Alam-Pedja-Geschichten: Weihnachtsmonats-ausflug auf dem Kirna-Wanderweg

Text  und Fotos Urmas Tartes
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
 
Ich fotografierte meinen ersten Winterspringschwanz (einen Entomobrya nivalis) 2004. Es war am Beginn des Kirna-Wanderwegs, über den Steg und gleich rechts bei der kleinen Baumgruppe. Zehn Jahre später wanderte ich wieder den bekannten Weg, um die Insekten auf dem Schnee zu sehen und festzuhalten.
 
Der Kirna-Wanderweg ist ein wirklich lohnender Ort für Insektenfans. Das linke Ufer des Pedjaflusses verläuft durch alte Auwälder, das rechte Ufer schlängelt sich durch Flussniederungen. Auf dem Weg und der Überschwemmungsebene gibt es trockenes Gras. Das heißt, dass wir das ganze Jahr über auf Insekten von Bäumen und krautigen Stauden, wie auch aus dem Wasser treffen.  
 
Es war unter Null Grad. Am Himmel waren schwere Wolken und die Sicht war durch dichten Nebel eingeschränkt. Derartiges Wetter liegt Winterinsekten. Bei bewölktem Wetter bleibt die Temperatur stabil und es besteht keine Notwendigkeit, plötzliche Abkühlung zu fürchten. 
 
Bewölktes, nebliges Wetter mit ein paar Grad Kälte liegt Winterinsekten
 
Bei der Ankunft war der Parkplatz voller Autos, aber auf dem Weg habe ich keine andere Person getroffen. Nur die Stimmen von Leuten auf dem Altmetsa-Turm waren durch den Nebel zu hören. Ich packte die Fototasche auf meinen Rücken und machte mich auf den Weg.
 
Ich überquerte den Steg und da war ich am Rand der Überschwemmungsebene. Ein schneller Blick auf den Schnee zeigte, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Dort waren viele sechs- und achtbeinige Insekten, würdig eines Naturschutzgebiets. 
 
Mein erstes Springschwanzfoto von 2004. Gemacht an der Kirna-Aue 
 
Springschwanz-Paar
 
Die zahlreichsten Insekten in der Aue waren einige Arten von Collembola oder Springschwänzen. Es gab so viele, dass es mir nach ein wenig Anpirschen sogar gelang, sie zu zweien auf Fotos zu bannen. Am selben Ort fand ich auch die ersten Zwergspinnen. Sie können Springschwänze in in Schneefurchen gewobenen Netzen fangen und fressen sie. Leider blieben die Spinnen ohne Beute. 
 
Zwergspinne
 
Ungeachtet der Minustemperaturen sah ich Wintermücken (Trichoceridae) und Pilzmücken (Mycetophilidae) fliegen. Die Wintermücken sind Insekten, deren Imagos von Herbst bis zum Frühling aktiv sind, sogar in den Wintermonaten. Mit ihren langen Beinen erinnern sie ein wenig an Weberknechte, aber mit einem fragileren Körper als diese. Wir treffen auf die Imagos der Pilzmücken gewöhnlich im Herbst, aber es gibt auch winteraktive Arten unter ihnen. 
 
Wintermücke vor dem Abflug 
 
Pilzmücke
 
Beim Weitergehen auf dem Pfad bemerkte ich plötzlich ein für mich neues Insekt, das sich als eine rote Ameisenart (Myrmica ruginodis) herausstellte. Was machte eine kolonielebende Ameise zu dieser Zeit auf dem Schnee? Sie sollte zusammen mit ihren Nestkameraden in der Erde unter dem Nesthügel überwintern! Nachfolgende Betrachtung brachte eine mögliche Erklärung. Kirna ist bekannt für Spechtreichtum. Spechte, zum Beispiel der Grauspecht, fressen auch Ameisen. Es könnte sein, dass die auf dem Schnee herumsteigende Ameise von einem Specht fallengelassen wurde, der ein Ameisennest beraubt hatte. 
 
Myrmica ruginodis Ameise
 
Eine Wanderung mit Insekten verläuft langsam. Ich bewegte mich im Durchschnitt etwa einen Kilometer in der Stunde. Die Ausbeute an Beobachtungen und die Bilderdatei wurde durch eine Kleinzikadenlarve, eine junge Gerandete Jagdspinne, Kurzflüglern, einer Fliege und einer Grasgluckenlarve (Euthrix potatoria) ergänzt. 
 
Diese seltsam aussehende Kreatur ist eine Kurzflügler-Larve
 
Beim Erreichen der Hängebrücke überlegte ich, gab die Überquerung des Flusses auf und kehrte zum Anfang des Wegs um. Ich schätzte, dass die Sonne untergegangen sein würde, bevor ich die gesamte Tour gemacht haben würde. Als ich in Richtung nach Hause startet, war mein Auto das einzige, das auf dem Parkplatz auf seinen Fahrer wartete.


 

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