Wir werden die Diskussion am Runden Tisch über das Tier des Jahres als Serie veröffentlichen. Teilnehmer an der Diskussion: verantwortlicher Direktor des JagdverbandesTõnis Korts, stellvertretender Direktor Andres Lillemäe,Jäger und Organisator von Naturausflügen. Vahur Sepp, Zoologe und Untersucher des Wildschweinverhaltens Tagne Oja, Looduskalender Herausgeber Gennadi Skromnov und Redakteure des Journal Loodusesöber Helen Arusoo und Mats Kangur.
Das Problem der Zufütterung.
Die Krankheit breitet sich in ganz Estland aus und das ganze Land ist zur Sonderzone erklärt: so kann es sich ergeben, wenn nicht wegen der unrealistischen Forderungen an die Jäger, die aufgeführt wurden, etwas getan wird. Denn wie soll man der Verpflichtung 29 000 Wildschweine in einer Saison zu erlegen, nachkommen, ohne Winterfütterung? Zur gleichen Zeit darauf hoffend, dass die Wildschweine sich nicht weiter zur Nahrungssuche herum bewegen?
Gennadi Skromnov: Wie werden wir mit der Verpflichtung 29 000 Wildschweine zu erlegen umgehen? An dieser Stelle mache ich mir Sorgen um die Jäger: es ist so leicht später zu sagen, dass die Jäger nicht kooperieren konnten (die Anmerkung des Umweltministeriums an 15. September an die Journalisten versendet ist am Ende dieses Textes).
Andres Lillemäe: Und das wurde bereits gesagt.
Gennadi: Lassen Sie uns schauen, mit welchen Jagd Strategien und wie das alles bewerkstelligt werden soll.
Helen Arusoo: Der Erlass sagt: In Estland ist das Füttern von Wildschweinen vom 01. Oktober bis zu 30. April verboten; nur eine kleine Anzahl von Kirrung ist erlaubt.
Andres Lillemäe: Ich war bei diesem Treffen im Landwirtschaft Ministerium, wo das Verbot der zusätzlichen Fütterung vorgestellt wurde; es war immerhin von vielen europäischen Quellen empfohlen worden. Dort habe ich meine Meinung zum Ausdruck gebracht, dass die Reduzierung von Zusatzfütterung zweifelsohne sehr effektiv sein wird für die Verringerung von Wildschweinen in einem kalten Winter wenn wir 25- 30 Grad unter null haben und die Kälte die Wälder leerräumt. Vor einigen Wintern gab es sehr viel Schnee und wenn es einem größeren Wildschwein gelungen war, an Extrafutter zu kommen, ist die Rotte ihm nachgezogen; wenn nicht, wurden die Frischlinge dort zum Sterben aus Hunger gelassen, wo sie waren. Mit den derzeitigen Vorgaben sollten wir die Frischlinge verhungern lassen? Ist das menschlich? Auf der anderen Seite, solange wir einen warmen Winter haben ist das Verbot von Extrafütterung keine effektive Lösung. Wildschweine finden ihre eigene Nahrung, zerstören Wiesen und die Wintergetreidefelder der Bauern: eine Wildschweinrotte wird Getreidefelder und Wald auf den Kopf stellen. Nicht zusätzlich zu füttern wird Druck auf den Rest der Natur ausüben. Ich sagte das sehr direkt auf der Konferenz, doch offenbar hatte das das Ziel nicht erreicht, da der nächste Schritt ein Erlass war die zusätzliche Winterfütterung zu verbieten.
Helen Arusoo: Ich werde erzählen, was ich von der lettischen Jägerin Linda Dombrovska gehört habe, die an der EC Konferenz über ASF in Parma, Italien teilgenommen hat, wo das Verbot der Zusatzfütterung in ASF Gebieten diskutiert wurde. Auf der Konferenz wurde verkündet, dass ein Verbot nicht notwendigerweise das gewünschte Resultat erzielt – da sich die Wildschweine wegen Nahrungsmangel in Bewegung setzen. Als Lösung würde das erst in 3-4 Jahren wirken.
Mats Kangur: Ragne, als Wissenschaftler, können Sie uns sagen, ob diese eingeschränkten Kirrungen, 10 kg in 24 Stunden, die Wildschweine ortsgebunden halten wird?
Ragne Oja: Wenn die Rotte an diese 10 kg Futter kommt, wird das in zwei Minuten weg sein und sie werden zum nächsten Platz gehen. Die Bäuche der Wildschweine, die ich im Frühjahr seziert habe, waren sehr groß. Der größte Bauch – nur Nahrung – wog 8 kg. Der war von einem ziemlich alten Wildschwein, das sich bis an die Grenzen vollgefressen hatte. Wildschweine fressen eine Menge.
Andres Lillemäe: Raten Sie, wie nah zum Futterplatz ich ein Wildschwein habe schlafen sehen? 20 Meter! Es schlief soz. im Futter. Wenn ein Wildschwein nicht zu fressen hat, geht es auf die Suche und so wird es ein größeres Gebiet begehen und die Krankheit kann sich leichter ausbreiten.
Vahur Sepp: Nahrungsmengen sollten in keiner Anordnung vorgeschrieben werden: der Jäger sollte in der Lage sein, selbst zu entscheiden wieviel nötig ist. Eine Regel ist, dass Nahrung für Wildschweine immer vorhanden sein und der Futterplatz so selten wie möglich besucht werden sollte. Ein Wildschwein schreckt vor 12 Stunden alten Spuren zurück. Wenn Futter am Nachmittag hingebracht wird, wird ein Wildschwein nicht ohne weiteres am Abend dorthin gehen.
Ragne Oja: Fütterung im Winter ist jetzt verboten, im Sommer erlaubt – doch was erhöht tatsächlich die Population der Wildschweine? Geburten finden im November-Dezember statt und so können auch die jungen Schweinchen die werfen sich jetzt mästen. Bis zum Herbst wiegen sie um die 25-30 kg, schwer genug um sich zu vermehren. Nirgendwo sonst in Europa sind so schön fette Schweinchen, wie hier in Estland. Sie sind fett. Die Südeuropäischen sind damit verglichen richtig hässlich. Die Würfe in diesem Jahr werden reichlich sein, fast so wie im letzten Jahr. Sollte darüber hinaus der Winter warm sein, werden die Wildschweine nicht sterben, aber viel herumstreunen. Übrigens wird eine Schneedecke alleine die Wildschweine nicht davor zurückhalten, sich Nahrung zu besorgen, doch gefrorener Boden schon. Und wahrscheinlich werden die Wildschweine dort nach Nahrung suchen wo sie früher ihr ganzes Leben lang gefüttert wurden, was bedeutet, dass sie sich viel bewegen werden. Sie haben ein gutes Gedächtnis. Deshalb muss die Winterfütterung bestehen bleiben, um die Jagd möglich zu machen.
Vahur Sepp: Zum Thema Zusatzfütterung möchte ich sagen, lasst uns den Platz, an dem sie gefüttert werden, Jagdgebiet nennen; andere sind einfach Futterplätze. Letztere sollten auch in Zukunft abgeschafft werden. Doch am Jägerstand muss der Jäger selbst in der Lage sein, zu entscheiden, wieviel Futter nötig ist.
Andres Lillemäe: Punkt eins – es muss festgestellt werden, dass die Winterfütterung nicht verboten werden darf.
Vahur Sepp: Wir haben auch Wildschweinherden in Estland, die im Winter ohne menschliche Hilfe zurechtkommen. Wenn ich zur Moorhuhn Frühjahrsbalz sehe ich Vorräte für mehrere Wochen. Ich erkenne solch ein Wildschwein durch seinen Kot. Die, die kein Futter von Menschen bekommen haben, hinterlassen Kot, der an den von Pferden erinnert, bestehend aus Rohrwurzeln, Fichtennadeln und Himbeerresten.
Tõnis Korts: An den Beispielen von Lettland und Litauen kann ich deutlich sehen, dass, obwohl Wildschweine intensiv bejagt wurden, die Anzahl so hoch wie vorher ist. So einfach den Jagddruck zu erhöhen, bedeutet nicht, dass sich die Anzahl erheblich reduziert. Selektives Schießen muss durchgeführt werden, was schon in aller Ruhe gemacht wurde. Andrerseits wird sich die Nachfrage, 30 000 zu jagen jedes Jahr wiederholen.
Andres Lillemäe: tatsächlich würde nur helfen die Jungtiere zu jagen. Die Alttiere sollte man lassen und die Herde hinter ihnen auslöschen. Das ist eine einfache Rechnung. Gibt es in der Rotte 4 junge Sauen, und jede trägt 4 Frischlinge macht das 20 Wildschweine. Wenn nur eine Sau bleibt trägt sie 8 Frischlinge, zusammen bleiben 9 Wildschweine.
Ragne Oja: ein Problem ist, dass niemand wirklich weiß, wieviele Wildschweine im Wald leben. Wir können annehmen, dass vor der Brunftzeit 30 000 da sind, aber es könnten auch 60 000 sein. Der Unterschied könnte in dieser Reihenfolge sein.
Gennadi: schauen wir auf den Kalender, haben wir realistisches Jagd Volumen?
Tõnis Korts: Letzte Saison wurden 25 000 Wildschweine geschossen und wir kamen zurecht, obwohl einige der Jagdgesellschaften an der Grenze ihrer Kapazität waren. Doch das Problem heute ist, dass ein Ziel gesetzt wurde ohne zugehörige Arbeitskette von anderen Aktivitäten. Der Pfad der zum Ziel führt ist unzureichend. Nehmen wir z.B. die gegenwärtige Verpflichtung eine Probe zur Analyse zum Labor zu schicken, warten um zu erfahren, wie das Wildschwein behandelt werden soll – das sind sehr wichtige Veränderungen, neue Engpässe in dem Prozess. Ein Beamter des Ministeriums sagte, dass er seine Wildschwein Jagderlaubnis an die Gesellschaft zurückgegeben hat – weil er auch zur Arbeit gehen muss und die Wildschweinjagd unter den neuen Gegebenheiten nicht handhaben könne. Ich habe das gleiche Problem, wenn ich jetzt am Wochenende zur Jagd hinausgehe, dann kommen die Probeergebnisse von einem am Freitag geschossenen Wildschwein nicht vor Mittwoch zurück, da ich sie erst am Montag abschicken kann. Weil die Sommerjagd behindert war, wollen die Menschen einfach nicht mehr auf die Jagd gehen.
Helen Arusoo: Das ist alles Echtzeit, die zur Jagd genutzt werden muss verglichen mit letztem Jahr.
Tõnis Korts: Wenn wir all diese Engpässe lösen könnten wäre das Schießen von 29 000 Wildschweinen realistisch, doch nur, falls da wirklich Wildschweine sind. Die infizierten Bereiche sind teilweise völlig ohne Wildschweine. Wenn wir das Problem nicht lösen können, könnte sich das Fieber ausbreiten
Die Serie des Runden Tisches der Jäger wird fortgeführt.
Standpunkt des Estnischen Umweltministeriums 15.09.2015.
Der Vorschlag des Ministeriums das Jagdgesetz zu ändern ergab sich aus der Erkenntnis, dass die Maßnahmen zur Verringerung der Wildschwein Anzahl bisher nicht effektiv waren. In vergangenen Jahren haben die Umweltbehörde sowie die Estnische Umweltagentur, als auch die Grundbesitzer, empfohlen, dass die Jäger die Anzahl der Wildschweine deutlich verringern sollten, leider ist das nicht geglückt. Die Schaffung von zusätzlichen Maßnahmen sollte zur Erreichung des Ziels beitragen – Die Anzahl von Wildschweinen könnte bis zu 1,5 Wildschweinen pro 1000 ha durchschnittlich sein; heute sind es über 8.