15 großen Windrädern dort. Der vorliegende Fall bestätigt den negativen Einfluss von Windkraftanlagen auf gefährdete Arten, vor allem Greifvögel.
 
Mehr Informationen:
Adlerclub - Renno Nellis
53021377
Eestimaa Looduse Fond (Estonian Fond für Natur) – Madis Leivits, tierärztlicher Experte
5258994
Estnische Ornithologische Gesellschaft – Veljo Volke, Leiter Vogelschutzprogramm
56157088
 
Der Adlerclub (Kotkaklubi) ist eine nichtstaatliche gemeinnützige Organisation mit der Aufgabe des Schutzes, Studiums und Vorstellung der in Estland brütenden Adler und Schwarzstörche. Der Adlerclub wurde 1999 gegründet.
Eestimaa Looduse Fond (ELF), der Estnische Fond für Natur, ist eine nichtstaatliche Umweltschutzorganisation, politisch und wirtschaftlich unabhängig. ELFs Aktivitäten zielen auf den Schutz von Estlands Natur und Umwelt. In den letzten Jahren hat ELF auch im Bereich Wildtierrehabilitation gearbeitet, um in Zusammenarbeit mit der Estnischen Universität für Biowissenschaften und der estnischen Umweltbehörde (Keskkonnaamet) ein Behandlungssystem für verletzte Wildtiere auf den Weg zu bringen, einschließlich der Gründung der Aruküla-Wildtier-Klinik.
Die Estnische Ornithologische Gesellschaft, Eesti Ornitoloogiaühing (EOÜ), ist eine nichtstaatliche gemeinnützige Organisation, deren Ziel der Schutz der estnischen Vogelwelt, einschließlich Forschung und Präsentation, ist. EOÜ wurde 1922 gegründet. Seit dem Jahr 2000 ist sie ein Kooperationspartner der internationalen Vogelschutzorganisation BirdLife International. Mehr als 500 Vogelfreunde in Estland und im Ausland sind Mitglied der EOÜ.


 

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