Autoren: Robert Oetjen, Scott Diel
Übersetzung aus der englischen Version: Leonia vom Looduskalender-Forum (23. April 2009)
Tonys & Donnas Familienchronik
12.4.2007 Wir entdeckten den ersten Schwarzstorch am 12. April am Nest, jedoch wurde nicht mit Nestwiederherstellung begonnen. Es gab keine Ringe an den Beinen, an denen man den Vogel hätte identifizieren können. Es bleibt unklar, ob es ein Zufallsbesuch war oder Tonys Partnerin.
15.4.2007 Das Schwarzstorchen-Paar kam am Abend des 15. April am Nest an. Es war eindeutig noch nichts dort geschehen. Das Paar verbrachte die Nacht auf dem Nest.
16.4.2007 Der Nestbau beginnt am Morgen des 16. April umgehend. Tony bringt Material, und seine Partnerin baut es ein. Sie machen gelegentlich Pause, um am Geschäft für die kommenden Generationen zu wirken. Sie vereinigen sich wiederholt. Als der Nestbau Fortschritte gemacht hat, beginnen sie, sich gegenseitig das Gefieder zu pflegen. Ein Käuzchen ruft von einem nahen Ast. Um die Mittagszeit ist der Bild-Empfang undeutlich, zu viele störende Kontraste . . .
19.4.2007 Am Abend müssen die Akkus ausgetauscht werden. Einer der Störche ist am Nest und nicht beunruhigt. Tatsächlich kann man den Platz, an dem sich die Akkus befinden, vom Nest aus nicht sehen, und leichter Regen absorbiert die Schritte des schwer an den Akkus tragenden Mannes.
20.4.2007 Morgens wurde Tony zum letzten Mal auf seiner Partnerin gesehen.
20.4.2007 Abends legte seine Partnerin ihr erstes Ei. Gegen 18.30 wies sie Tony stolz ihr Erzeugnis vor und sie bewunderten es bis zum Dunkelwerden. Erst ab 20.55 setzte sich der erste Vogel nieder, um es zu wärmen.
21.4.2007 Der gesamte Tag wurde mit der “Dekoration” des Heimes verbracht. Der Eintrag an Nistmaterial wurde verdoppelt, und das erste Ei wurde im Moos verpackt. Tony brachte das Material, und das Weibchen verbaute und befestigte es. Am Morgen, als Tony sich um das Ei kümmerte, wurde er von einem Raben attackiert, der sichtlich an einem frischen und herzhaften Mahl interessiert war. Muttern war frühstücken.
22.4.2007 Während Tony sich vom Nest entfernt hat, war seine Partnerin nahezu den ganzen frühen Morgen damit beschäftigt, ein Ei zu legen. Gegen 10.05 kam es zu Vorschein. Eierdieb Rabe attackierte wieder Tonys Partnerin, kaum daß sie sich vom Nest erhob. Krächzen ist zu hören und Mutter Storch klappert mit ihrem Schnabel, um ihn zu vertreiben und schließlich greift sie ihn an
Gegen 10.43 kommt Tony zurück und nun ist wieder Gelegenheit, die Eier zu bewundern. Einige Stunden später bleibt Tony allein, um die Eier zu wärmen und Mutter verschwindet zu einer Pause und um sich Futter zu suchen. Üblicherweise besteht ein Schwarzstorchengelege aus 3-5 Eiern.
23.4.2007 Der Rabe attackiert die Störche jeden Morgen zwischen neun und zehn Uhr. Beide Elternvögel schützen und wärmen die Eier sehr engagiert.
Tony ist über 5 Jahre alt. Er erhielt am 6.7.2005 einen Signalsender, als er gerade etwas mehr als 3 Kilo wog und sein Schnabel 20,2 mm lang war.
24.4.2007 Das dritte Ei wurde im Nest abgelegt – bei schlechten Wetter wird es warm und trocken gehalten, und von Zeit zu Zeit gekühlt und umgedreht. Die richtige Bebrütung beginnt, wenn das Gelege komplett ist, was möglicherweise heute sein wird. Wir werden es in den nächsten paar Tagen sehen. Tony unterscheidet sich von seiner Partnerin durch den weißen Plastikring an seinem rechten Bein.
25.4.2007 Ein langgehegter Traum des Adler-Clubs wird wahr! – die Welt kann dem Leben eines der nistenden Estländischen Schwarzstorchenpaare, Tony und seiner Partnerin, durch die Linse einer Internet Video-Kamera zuschauen. Das ist nichts sehr Neues in diesem Hochtechnologie-Zeitalter – Web-Kameras sonstwo auf der Welt sind auf Vogelnester gerichtet. Aber die meisten davon sind Arten, die in der Nähe der Menschen leben (wo Strom und Internetanschlüsse bei der Hand sind), oder wo man mit der Bildqualität nicht renommieren kann.
Wir entschlossen uns den Versuch mit den Schwarzstörchen zu machen, und nach etlichen Experimenten wählten wir das Nest unseres besenderten Schwarzstorchs Tony. Die Sendeanlage und die Kamera wurden Ende März im Wald aufgebaut. Die Kamera war auf den Horst gerichtet. Wir stellten fest, daß was zunächst eine ziemlich einfache Sache zu sein schien, gar nicht so einfach auszuführen war. Zum Beispiel waren Schwierigkeiten bei der Kabelverlegung und bei der Stromversorgung zu lösen, die Kabel konnten nicht lang genug sein, nichts durfte die Sendeanlage stören, Batterien mußten gelegentlich erneuert werden, und sämtliche Außenarbeiten und Vorbereitungen der Anlage mußten fertig sein, bevor die Nesteigner aus ihrem Winterquartier zurückkehrten.
Die Arbeit aus der Ferne – Einrichtung der eingehenden Bilder und Übermittlung an den Provider –dauerte viel länger als angenommen . . . und die technische Einrichtung ist nicht etwa erledigt – zB wird heute der Sender auf dem mobilen Mast ersetzt um die Datenübermittlung zu verbessern.
Urmas Sellis – Adler Club (Kotkasklubi)
26.4.2007 Das vierte Ei wurde um 8.57 gelegt – ob das Gelege nun komplett ist? Seltsamerweise wird nach der Eiablage auch wieder kopuliert.
27.4.2007 Der Tag war ereignislos (wir warteten gespannt auf das Legen des fünften Eis). Am Morgen regnete es, was sich anhörte, als ob jemand auf die Kamera klopfte. Tony wurde morgens vermißt und erschien um 13.35 am Nest. Unmittelbar darauf übernahm er das Brutgeschäft vom Weibchen. Es ist kalt – 6,5 Grad und ein scharfer nördlicher Wind von 11 m/s.
Was futtern Schwarzstörche an solchen Tagen? Sie jagen Frösche und kleine Fische aus Bächen und Tümpeln in der Nähe. In den vergangenen Jahren wurde Tony beim Fischen an den Flußufern im Alam-Pedja-Reservat gesehen, etwa 20 km vom Horst entfernt.
28.4.2007 Die Ausstaffierung des Nests mit Moos schreitet fort. Anscheinend ist mehr oder weniger alles bereit für den Beginn des Ausbrütens. Einige Worte zu dem Horst vor uns. Im vergangenen Jahr haben Tony und eine Partnerin an dieser Stelle bereits ihr Nest errichtet. Sie zogen in dem Jahr 3 Junge erfolgreich auf.
29.4.2007 Der Morgen war kalt, um 6 Uhr lag die Temperatur am Nest knapp über 2 Grad und ein leichter Hauch Schnee bedeckte den Horst und den Waldboden. Der aktive Teil des Brutgeschäfts scheint begonnen zu haben.
Schwarzstörche nisten hauptsächlich in Zentral- und Osteuropa, in geringem Ausmaß auch in Westeuropa. Die europäischen Schwarzstörche überwintern im tropischen Afrika, Israel und im Süden Spaniens.
Am Abend wurden die Kamera-Akkus ausgewechselt, was eine kurze Unterbrechung der Bild-Übermittlung zur Folge hatte.
30.4.2007 Die morgendlichen „Besucher“ des Storchenpaares sahen das Nest dieses eher wärmeliebenden Vogels weiß von Schnee. Die Temperatur um 7 Uhr lag nur bei 0,6 Grad, es schneite und ein Nordwind blies mit 10m/s. Das Weibchen verharrt brütend. Tony kam in der vergangenen Nacht nicht ans Nest zurück.
1.5.2007 Die kälteste Nacht bislang für das Paar – minus 1,2 Grad mit rauem Nordwind. Wenige Minuten nach 8 am Morgen kam Tony, um seine Partnerin abzulösen. Beide Vögel waren nicht länger als 5 Minuten gemeinsam auf dem Nest, Tony ließ sich zum Brüten nieder, seine Partnerin verschwand zur Nahrungssuche. Es sind immer noch 4 Eier im Gelege, das damit komplett ist. Ein Vogel war über Nacht auf dem Nest.
Wir haben einige interessante Ergebnisse nach unserer Recherche zu Tonys Futter-Gewohnheiten. Vor zwei Jahren wollten wir wissen, ob Tony beginnen würde, sich aus den Bächen und Tümpeln des Waldes in seinem Brutgebiet ernähren zu ernähren, die von Bewuchs uns Büschen befreit worden waren. Tatsächlich kann einer der Gründe für nicht ausreichende Futtergrundlage bei Schwarzstörchen dichtes Gebüsch entlang der Wasserwege sein, die sonst zur Futtersuche geeignet wären. Tony begann die befreiten Bereiche umgehend zu besuchen. Leider hatte Tony in dem Jahr kein Gelege und benötigte das Futter nur für seinen eigenen Bedarf.
2.5.2007 Im Bereich von Tonys Nest regnet es seit 11 Uhr und ab 14 Uhr fiel schwerer Schneeregen. Die Temperatur lag um Null. Nicht nur der Storchenhorst war weiß, sondern auch sein eigener Rücken. Das zeigt, daß das Storchengefieder eine ausgezeichnete Wärmeisolation bietet. Der brütende Vogel erhob sich gelegentlich um die Beine auszustrecken, aber nur für wenige Sekunden . . .
Der Wetterbericht sagt unsicheres und kaltes Wetter mit Niederschlägen sowohl als Regen wie als Schnee voraus. Nach dieser Vorhersage des estnischen meteorologischen und hydrografischen Instituts wird das Wetter voraussichtlich in der zweiten Woche dieses Monats wärmer werden.
3.5.2007 Null Gard um 5 Uhr früh, weiterhin Nordwind. Das mindert nicht den morgendlichen Geräuschpegel im umgebenden Forst. Tonys Fans diskutierten die gestrige Kälte und den Schnee sowie, ob dies einen negativen Effekt auf die Brut habe. Der Schnee schmolz im Wald erst später am Nachmittag. Vermutlich machen unsere Störche in jedem Jahr während des Brütens die Erfahrung mit Kälte und Schnee, so daß man dieses Jahr nicht für etwas Besonderes ansehen sollte! Tony war heute morgen für das Brutgeschäft zuständig. Die Nistgrundlage wurde gewendet und getrocknet.
Die Größe der Schwarzstorcheneier variiert sehr stark: Längen von 60-76 mm, Breite von 45-56 mm, Gewicht 81-96 Gramm. Die Eier sind weiß mit grauen Schatten. Die üblichen Gelege enthalten vier Eier. Ein Gelege mit sieben Eiern ist belegt (Region Brjansk, Russland, 1989), was seinen Grund darin haben könnte, dass zwei Vögel ihre Eier ins selbe Nest gelegt haben (was bisweilen auch bei anderen Arten vorkommt). Sechs Junge sind jedoch beispielsweise schon einmal in Polen und in China geschlüpft und ausgeflogen.
4.5.2007 Die vergangene Nachttemperatur lag etwas höher als vorher. Um Mitternacht begann es sacht zu regnen bis gegen 9.30 Uhr. Heftige Schauer gab es immer wieder im Verlauf des Tages, was Getrommel auf der Kamera zur Folge hatte. Jedoch wird der Regen für das Frühlingserwachen benötigt. Nicht sicher ist jedoch, wie begeistert Tony darüber ist.
Die Literatur besagt, daß Schwarzstörche üblicherweise ihre Eier mit zweitägigem Abstand legen. Ein oder dreitägige Abstände kommen ebenfalls vor. Das bedeutet, daß das Gelege in einer Spanne von 6 bis 8 Tagen vollständig wird. Wie paßt das mit Tonys Nest überein? Das erste Ei wurde am 20.4., das zweite am 22., das dritte am 24. und das vierte am 26. gelegt. Unser Storchenpaar hat sich an die Regeln gehalten! Mit dem Brüten wird üblicherweise nach dem zweiten Ei begonnen, jedoch wird das Nest gelegentlich abgekühlt, bis das letzte Ei des Geleges da ist. Dennoch schlüpfen die Küken im Abstand von einigen Tagen.
5.5.2007 Endlich ein schöner Frühlingstag! Ein knackiger Morgen und nahezu den gesamten Tag Sonnenschein.
Die brütenden Vögel genossen es, auf dem Nest zu sitzen, es gab nur wenige Zuschauer. Da es Samstag ist, hat das schöne Wetter vermutlich Tonys Freunde dazu animiert, den Frühling zu erleben . .
Bislang hat noch niemand die gesamte Brutdauer eines Schwarzstorchenhorstes in Estland beobachtet, daher weiß man nicht genau, wie lange das Brutgeschäft währt. Anderswo hat man die Zeit festgehalten, aber die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich: zwischen 30 und 38 Tagen. Es ist nicht immer klar definiert, wann man den Brutbeginn festgesetzt hat, was zu fehlerhaften Werten bis zu 6 Tagen führen kann. Dieses Problem zu beseitigen, ist auch für uns schwierig: möglicherweise saß der Storch von Beginn an auf den Eiern um den Raben abzuwehren. Wie auch immer, die Küken sollten Ende Mai beginnen zu schlüpfen und bislang sieht alles gut aus.
6.5.2007 Am Sonntag lief die Batteriesäure aus. Das unerwartet kalte Wetter der letzten Woche hat die Energie schneller verbraucht als vorgesehen (in 7 statt in 9 Tagen). Urmas ist hingegangen, um den Austausch kurz nach dem Dunkelwerden vorzunehmen, da es riskant ist, bei Tageslicht in Nestnähe herumzulaufen: wenn sie gestört werden, können die empfindlichen Schwarzstörche ihr Nest aufgeben..
7.5.2007 Nachttemperatur lag bei 2 Grad C. Es war der erste richtig warme Tag in unserem wechselhaften Frühling. Etwa um 10 rief der Kuckuck 5 Mal und setzte seinen Ruf am Nachmittag ziemlich lange fort. Die Eier werden sorgfältig gewendet und unsere geliebten Vögel scheinen sich wohlzufühlen. Das Weibchen, Donna, übernahm die Brutpflege ab ungefähr 18 Uhr.
Donna? . . . Ja, es war weder recht noch fair, immer nur von „Tonys Partnerin“ oder „dem Weibchen“ zu sprechen, und so hat das Projektteam vor einigen Wochen entschieden, daß „sie“ einen Name benötige und hat einen Wettbewerb zur Findung ausgeschrieben. Der NGO Adler-Club erhielt 122 e-mails von Web-Cam-Besuchern mit 151 unterschiedlichen Namensvorschlägen. Die zehn häufigst genannten Namen waren: Mooni/Mony (23), Tuuli (19), Donna (18), Triinu (12), Teele (10), Tiina (9), Maali (6), Leeni (6), Toonik(a) (5) und Toomas (?!,5). Die Entscheidung wurde den Schülern der Välgjärve Grundschule überlassen und so wurde ihr der Name „Donna“ verliehen. Nun fühlen wir uns wohler.
Viele andere interessante und ungewöhnliche Namen wurden uns angeboten, zB Coco, Gruke, Lada, Milkivei, Putiiki und andere. Wir erfuhren durch eine Zuschrift, daß es vor langer Zeit in Estland keine speziellen Namen für Jungen und Mädchen gab, und daß daher Namen wie Toomas, Juhans und Oswalds vorgeschlagen wurden (vielleicht hatten sich auch einige Zuschauer daran erinnert, daß als „Tooni“ zum ersten Mal einen Sender erhielt „er“ damals für eine „sie“ gehalten wurde).]
Gewinner des Namens-Wettbewerbs, der aus allen Vorschläge zum Namen „Donna“ gezogen wurde, ist Kerli Lillemaa, sie/er wird eine DVD „ABC der estnischen Adler und Schwarzstörche“ erhalten. Eine zweite DVD erhalten die Studenten des 6. Semesters der Kuldre Schule und ihre Lehrerin Tiina Ruusmaa, die zusammen viele schöne Namen anboten.
Vielen Dank allen Teilnehmern und die besten Wünsche für viele aufregende Erlebnisse mit der Natur, sowohl real als auch virtuell.
8.5.2007 Das Wetter war angenehm warm neblig, mit Nachttemperaturen nicht unter 5,5 Grad C. Tony und Donna teilten sich die Brutpflege, gelegentlich die Eier wendend und den Horst aufräumend.
Tony unterscheidet sich von Donna durch mehr als den Ring an seinem Bein. Üblicherweise sind weibliche Störche etwas kleiner und haben einen kürzeren Schnabel als die Männchen, obwohl dies auf den Kamera-Bildern schwer nachvollziehbar ist. Tschechische Kollegen haben herausgefunden, daß die Männchen etwa bis zu 3 kg haben sollten. 2005 wog Tony gerade 3,05 kg und damals wurde er als Weibchen betrachtet – Wissen kommt langsam. Donnas „strategische“ Maße sind derzeit unbekannt.
9.5.2007 Die Nächte wollen immer noch nicht wärmer werden, die Lufttemperatur bleibt um 5 Grad plus, mit Dunst bis Mittag. Gegen 8 Uhr früh bringt Tony neues Nistmaterial, aber Donny gibt ihren Platz auf den Eiern nicht frei. Vorausgesetzt, die Brutperiode begann, nachdem das zweite Ei gelegt war, wäre heute der 17te Tag. Damit wären unsere Reality-Show-Protagonisten ungefähr in der Mitte der Brutperiode.
Ein aufmerksamer Betrachter der Web-Cam schrieb, es schiene als ob ein Wachtelkönig irgendwo in der Nähe des Nestes von Tony und Donna rufe. Das ist kaum möglich, da Wachtelkönige nicht im Wald leben, sie sind Vögel der Wiesen und offenen Landschaften. Wie auch immer, unter Umständen könnte der Buchfink sich ähnlich anhören. Leider ist das Kamera-Mikrofon nicht von guter Qualität, und auch die Kamera-Abdeckung verändert die Geräusche. Andererseits ist es der erste Versuch in dieser Form, deshalb wollen wir uns nicht beklagen . . .
10.5.2007 Ein klare Nacht im Horst-Wald, Temperaturen bei 4 Grad. Gegen 10 Uhr morgens flog Tony mit einem frischen Bündel Nistmaterial ein und Donny reagierte, indem sie es schnell um die vier Eier verteilte. Wir trafen ein, um das Akku-Paket zu erneuern, daß die Kamera versorgt, um sicher zu stellen, daß es während des Wochenendes keine Unterbrechung der Übertragung geben wird.
Von einigen Zuschauern wurden wir gefragt, ob Tony immer noch seinen „Rucksack“ trägt. Ob er immer noch mit dem Satelliten- und Radio-Sender versehen sei, der es uns erlaubet, ihm vorsichtig zu folgen und dabei festzustellen, wo er am liebsten auf Futtersuche gehe?
Wer es näher betrachtet, wird tatsächlich die Antenne des Senders aus den Federn auf Tonys Rücken ragen sehen. Das andere eindeutige Kennzeichen ist der weiße Plastik-Ring an seinem rechten Bein. Leider ist der Sender bislang gänzlich tot. Wir waren nicht erfolgreich, ihn einzufangen und den Sender durch einen neuen zu erstzen. Wir waren nahe dran im vergangenen Jahr, endeten aber letztlich mit leeren Händen. Der Sender hatte eineinhalb Jahre erfolgreich gearbeitet, genauer gesagt, wurde das Satelliten-Signal 8 Monate lang empfangen und das Radio-Signal eineinhalb Jahre. Letzteres kann nur aus relativ geringer Entfernung von bis zu zwei Kilometern mit speziellem Empfänger empfangen werden.
11.5.2007 Gegen 3 Uhr früh begann es im Horstwald zu regnen, die Nachttemperaturen lagen bei 5 Grad. Der gleichmäßige Niederschlag ging später am Nachmittag in gelegentliche Schauer über. Bei der Beobachtung der Brutpflege während der vergangenen Tage bekam man den Eindruck, daß Donna in der Nacht und am Morgen brütet, während Tony seine Nest-Pflichten am gesamten Nachmittag erfüllt.
Das gelegentliche Knacken am Morgen kommt nicht aus dem Nest, sondern wird durch Regen verursacht. Das stärkere Plumpsen kommt von den Wassertropfen, die aus größerer Höhe aus dem Baum auf die Kamera fallen. Ein Teil der von unseren Lautsprechern wiedergegebenen Geräusche stammt vom in die Kamera eingebauten Mikrophon, und wird auf dem Weg häufig verändert. Das ergibt den „Vogelgesang“, der an das leichte Zirpen von Fröschen erinnert. Falls jemand von Tonys und Donnas Freunden zufällig Tontechnik-Spezialist ist, oder eine Idee hat, die Tonqualität unserer Kamera zu verbessern, würden wir uns freuen, von denen zu hören. Wir vermuten, daß die Mikrophon-Übermittlung der Wald-Geräusche für das Projekt wichtig ist, weil es uns eine bessere Vorstellung vom Leben rund um den Horst vermittelt.
Wir haben im Internet nach ähnlichen Video-Webcams gesucht, aber keine gefunden. Der einzige vergleichbare Versuch mit Schwarzstörchen wird von den ungarischen Kollegen betreut, die ein Nest im Urwald an der Donau seit 3 Jahren mit der Kamera beobachten.
Kürzlich sind in Deutschland Weißstorchenküken geschlüpft! (Pfalz)
In Polen wird weiter gebrütet.
www.blackstork.hu –
www.pfalzstorch.de/bilder/live1.html –
www.bociany.edu.pl/
12.5.2007 Nächtlicher Nebel und Temperaturen unter Null. Ein schöner und sonniger Tag am Horst. Gegen 14 Uhr gab es am Nest einen Zwischenfall. Etwas griff den brütenden Schwarzstorch an. Wahrscheinlich war es ein Säuger (vermutlich ein Marder), den Tony vertreiben konnte, indem er heftig mit dem Schnabel zischte und klapperte. Der Störenfried selbst kam nicht ins Blickfeld.
Tonys und Donnas Nest ruht auf den waagerechten Zweigen einer alten Espe, etwa 1,5 m vom Stamm entfernt. Der Stamm ist knapp außerhalb des Kamerafeldes auf der rechten Seite.
13.5.2007 Der 13. Obwohl kein Freitag, war es ein Unglückstag. Das Akku-Paket gab unerwarteterweise seinen Dienst auf. Die Live-Übertragung wurde für 13 Stunden unterbrochen, während der die Besucher aufgezeichnetes Material betrachten konnten. Ab 20 Uhr ging die Show weiter.
Die zweite Nacht in Folge hat Tony während der ganzen Nacht auf dem Nest gesessen. Als ob er unsere Chronik gelesen hätte.
14 - 17.5.2007 Das Leben am Nest war für Tony und Donnaziemlich ruhig und routinemäßig (hingegen nicht für den englischen Chronisten, Entschuldigung). Unsere Protagonisten brüteten weiter und fügten dem wachsenden Nest weiteres Material zu. Nach einem starken Gewitter am Dienstag kommt der Frühling mit Macht.
18.5.2007 Schönes Frühlingswetter, das sich wie Frühsommer anfühlt. Nachttemperatur-Minimum 4 Grad, Tagestemperaturen bis zu 20 Grad. Tony brütete den gesamten Tag über, Donna erschien gegen 18.45 Uhr und übernahm die Nestbetreuung.
Noch sieben bis neuen Tage bis zum erwarteten Schlüpfen der Küken.
19.5.2007 Der Morgen war hell und sonnig, Nachttemperatur im Horstwald bei 6 Grad. Um 9.30 ordnete Donna alle 4 Eier in eine senkrechte Position und inspizierte sie sorgfältig.
Kritisch während der Brutphase ist die große Wärme im Nest. Daher muß Feuchtigkeit zugeführt werden, damit die Embryos in den Schalen nicht austrocknen.
Glücklicherweise gibt es dieses Frühjahr keine Probleme mit Feuchtigkeit. In den vergangenen Jahren gab es in diesem Zeitraum Trockenperioden. Wir können nur hoffen, daß zu Beginn der Brutphase genug Wärme vorhanden war. Letztlich haben wir während der gesamten Brutphase niemals festgestellt, daß das Gelege von beiden Altvögeln verlassen war.
20.5.2007 Die erste richtig warme Nacht mit 9 Grad und einem Wetter, wie man es sich für das Wochenede wünscht.
Von allen Mitgliedern der Familie der Störche (zoologische Klassifikation „Ciconiidae“) hat der Schwarzstorch weltweit die größte Verbreitung. Die Recherch, die Kollegen aus Lettland durchführten, ergab, daß Schwarzstörche aus 105, nistende Vögel aus 44 und überwinternde aus 26 Ländern gemeldet wurden. Die Verbreitung in Westeuropa dehnt sich aus, obwohl sich die Reihen dieser Storchenvertreter in unserer Region lichten. – Die erste Meldung über einen in Südafrika nistenden Schwarstorch gab es 1908.
21.5.2007 Obwohl die Tagestemperaturen im Horstwald 22 Grad erreichten, lagen sie während der Nacht nur bei 3 Grad. Den längsten Teil des Tages übernahm Tony die Nestbetreuung, auch während der Nacht war er auf dem Nest, Donna ist nicht erschienen. Durch die wärmeren Temperaturen haben die Brutvögel mehr Zeit, aufzustehen und die Beine zu strecken – sie brauchen sich keine Sorge zu machen, daß die Eier auskühlen könnten. In Kameranähe sind Rufe und Hämmern des Schwarzspechts zu hören. – Der Horstbaum von Tony und Donna ist eine der ältesten Espen im Wald. Das durchschnittliche Alter der Bäume mit Schwarzstorchenhorsten in Estland liegt bei 121 Jahren. In Litauen sind sie gleich alt, in Lettland etwas älter, aber es ist deutlich, daß im Baltikum die derzeitigen Horstbäume älter sind als die sie im Wald umgebenden Bäume. Daher ist es für Schwarzstörche sehr wichtig, daß bei der Forstbewirtschaftung alte Bäume stehen gelassen werden. Sich auf Natur-Reservate zu beschränken ist nicht ausreichen.
22.5.2007 Nachttemperaturen von 10 Grad im Horstwald. Donna war nahezu den ganzen Tag fort gewesen und kam am frühen Morgen zurück zum Nest. Jetzt ist’s Zeit für Tony, eine Weile zu pausieren. Wenn die Küken schlüpfen werden, wird es eine Menge Arbeit geben. Gegen 17 Uhr waren 26 Grad im Wald. Tony wendet die Eier und lüftet das Nistmaterial, und zeigt, während er auf dem Nest sitzt, durch seinen geöffneten Schnabel, daß es ungewöhnlich heiß ist.
Im vergangenen Jahr wurde Raivo, ein anderer Schwarzstorch, mit einem GPS-Sender versehen. Er sucht derzeit etwa 10 bis 15 km vom Nest entfernte Futterplätze auf. Wenn dann seine Küken da sind, wird dafür keine Zeit mehr sein. Raivo nistet etwa 40 km nordöstlich von Tony und Donna im Lääne-Virumaa-Distrikt.
24.5.2007 Leider müssen wir berichten, daß es technische Probleme mit der WebCam gibt. Wir bemühen uns zunächst zwar um eine Lösung, werden aber möglicherweise auch die Kamera austauschen.
Dabei ist die Sicherung des [ungestörten] Lebens im Nest vorrangig.
Wir werden die Besucher informieren, sobald die Kamera wieder läuft.
28.5.2007 Die Kamera funktioniert wieder, und während der Sendepause sind alle vier Küken geschlüpft. GRATULATION!!! Wetter im Horstwald: 28 Grad um 17 Uhr.
Es war letztlich nicht notwendig, die Kamera auszutauschen – das Problem war ein bislang ziemlich unbekannter Internet-„Verlauf“. Während die Reparaturarbeit andauerte, erschien Tony mit Futter am Nest. Donnas Willkommens-Geklapper und das Gequietsche der Küken war noch 40 m weiter zu hören. Die besondere Vorsicht, die die Reparateure walten ließen, war lobenswert – weder Donna noch Tony schienen ihre Anwesenheit zu bemerken. Die Szenerie muß auf Anwesende recht theatralisch gewirkt haben: drei Männer, die in Zeitlupe auf dem Waldboden herumkrochen, und versuchten, sich in absoluter Stille miteinander zu verständigen, sowie ständige, in Zeitlupe vergebliche Versuch, die Mücken zu verjagen . . .
Um 20.15 wurde der Kamerakontakt unterbrochen, aber diesmal war der Bösewicht ein Blitz irgendwo weiter weg.
29.5.2007 Verfrühter Sommerabend, 17 Grad im Horstwald. In den frühen Morgenstunden schützte Tony seine kleinen Nestlinge in den Daunen-Federn unter den Flügeln. Ob die Aufgabenteilung im Nest die gleiche bleibt wie während der Brutphase? Wir werden sehen . . .
Schwarzstorchenküken liegen während der ersten Wochen nach dem Schlupf auf dem Bauch im Nest, nach etwa 2 oder 3 Wochen versuchen sie aufzustehen. Das sagt zumindest die Literatur, aber wir werden sehen, wie sich das in unserem Nest abspielt.
30.5.2007 Eine warme Sommernacht am Nest, 19 Grad. Tony hütete die Küken den Morgen über und dann wieder am Nachmittag ab ungefähr 15 Uhr. Das drohende Gewitter erreichte den Horstwald gegen 17 Uhr, so mußte Tony den Schirm spielen, mit gespreizten Beinen über den Nestlingen stehend. Unter derart warmen Bedingungen muß Papa die Küken nicht wärmen, aber als die Brut kurz vor 18 Uhr nasser wurde und abkühlte, reagierte Tony und ließ sich auf sie nieder. Donna kam nach 18 Uhr, um Tony von den Babysitter-Pflichten abzulösen, und als der Regen nachließ, begann sie, die Brut mit kleinen Fischen zu füttern, die sie im Kropf mitgebracht hatte. Es scheint, als ob Donna etwa mehr Geschick hat im Umgang mit den Jungen . . .
Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Tony ist erkennbar an dem weißen Plastikring an seinem rechten Bein (oberhalb des „Knies“), ebenso an der schlechter erkennbaren Antenne auf seinem Rücken. Donna hat keine irgendwie erkennbaren Zeichen, außer daß sie ein wenig kleiner ist, als das Männchen. Durch die Kamera-Beobachtung hat sich unser Verständnis von Nestlingspflege irgendwie verändert – früher hatte man gemeint, der Muttervogel bliebe am Nest, während der Vater ständig hin und her fliegen, um Futter für die Familie zu suchen . . .
31.5.2007 Die Nachttemperraturen liegen mindestens bei 14 Grad. Donna war die ganze Nacht über auf dem Nest und Tony kam gegen 11 Uhr, um die Küken zu füttern.
Dann gegen 15 Uhr geschah etwas, womit die Betrachter sicherlich nicht gerechnet hatten – Tony waren vier Küken zu viel, und er entfernte eines von ihnen. Donna kehrte kurz nach diesem Vorfall zurück und alles schien friedlich im Nest. Tony kehrte gegen 17.45 mit Futter zurück, aber nichts in seinem Verhalten machte den Eindruck, als ob irgendetwas geschehen sei.
Die »Korrektur« der Zahl der Nachkommen ist nicht unüblich im Tierreich, auch wenn es auf die Menschen unschön oder abstoßend wirkt. Es ist in der menschlichen Gesellschaft ebenfalls nicht unbekannt, wenn man die Geschichte der Menschheit betrachtet (Hungersnöte, Kriege oder Eroberungen etc.) oder die Familienpolitik mancher asiatischer Länder. Die Ursache für den Infantizid im Tierreich ist ausschließlich eine Evolutions-Anpassung, die letztlich bessere Gesundheit und den Bestand der Spezies sichern soll. Wenn die Altvögel ihre Energie in der Jungenaufzucht in einem Jahr verausgaben, sind sie möglicherweise im nächsten Jahr nicht fit genug, sich zu vermehren. Oder die gesamte Brut wird durch unzureichende Ernährung gefährdet und kann nicht gesund heranwachsen. Tonys evolutionäres Gedächtnis sagt ihm, was er tun muß. Hoffen wir, daß unser Paar es nicht etwa für notwendig hält, nur zwei Küken aufzuziehen. Diese Hoffnung ist berechtigt, da im vergangenen Jahr drei Küken erfolgreich aufgezogen wurden.
1.6.2007 Nachttemperaturen von 11 Grad im Horstwald und windig. Gegen 4 Uhr früh regnete es. Tony war auf dem Nest. Donna traf um 9.25 ein, um die Jungen zu füttern. Die Küken schlucken bereits kleine Fische im Ganzen (Länge ca. 5-7 cm). Der Horst wird regelmäßig gesichert und geordnet. Wegen der niedrigeren Tagestemperaturen wärmt der mit der Brutpflege befaßte Altvogel die Jungen von Zeit zu Zeit.
Das Nistgebiet von Tony und Donna ist uns seit 1995 bekannt, während dieser Zeit gab es dreimal je 3 und fünfmal je 2 flügge gewordene Junge. Außerdem wurden dreimal die Jungen bei der Inspektion tot aufgefunden (wegen Nestraub durch Baummarder oder aus unbekannter Ursache). In den restlichen Jahren sind entweder keine Küken geschlüpft oder das Paar hat an anderer Stelle gehorstet und dies wurde nicht aufgezeichnet. Daher hat es in diesem Nestareal noch nie vier Junge gegeben, die flügge wurden. Die Nestinspektion wird nur einmal im Jahr im Juli gemacht, wenn die Jungen beringt werden, daher kann man nicht feststellen, ob evtl. mehr Küken aus den Eiern geschlüpft waren. Wir wissen ebensowenig, seit wann Tony an dieser Stelle schon nistet. Wir wissen jedoch, dass er während der letzten drei Jahre hier genistet hat.
Wenn man ganz Estland betrachtet, sind Nester mit vier Küken nicht völlig ungewöhnlich. Aber die durchschnittliche Zahl der Küken in allen bekannten estnischen Schwarzstorch-Horsten ist in etwa eines, was zeigt, dass viele Paare gar keine Jungen großziehen. Im letzten Jahr waren alle Eier in Jaaks (ein anderer besenderter Schwarzstorch) Nest zerbrochen wegen Revierkämpfen mit einem anderen Vogel gleicher Spezies. Könnte dies bedeuten, dass es sogar für die derzeit geringe Anzahl von Schwarzstörchen nicht ausreichend Nistmöglichkeiten gibt?
2.6.2007 7 Grad während der Nacht im Wald. Obwohl die Sonne scheint, sind die Tagestemperaturen ziemlich kühl, und der böige Nordwestwind weht mit 10m/s, daher ist es notwendig, die Küken häufiger zu schützen und zu wärmen. Es ist Vollmond – eine unruhige Zeit bei Vögeln und anderen Tieren.
Derzeit sollte ungenügender Futternachschub für Tony und Donna kein Problem sein. Es gibt viel Wasser in den Waldbächen, so dass die Altvögel an ihren bevorzugten Futterplätzen jagen können. Manche Jagdausflüge dauerten nur 10 Minuten, so dass man meinte, ein Behälter mit vielen Fischen sei irgendwo in der Nähe. Während des Sommers jedoch trocknen die schmalen Bäche im Wald aus, hauptsächlich wegen Entwässerungsmaßnahmen, so dass es notwendig ist, weiter bis zu größeren Flüssen zu fliegen oder Fischzuchten aufzusuchen. Tony und Donna haben die Möglichkeiten zur Auswahl . . .
3.6.2007 Die Nacht war klar mit Temperaturen bei nur 5 Grad, mit nordwestlichem Wind. Tony behütete das Nest morgens, Donna servierte den hungrigen Nestlingen das Frühstück kurz vor 10 Uhr, danach machte Tony drei kurze Ausflüge und brachte Nistmaterial mit, um das Dasein angenehmer zu machen.
Das estnische meteorologische und hydrologische Institut sagt einen wärmeren Juni voraus als üblich, mit geringen Niederschlägen. Die Zahl und Qualität der Futterplätze ist von ungeheurer Wichtigkeit für die Vögel während der Aufzucht-Phase. In Estland ernähren sich die Störche aus verschiedenen Naturbereichen – von der Fischzucht bis zu geflügten Feldern. An ungestörten Orten bevorzugen sie offene Flüsse und Bäche. An Orten mit größerer Nähe zu Menschen bevorzugen sie Plätze mit hoher Vegetation und in fischreichen Wassergründen, dann wird am frühen Morgen Futter gesucht, wenn es weniger Störungen gibt.
Die Akkus müssen erneuert werden . . . bitte um Geduld.
5.6.2007 Niedrigste Nachttemperatur 6 Grad, maximale Tagestemperatur 25 Grad. Der Frühsommer hat begonnen.
Wir nahmen die günstige Gelegenheit wahr und tauschten die WebCam heute nachmittag aus.
Gegen 18.20 war die Arbeit erledigt. Tony kam etwa 35 Min. später zum Nest zurück und Donna 20 Minuten nach ihm. Der Alltag im Nest verläuft im üblichen Rhythmus. Tony übernahm die Sorge um das Nest während der Nacht. Die neue Kamera liefert bessere Bilder im Dämmerlicht, jedoch gibt es Probleme mit der Tonübertragung. Die Bildqualität der neuen Kamera ist höher als bei der alten, aber es gibt durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten . . .
6.6.2007 Niedrigste Nachttemperaturen bei 7 Grad und um 4 Uhr nachmittags 27 Grad. Tony und Donna und die Nestlinge leben ein friedliches Familiendasein. Wegen der heißen Nachmittagssonne atmete Tony hechelnd mit offenem Schnabel. Heute sind die Küken 10 Tage alt.
Die Küken können immer besser Nahrung aufnehmen. Hauptsächlich ernährt sich der Schwarzstorch von kleinen Fischen. Amphibien und Insekten und Kleinsäuger stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. Gejagt wird im Schreiten (entlang von Flüssen, am Ufer, auf der Wiese etc.). Bei der Jagd im Wasser breitet der Storch seine Flügel aus, um Schatten auf die Beute zu werfen.
7.6.2007 Niedrigste Temperatur im Wald 11 Grad in der Nacht, am Tag 25 Grad. Jedem ist es heiß.
Heute waren die Küken gegen Mittag zum ersten Mal allein im Nest. Und dann noch einmal für etwa eine halbe Stunde ab 16.30 Uhr und ab 19.40 Uhr. Tony verließ das Nest, ohne zuvor auf Donnas Rückkehr zu warten. Offensichtlich sind die Küken ausreichend alt und aufmerksam. Obwohl sie zweifellos noch keiner Marder- oder Krähenattacke standhalten können . . . Damit hat eine neue kritische Phase im Leben der Nestlinge begonnen. Und die beginnende Dürre hat hoffentlich nicht bereits für Futtermangel gesorgt.
8.6.2007 Ein weiterer heißer Tag, mit Nachttemperatur bei 6 Grad. Das Kamerabild ist nun von 3.30 Uhr bis 23.15 Uhr erkennbar. Tony behütete die Küken während der Nacht und Donna erschien mit Futter am Nest gegen 6.15 Uhr, verließ es dann gegen 9.10 für einige Minuten. Ab 12.35 waren die Jungen mehr als drei Stunden lang allein. Und dann nochmals gegen 17 Uhr für eineinhalb Stunden. Daher war anscheinend das gestrige Alleinlassen der Jugen keine Ausnahme, sondern wird in der nächsten Zeit alltäglich sein im Nest.
Es gibt keine andere Möglichkeit, den Küken das notwendige Wasser zu bringen, als durch das Futter, das die Eltern zum Horst bringen. Die Altvögel können den durstigen Nestlingen außerdem Wasser in ihrem Kropf mitbringen.
Alle drei Küken sind bemüht, aufzustehen. Außerdem wird das Nest sorgsam sauber gehalten – Exkremente werden am Nestrand oder über die Kante nach unten abgesetzt.
9 - 10.6.2007 Warme Nachttemperaturen von 15 Grad und tagsüber bis zu 25 Grad. Das Leben im Nest verläuft friedlich.
Anfang 2004 entschied die Europäische Kommission, das Projekt „Schutz und Betreuung von Kleinadlern und Schwarzstörchen in Estland (EAGLELIFE)“ zu finanzieren. Die Projektdauer wurde auf 50 Monate von Mai an festgelegt. Eine der Projektaufgaben stellt das Befestigen von Satellitenempfängern auf dem Rücken von Schwarzstörchen dar, und das erlaubte es uns, in Verbindung mit anderen Projektaktivitäten, unser Wissen über die Bedürfnisse der Schwarstörche und ihre Gefährdung erheblich zu erweitern. Andere EAGLELIFE-Projekt-Aufgaben befassen sich mit der Renaturierung von Futterplätzen von Schwarstorch und Adler (Beseitigung von Verbuschung an den Flüssen im Wald, Betreuung – Mähen – von Wiesen zur Futtersuche im Soomaa Nationalpark), und der Erwerb von Arealen, in denen Schwarzstörche nisten, durch den Staat. Die WebCam am Nest von Tony und Donna ist ebenfalls ein Teil des EAGLELIFE Projekts, auch wenn die Unterstützung durch Wirtschafts-Sponsoren es ermöglichte, dies in größerem Umfang durchzuführen, als geplant.
11.6.2007 Nachttemperatur im Wald bei 10 Grad, und tagsüber lagen die Temperaturen geringfügig niedriger als in den vergangenen Tagen, 22 Grad.
Heute sind die Knirpse einen halben Monat als und sie haben erkannt, daß es nicht so klug ist, in der prallen Sonne zu schlafen; sie suchen die schattigen Stellen im Nest. Stehen können sie noch nicht dauerhaft, auch wenn sie es angestrengt versuchen. Betrachter hatten bemerkt, daß Donna nur sehr gelegentlich am Nest zu sehen ist. Heute früh jedoch erwachten die Nestlinge unter ihrer Fürsorge, und sie fütterte sie gegen 19 Uhr.
12.6.2007 Nachttemperaturen von 10 Grad im Wald, und tagsüber nicht so heiß, mit sachtem Regen und gelegentlich heftigen Windböen. Vergangene Nacht wurden die Nestlinge erstmals die ganze Nacht lang im Nest allein gelassen. Die Küken werden nun bereits für ziemlich lange Zeitspannen ohne „elterliche Obhut“ gelassen, was wohl jetzt alltäglich zu werden scheint. Offensichtlich gibt es kein Futter mehr in unmittelbarer Nähe. Viele Bäche im Wald sind ausgetrocknet. Die Küken werden etwa alle paar Stunden gefüttert. Zwischen 18.20 und 18.40, als gerade keiner der Altvögel am Nest war, haben wir die Akkus ausgetauscht. Die Akkus hatten ein Woche lang die Kamera problemlos versorgen können. Mal sehen, ob die Küken wieder die ganze Nacht allein gelassen werden? Donna kam um 21.10 zurück zum Nest und es sieht so aus, als ob sie zu bleiben vorhabe.
13.6.2007 Donna hatte die nächtliche Obhut. Sie flog gegen 6 Uhr früh zur Jagd, Tony kam mit dem Frühstück um 6.30. Er brachte nur einen Fisch, der letztlich 20 cm lang und über 100 Gramm schwer war, und den er anscheinung nur schwer wieder aus dem Kropf hervor bekam. Der größte der Nestlinge würgte den Fisch in seinen Schlund, danach saß er mit geschlossenem und aufwärts gerichtetem Schnabel und als er den Schnabel öffnete, »hüpfte« der Fischschwanz heraus. Dieser kühne kleine Vielfraß stand 20 Minuten mit gestrecktem Genick, und als Donna 30 Minuten später zur nächsten Fütterung kam, verschlang derselbe Spezialist den größten der Fische, obwohl der Schwanz des vorhergehenden nach wie vor in seinem Schnabel steckte. Im Verlauf des Tages sah es so aus, als ob das Überfressen eine ziemlich problematische Aktion gewesen sei.
Die Nachttempereatur war warm mit 14 Grad, der Wind frischte über Tags auf mit 12-15 m/sek.
Während der Fütterung sind die Küken ziemlich gierig – wer zuerst sein Teil abbekommt, wird am ehesten überleben. Futter, das bereits verschlungen ist, wird nicht gern wieder hervorgewürgt (die Geschwister würden schnell drüber her sein), nur wenn sie gestört werden kommt es vor, daß sie das Futter aus dem Kropf hervorwürgen. Was im Fall eines Marderangriffs möglicherweise helfen würde. Jedenfalls erbrechen Schwarzstörche häufig bei der Beringung, was uns einiges über ihren Speiseplan vermittelt.
14.6.2007 Die Küken blieben über Nacht allein ohne elterliche Obhut im Nest bei 12 Grad. Die Tagestemperaturen stiegen nicht über 22 Grad. Tony und Donna fütterten die Nestlinge regelmäßig während des Tages. Donna untersuchte das Nest und entschied, daß mehr Nistmaterial notwendig sei. Der von den Bauern lang erwartete Regen ist immer noch nicht gekommen. Das Leben ist schön. Und wieder kommen die Eltern bei anbrechender Nacht nicht zum Nest zurück . . . – Unser Verständnis des Brutverhaltens der Schwarzstörche hat sich wesentlich verändert. Bislang glaubten wir, daß die noch nicht flüggen Jungen nicht ohne die Obhut eines der Altvögel im Nest zurückgelassen würden. Jedenfalls wäre der frühe „Unabhängigkeit-Test“ eine gewisse Erklärung für frühe Brutausfälle – die ungeschützten Jungen sind eine ziemlich leichte Beute für einen Marder oder einen Habicht.
15.6.2007 Die Jungen wurden wieder über Nacht allein gelassen. Die Altvögel können evtl. die Nacht in Horstnähe verbringen, aber das wissen wir nicht sicher.
Ein strenger kalter Wind zwingt am Morgen die Küken, sich gemeinsam tief ins Nest zu kuscheln. Die erste Fütterung gegen 8 Uhr nahm Tony vor. Nachttemperaturen lagen bei 12 und Tagestemperaturen bei 18 Grad. Gegen Mittag frischte der Wind auf bis zu Spitzen von etwa 16 m/sec. Das Wetter wird nun typischer für Estland um diese Jahreszeit – kälter und veränderlicher.
16 - 17.6.2007 Die Temperaturen im Nest fielen nicht unter 13 Grad im Verlauf des Wochenendes, und am Sontag lag die Höchsttemperatur nur bei 17 Grad. Der für Samstag angekündigte Regen fiel erst am Sontag morgen.
Die Küken kuscheln sich aneinander, um den Wärmeverlust durch nasse Federn zu reduzieren. Generell hatten die Küken während ihres kurzen Daseins bislang Glück mit dem Wetter. Während Tony Samstag Nacht am Nest blieb, erwachten die Küken am Sontag morgen ohne Obhut eines Elternteils.
Am Sontag zwischen 5.30 und 11 Uhr fiel die Video-Übertragung aus.
18.6.2007 Einige kurze Regenschauer überquerten den Horstwald während des Tages, die Temperaturen lagen bei 14 Grad in der Nacht und 18 Grad am Tag. Unsere Jungen waren den ganzen Tag auf sich gestellt und die Fütterungen durch Tony und Donna im Verlauf des Tages dauerten nicht länger als eine Minute. Es scheint, daß die Futtersuche zunehmend zeitraubender wird.
Bis zur sechsten Lebenswoche ist der Schnabel eines Schwarzstorchs von zitronengelber Farbe und zwischen dem 38. und dem 46. Tag wird er grüngelb (umgekehrt zur Zitronenreifung). Um den 56. Tag herum wird der Schnabel gräulich-grün. Es gibt keine Dokumentation, wann der Schnabel rot wird, aber vermutlich ist das im zweiten Lebensjahr eines Storches.
19.6.2007 Schönes Wetter! Zehn Grad in der Nacht und am Tag knapp 20 Grad. Das Frühstück wurde den Küken gegen 7 Uhr serviert, danach verbrachte Tony eine Stunde am Nest und brachte 4 bis 5 Schnabel voll Nistmaterial. Vermutlich mußte der Nestgrund aufgefrischt werden. Donna fütterte die Nestlinge gegen 8 Uhr. Gegen 3 Uhr nachmittags zogen Regenschauer über den Nestwald und gegen 16 Uhr registrierten Zuschauer eine kurze Unterbrechung in der Übertragung, während die Akkus ausgetauscht wurden. Keiner der Altvögel war während dessen am Nest.
Die neue Kamera ist erstaunlich sparsam – eine Woche Betrieb belastet die Batterien nicht wesentlich. Der Schnabel der Altvögel hat nicht immer den selben Rotton. Im Winter und während der Zugzeit ist der Schnabel stumpfer und mehr bräunlich, während er zu Beginn der Brutperiode leuchtend rot wird. Der Schnabel des Männchens ist länger als der des Weibchens. Der Schnabel ist ein wirkungsvolles, kräftiges und spitzes Verteidigungs-„Werkzeug“, das man zB bei der Beringung meiden sollte. Und man wundert sich, daß die Augen der Eltern keinen Schaden nehmen, wenn während des Fütterns ziemlich heftige herumgepickt wird.
20.6.2007 Klares Wetter mit bis auf 6 Grad gefallenen Nachttemperaturen. Wie mittlerweile üblich sind die Küken allein auf dem Horst. Frühstück erhielten sie heute sowohl von Tony als auch von Donna. Die Fütterung verläuft sehr schnell, da es notwendig ist, für einen weiteren Kropf voll Fisch schnell wieder wegzufliegen. – Schwarzstorche beginnen ab dem dritten oder vierten Jahr zu brüten, sie weisen dann alle Charakteristika von ausgewachsenen Vögeln auf. Während ihres zweiten Sommers kommen die jungen Störche nur selten aus dem Winterquartier zurück, es gibt aber Ausnahmen. Wir haben noch keine estnischen Jungstörche besendert, so daß wir bislang noch keine eigenen Daten über ihr Zugverhalten haben. Vögel aus Horsten südlicherer Regionen mögen sich anders verhalten, daher können Forschungsergebnisse aus diesen Regionen nicht ungeprüft übernommen werden.
21.6.2007 Am heutigen Sommeranfang sind die Küken häufig allein auf dem Horst, wie mittlerweile üblich. Die nächtliche Tiefstemperatur lag bei 5 Grad und Tageshöchsttemperatur bei weniger als 20 Grad. Gegen 4 Uhr nachmittags gab es Regenschauer im Wald.
Die schnell wachsenden Nestlinge zu füttern wird für die Altvögel zunehmend schwierig – wenn sie mit dem Futter am Nest ankommen, würgen sie es aus und fliegen unmittelbar darauf fort, um mehr Fisch zu holen. Die Küken müssen das Aufstehen üben, was mit zwei so langen Beinen nicht einfach ist. Es scheint, als ob das kleinste der Jungen, welches die wenigsten schwarzen Federn aufweist, gleichzeitig das gierigste ist. Wenn es seinen Teil des Geschäfts erledigt hat, krabbelt es gern auf den hohen Rand des Horstes, von wo aus es besser auf seine älteren Geschwister herabblicken kann.
22.6.2007 Eine wolkenlose Nacht mit Temperaturen um 10 Grad, jedoch hat es nicht wie angekündigt gefroren. Wenn die Küken heranwachsen, benötigen sie ständig mehr Futter. Bis zum Johannestag am 24. Juni soll von Lettland aus Regen kommen. Das hat Vorteile und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt, daß der Regen wieder Wasser für die austrocknenden Gräben und Bäche bringt, so daß das Leben darin überdauert. Nachteilig ist, daß einige Tage lang das Fischen in den vom Regen eingetrübten Gewässern schwieriger ist. Regen ist also nicht allein ausschlaggebend . . .
Die Jungen scheinen bemerkt zu haben, daß der wärmste Platz in der Nestmitte ist, und es ist unterhaltsam zu beobachten, was sie unternehmen, um an den besten Fleck zu kommen. Eines quetscht seinen Schnabel zwischen zwei andere Schläfer, und Stupser schaffen einen kleinen Raum zum Dazwischenschlüpfen. – Am Montag werden wir über die Ereignisse der Feiertage berichten . . .
23 - 24.6.2007 Am Abend des Johannestages erfreute herrliches Wetter unsere Akteure, während es gegen 2 Uhr morgens zu regnen begann. Die Temperatur blieb warm bei 14 Grad. Es fielen 3 mm Regen zwischen 2 und 6 Uhr in der Früh und später am Nachmittag gab es leichte Gewitter bei max. 20 Grad Tagestemperatur.
Das schnelle Wachstum der Küken ist bemerkenswert, und es sieht so aus, als ob das Aufstehen jetzt bewältigt wird und es „in“ ist, im Horst herumzuspazieren.
Einige unserer ständigen Betrachter haben nachgefragt, was mit den polnischen Weißstörchen seit Anfang Juni geschehen ist. Obwohl wenn wir kein Polnisch verstehen, haben wir dazu von der Projektleiterin Monika einige Informationen erhalten: aus einem der drei Eier ist kein Küken geschlüpft. Es war kein „faules“ Ei, nur ist das Küken bereits im Ei gestorben. Zwei Küken schlüpften um den 1. bzw. 2. Juni, davon starb eines am 11. Juni. Die Diagnose ergab eine Pilzinfektion (Aspergillus furmigatus). Das zweite Küken wurde aus dem Nest genommen und in tiermedizinische Obhut gegeben, aber es starb unglücklicherweise ebenfalls am 15.6., vermutlich an derselben Krankheit (genaue Diagnose noch unklar).
Einige Auszüge des Forums sind auch auf Englisch vorhanden.
Die Sorge um das zweite Küken gibt es leider nur in Polnisch und außerdem ein wenig Text in Deutsch.
Monika erwähnte, daß viele in Polen die Aktivitäten in Tonys und Donnas Horst mitverfolgen.
25.6.2007 Eine wolkige Nacht im Wald bei ca. 14 Grad, verhältnismäßig starker Wind aus Westen, teils mit über 10 m/sec. Nachmittags kam auch die Sonne durch. Gegen 13 Uhr donnerte es, aber das Gewitter kam nicht näher. – Die Jungen sind jetzt schon so groß, daß es Zeit wird, an die Beringung zu denken.
26.6.2007 Tony und Donna füttern fleißig die schnell wachsenden Jungen. Nachttemperatur um 13 und nachmittags um 23 Grad. Das Wetter ist gut – Fressen, wachsen, dösen und mutig sein, herumlaufen und die Flügel zu nutzen lernen.
27.6.2007 Unser Dreier hat heute Geburtstag – sie sind einen Monat alt. Herzlichen Glückwunsch!
Der Geburtstag der Küken begann mit Niederschlag von 1,7 Zentimeter, der bis 6 Uhr anhielt. Glücklicherweise war es nicht kalt, 13 Grad. Die Nestlinge haben gelernt, daß sie weniger naß werden, wenn sie sitzen statt im Nest zu liegen. So verging ihre Nacht. Tagsüber gab es ebenfalls Schauer und die Temperatur stieg nicht über 16 Grad.
Tagsüber überwiegend starker Wind und am Abend gegen 20 Uhr erreichte er sogar 16 m/sek.
Nach dem Ausgangsplan sollen die Küken am Freitag, den 29. Juni, beringt werden, sofern das Wetter es zuläßt (es also nicht regnet). Wir werden weitere Einzelheiten des Plans am Freitag morgen bekanntgeben.
28.6.2007 Tagsüber hauptsächlich wolkiges Wetter im Horst-Wald, mit ein wenig Sonnenschein am Morgen und etwas Regen in den Abendstunden. Die niedrigste Nachttemperatur und die höchste Tagestemperatur lagen kaum auseinander, 11 bzw. 14 Grad.
Wir planen die Beringung der Küken am Freitag nachmittag vorzunehmen, aber wir werden bis Montag oder Dienstag warten, falls das Wetter nicht mitspielt. Das wird uns ermöglichen, die Jungen irgendwann in Zukunft wieder zu erkennen, zB wenn sie in etwa drei oder vier Jahren zu brüten beginnen und jemand sie beobachtet. Wer weiß, vielleicht wird eines irgendwo auf einer Webcam zu sehen sein. Ziemlich viele Schwarzstörche sind an Fischteichen in Israel beobachtet worden, auch einige estnische. So wurden zB der im vergangen Jahr mit GPS ausgestattete Schwarzstorch Raivo aus dem Lääne Viirumaa Bezirk und ein Jungvogel aus dem Viljandi Bezirk dort beobachtet.
29.6.2007 In der vergangenen Nacht gab es einige Stunden lang Regenschauer, die Lufttemperatur lag bei 12 Grad. Tagsüber war der Regen intensiver und es war einige Grade wärmer. Der Himmel klarte gegen Abend auf, wodurch die Küken sich im Wind trocknen konnten. Die Küken stehen nun stabil und ihre Schritte werden sicherer. Die Fütterung der schubsenden Küken wird für die Altvögel zunehmend schwieriger – so hatte Donna zB Schwierigkeiten, die Balance zu behalten.
Wegen des Regens verschieben wir die Beringung der Küken auf den Anfang der nächsten Woche. Unsere Freunde in Polen schrieben bereits, daß es Zeit würde . . . Unsere Kamera hat in Canada und Hongkong Interesse geweckt und Videosequenzen daraus können hier und da gefunden werden.
30.6. - 1.7.2007 An den Wochenendnächten knapp 14 Grad im Wald und Tagestemperatur bei 22 Grad am Sonntag, dem Tag des berühmten estnischen Lieder-Festivals. Der Horst und die Jungen sind wieder trocken. Das Leben im Nest verläuft friedlich, auch wenn die Küken bei ihren Tagesaktivitäten sehr eifrig sind. Es wird langsam eng im Nest, so daß das Schieben und Schubsen zunehmen, und die Kraft der Flügel muß ausprobiert werden . . . Das weiße Federkleid der Küken weicht stündlich.
Wir planen, die Küken am Montag etwa gegen 3 Uhr nachmittags zu beringen, bevor wir die Akkus ersetzen. Wir hoffen, daß das Wetter uns zugute kommt (d.h. kein Regen), und auch den Betrachtern (bewölkt, für bessere Sicht).
Tonys und Donnas Junge haben normale Größe, in anderen kontrollierten Horsten fanden wir dieses Jahr sowohl größere als auch kleinere Küken. Aber die Mehrzahl der Horste ist leer, nur einige Zeichen, daß sie besetzt waren – frisches Moos oder Ausscheidungen unter dem Nest – konnten gefunden werden. Das ist leider Jahr für Jahr so. Die Brut eines anderen besenderten Mitwirkenden des EAGLELIFE Projekts, Jaak, war leider nicht erfolgreich.
2.7.2007 Schönes Sommerwetter, 13 Grad in der Nacht im Wald. Die Tagestemperatur stieg zur Zeit der Beringung auf 24 Grad.
Diejenigen, die gestern zu spät dazukamen oder aus anderen Gründen der Beringung nicht zuschauen konnten, können nun die Aufzeichnung der gesamten Prozedur sehen, die das Estnische Ausbildungs- und Forschungs-Netz (EENet) zur Verfügung stellt.
In den kommenden Tagen werden wir über die geplanten Messungen und andere Dinge schreiben.
Wir freuen uns über die vielen unterstützenden und interessierten Briefe, die uns gesendet wurden. Wir sind interessiert, von Euch zu hören. Wenn wir im nächsten Jahr etwas ähnliches mit der Horst-Kamera durchführen werden, könnten wir ein Forum einrichten, so daß interessierte Betrachter direkt miteinander kommunizieren können.
3.7.2007 Sommer in jeder Hinsicht. Nachts waren es 11 Grad und nachmittags gegen 3 Uhr 25 Grad. Aber es wird in einigen Tagen regnerischer werden. Aber morgen soll noch gutes Wetter für die Heuernte sein.
Da die Bildauflösung es nicht gestattet, sie genau genug zu erkennen, hier ein paar Details zu den Ringen von Tonys und Donnas Küken. In Europa werden derzeit für Schwarzstörche weiße Plastikringe verwendet mit vierstelligem schwarzem Code. Jeder Ring ist einmalig. Die erste Ziffer zeigt das Land an, in dem der Vogel beringt wurde – wir haben 7, Lettland 0 etc. Vor 1994 wurden orangefarbene Ringe mit schwarzen Zeichen und grüne Ringe mit weißen Zeichen verwendet. Außerdem erhält jeder beringte Vogel einen zweiten Ring aus Alumnium, da Plastikringe nicht so dauerhaft sind und möglicherweise nach einigen Jahren verwittern.
4.7.2007 Eine warme und düstere Sommernacht mit nicht unter 15 Grad fallenden Temperaturen. Ein diesiger Sommertag mit bis zu 24 Grad und gelegentlichem Regen im Laufe des Tages. Ein Schauer gegen 6 Uhr abends erfrischte die Gegend. Aber der Regen reichte nicht bis zu den Hügeln im südlichen Estland, Urmas konnte bis zum Dunkeln heuen.
Der Horstbaum ist eine alte Espe (ca. 50 cm Durchmesser), welche von den Altvögeln nur aus einer Richtung angeflogen wird. Das Nest liegt in einem fichten-dominierten Mischwald, in dem die älteren Bäume mehr als 100 Jahre alt sind. Der Horstbaum ist etwa 25 m hoch, die umgebenden Fichten reichen bis auf 30 m (einer trägt die Antenne des Kamerasystems). Das Nest liegt unterhalb der Baumkrone auf den ersten starken Seitenzweigen und sitzt ungefähr 1,5 m vom Stamm entfernt in etwa 12 m Höhe. Der Nestdurchmesser ist ungefähr 120 cm.
5.7.2007 Wie üblich für Estland ist das Sommerwetter unbeständig. Nachttemperratur bis zu 15 und Tageshöchsttemperatur bei 25 Grad, mit nordöstlichen Windböen bis zu 10 m/s. Nach der Vorhersage sollte es regnen. Die Altvögel haben Probleme mit der Fütterung der Küken – die Jungen schubsen und picken von drei Seiten. Obwohl es scheint, daß die Altvögel zufrieden sind, kräftigen und gesunden Nachwuchs im Horst zu haben, ist die Fütterung keinesfalls angenehm.
Während der Beringung der Jungen haben wir folgende Maße ermittelt:
* Länge der Flügel (vom „Ellbogen“ bis zur Spitze der längsten Feder);
* Länge des Schnabels (von der Spitze bis zur ersten Feder);
* Gewicht.
Mit dem kleinsten Küken beginnend ergaben sich folgende Maße (beginnend mit der Ring-Nummer):
703A Flügel 327 mm; Schnabel 91 mm; Gewicht 2,0 kg;
703C Flügel 342 mm; Schnabel 98 mm; Gewicht 2,2 kg;
703F Flügel 342 mm; Schnabel 101 mm; Gewicht 2,6 kg.
Anscheinend ist das größte Küken das jüngste – sie/er hat den geringsten Anteil schwarzer Federn.
6.7.2007 Der Unterschied zwischen niedrigster Nacht- und höchster Tagestemperatur betrug nur wenige Grade: 17 bzw. 20 Grad. Dazu Windböen bis zu 10 m/sec. Den ganzen Tag drohten Regenwolken, bis schließlich heftiger Niederschlag um 16.40 einsetzte. Kein Küken wollte sich auf dem nassen Nestboden hinlegen vor 9 Uhr am Abend.
Während der letzten 30 Jahre hat sich das Verbreitungsgebiet der Schwarzstörche nach Westeuropa ausgedehnt. Schweden, Dänemark (Anfang der 80’er), Belgien (1982), Luxemburg (1985) und Frankreich (1976) wurden wiederbesiedelt. Horstgebiete wurden in Iran (1994) und Italien (1994) gefunden, wo es vorher keine Aufzeichnung zu Schwarzstorchenbruten gab. Für die wiederbesiedelten Gebiete ist eine hohe Aufzuchtquote charakteristisch, und es scheint als ob im europäischen Raum die weitere Ausdehnung nach Westen fortschreitet. Gleichzeitig verringert sich die Fläche in Estland . . .
7 - 8.7.2007 Während das Wetter am Samstag nur einen kurzen mittäglichen Schauer bot, war der Sonntag ein ziemlich regnerischer Tag: 7 mm fielen zwischen Morgen und Mittag und weitere 2 mm gegen 4 Uhr nachmittags. Sonntag war es knapp bis zu 20 Grad warm, in der Nacht nur bis zu 13 Grad.
Die Küken sind ziemlich erfolgreich beim Trocknen des nassen Gefieders und infolge dessen verringern sich ihre weißen Daunenfedern schnell. Die schnell sich entwickelnden neuen Federn müssen geputzt werden und so sieht man die weißen Daunen an den Schnäbeln der Küken hängen. Beide Altvögel sieht man Futter heranbringen. Manchmal scheint es, als ob sich die Nestlinge zum Empfang weiterer Futterrationen fertig machten, aber es landet niemand auf dem Nest. Möglicherweise flog einer der Altvögel gerade darüber . . .
Der Schwarzstorch ist mehr oder weniger in ganz Estland verbreitet. Aber verglichen mit einigen Jahrzehnten früher kann man im estnischen Verbreitungsgebiet eine Verschiebung der Regionen mit hoher Nestkonzentration gegen Westen feststellen. Zum Beispiel gab es vor 1970 keine bekannten Horste auf der Insel Saaremaa, während heute Saaremaa das estnische Gebiet mit dem höchsten Anteil an Schwarzstorchnesten ist. Ebenfalls gab es bis 1960 keine Aufzeichnungen über Gelege aus dem westlichen Pärnu-Gebiet. Eine ähnliche Verschiebung nach Westen findet auch in ganz Europa statt.
9.7.2007 Andauernder Regen während des ganzen Tages, nur gelegentliche Unterbrechungen. Die Nacht- und die Tagestemperaturen unterschieden sich kaum: 14 als niedrigstes und 18 Grad als höchstes. Es ist Hochsommer in Estland, die Linden blühen.
Tony und Donna füttern emsig ihre Nestlinge, putzen die aufwachsende Generation mit Nachsicht und Sorgfalt. Manchmal hört man Schnabelgeklapper – interessant, ist das die Art, die Rangfolge in der Brut zu ermitteln . . . ?
Viel ist in der Tschechischen Republik zum Schutz der Schwarzstörche geschehen. In den 1940 gab es nur noch 4 Brutpaare, und nun wurden mehr als 300 Paare Schwarzstörche gezählt. Das tschechische Landesradio hat mitgewirkt, die öffentliche Aufmerksamkeit in den vergangenen 12 Jahren zu steigern. Als ein besenderter Schwarzstorch aus Tschechien erschossen in Frankreich entdeckt wurde, erhielt die französische Botschaft Hunderte von Protestbriefen. Der tschechische Präsident Vaclav Havel forderte bei seinem Staatsbesuch in Frankreich eine offizielle Entschuldigung dafür von der französischen Regierung.
10.7.2007 Überschlägige Statistik für diesen “Sieben-Brüder-Tag”: zwischen den frühen Morgenstunden und 8 Uhr regnete es 1,7 mm, und nachmittags gab es zwei-dreimal Schauer. Lufttemperatur am Morgen 14 Grad. Die Geschwister trockneten sich eifrig, währenddessen wurden die weißen Federn erkennbar weniger. Gegen 16.45 wurden die Akkus des Systems ausgetauscht. Bei einsetzendem Abend stieg die Lufttemperatur auf 19 Grad.
Die Flügel werden ernsthaft geschwungen – um die Federn zu trocknen oder für Flugübungen? Vermutlich beides. Jedenfalls dienen die Flügel nicht länger hauptsächlich zum Balance halten, sondern werden zunehmend für ihren eigentlichen Zweck genutzt . . . Außerdem scheinen sie das einbeinige Stehen zu üben, während sie sich gleichzeitig mit dem anderen den Kopf kratzen. Wenn es Zeit zum ins Bett gehen ist, will keiner am sumpfigen Nestboden liegen – ein trockener Fleck am Rand wird gesucht, die Köpfe eingezogen und dann mag die Nacht kommen.
11.7.2007 Das Schlüsselwort der letzten Tage im südlichen Estland lautete unzweifelhaft Regen. Im Horstwald fiel der Regen von 7 bis um 10 Uhr, nicht besonders viel (2 mm), aber ununterbrochen. Die Jungen kuschelten sich während der Dauer des Regens zusammen, mit den Köpfen zwischen die Schultern gezogen. Und keine Gelegenheit, die Eltern in dieser Zeit füttern zu sehen. Der Nestboden ist matschig. Die Tiefst- und Höchsttemperatur war tagsüber nahezu gleich, 15 bzw. 18 Grad.
Es ist gut, daß die Bäche und Flüsse mit Wasser gefüllt sind, wo sich junger Fisch bewegt und was bedeutet, daß Tooni und Donna nicht so weit weg fliegen müssen, um Nahrung zu suchen. Aber der Regen der letzten Tage hat auch die Gewässer getrübt und den Wasserspiegel steigen lassen und die Fische haben sich verzogen. Daher müssen die Altvögel ihre Nahrungssuche anpassen . . . aber sie sind zweifellos in der Lage, dabei Veränderungen vorzunehmen.
12.7.2007 Der erste Tag in dieser Woche ohne Regen. Die Nachttemperatur im Horstwald lag bei 13 und die Tageshöchsttemperatur bei ca. 20 Grad.
Bis zum nächsten Schauer bleibt das Moos im Horst beständiger. Die Jungen trocknen ihr schnell sich entwickelndes Gefieder, Tony und Donna haben gute Fischgründe gefunden und füttern die Jungen gut.
13.7.2007 Im estnischen Volkskalender ist dies das Mittsommerfest und unsere jungen Freunde sind jetzt eineinhalb Monate alt. Die Daunen auf dem Schopf sind verschunden und die Küken sehen nun fast ausgewachsen aus. Der Horstdurchmesser von 120 cm scheint ziemlich klein zu werden – die Küken laufen bisweilen schnell von einer Nestseite zur anderen, um über den Nestrand zu schauen.
Die erste Tageshälfte verging ohne Regen, Niedrigst- und Höchsttemperatur lagen bei 15 bzw. 20 Grad. Gegen 16 Uhr begann es zu regnen. Tony fütterte die Jungen trotz des Regens weiter. Bislang haben die Nestlinge noch nicht versucht, stehend zu schlafen, wie dies erwachsene Vögel tun . . .
14 - 15.7.2007 Der Samstag im Horstwald brachte trotz Bewölkung keinen Regen, die Nachttemperatur lag bei 14 und maximale Tagestemperatur bei 20 Grad. Gegen 7 Uhr fiel feiner Regen und ebenfalls am Sonntagmittag, die Temperaturen ähnlich wie am Samstag.
Übers Wochenende haben Eagle-Club-Mitglieder weitere Schwarzstorchenhorste in Südestland besucht und fanden in 7 Nestern nur zwei mit Küken. In der „Nachbarschaft“ von Tony und Donna gab es ein Nest mit zwei Küken, etwa eine Woche jünger als unsere bekannten Drillinge.
Die beiden wurden nicht beringt, da wenige Meter unter dem Nest in einem Loch im Baumstamm ein Wespennest ist, womit nicht zu spaßen ist. Da blieb nichts übrig, als wieder abzusteigen. Aber man konnte vom Nachbarbaum aus ein Bild machen. . . (s.oben).
Im Gebiet von Haanja in Südestland gibt es noch eine Brut, aber diese waren noch kleiner. Sie wurden aus einiger Entfernung beobachtet, daher ist ihre genaue Zahl nicht bekannt. In einem Horst im Südosten Estlands wurden drei Küken tot aufgefunden. Sie waren etwa vor zwei oder drei Wochen gestorben und es war unmöglich, die Todesursache festzustellen; es könnte der Raubzug eines Baummarders gewesen sein, als beide Altvögel vom Nest entfernt waren. Der Rest der besuchten Horste war leer.
16.7.2007 Bestes Wetter im Horstwald, jedoch ziemlich windig. Nächtliche Lufttemperatur etwa 15 und Tagestemperatur bis 23 Grad erreichend. Die Altvögel haben die Küken gut gefüttert, obwohl die schnell heranwachsenden Nestlinge sicherlich noch viel mehr futtern würden . . . Die kleinen Drillinge sind auch zwischen den Fütterungen sehr agil. Letztlich konnte man bei einem, während er seine Flügelschlag-Übungen machte, sehen, daß er um einiges mit den Beinen vom Nest abhob.
Wir sind häufiger nach der Kamera gefragt worden, die Tonys Nest beobachtet – welches Model und warum gerade dieses. Nachdem wir verschiedene Modelle getestet hatten, haben wir uns für die „Mobotix M22M“-Überwachungskamera entschieden. Es gibt mehrere Funktionen an dieser Kamera – das Mikrofon bietet besseren Ton als andere getestete, Bilder können automatisch in ausgewählten Intervallen auf dem Server gespeichert werden, und zusätzlich wird außer dem Video alle 5 Minuten ein hochaufgelöstes Standfoto gemacht. Außerdem ist das von der Mobotix produzierte Video auf den Daten-Server übertragbar, man benötigt keinen zusätzlichen Wetterschutz, es gibt eine ausreichende Auswahl an Linsen etc. Aber vermutlich den Hauptvorteil stellt die Genügsamkeit der Kamera dar – was besonders wichtig ist, wenn man sie mit Akkus betreibt. Bislang können wir uns über ihre Haltbarkeit nicht beklagen. Unser einziger Einwand bezieht sich auf die besondere Ausrichtung der Software an Sicherheitsbelangen – einige ihrer automatischen Funktionen sind für uns eher hinderlich als nützlich. Die Leute von EENet (Estnisches Ausbildungs- und Forschungs-Netzwerk, verantwortlich für die Übertragung des Videos über ihre Server) haben sich mit dem Hersteller in Verbindung gesetzt und sie suchen gemeinsam nach flexibleren Lösungen. Für unser Projekt ist es wichtig, daß wir die Ausrüstung in der Praxis testen können, ohne sie zu bezahlen und, falls sie nicht tauglich ist, problem- und kostenlos zurückgeben können.
17.7.2007 Sommerwetter im Horstwald – die Nachttemperatur fiel bis auf 14 Grad und am Abend gegen 6 Uhr waren es 26 Grad. In dieser heißen Zeit haben wir, kurz nachdem die Küken gefüttert worden waren, das Akku-Paket und die Kameralinse ausgetauscht und die Kamera ein wenig näher zum Nest hin befestigt. Hoffentlich verbessert es die Sicht. Auch wenn es sein kann, daß die Jungen aus dem Bild hüpfen, während der Flugübungen.
Als Ausgleich für die Störung hinterließen wir den Drillingen 16 Spiegelkarpfen, sie haben nicht lange stillgesessen, nachdem wir verschwanden. Es war der erste lebendige Fisch auf dem Speiseplan der Jungen.
Tony und Donna haben die Jungen auch gut gefüttert, so zB am Montag fünfmal. Die Highlights der Reality Show aus Tonys Nest können auf dem EENet-Server angeschaut werden (ungefähr 7-minütiges Video).
18.7.2007 Rekordverdächtige Nachttemperatur um 18 Grad und tagsüber Anstieg bis auf 24 Grad. Wind frischte auf bis auf 14 m/sec am Nachmittag, gelegentlich direkt ins Mikrofon und begrub jedes andere Geräusch.
Die Küken scheinen für ihre Flugübungen einen Raumplan zu haben, nur einer kann jeweils seine Schwingen üben. Sie haben wohl ebenfalls gelernt, auf einem Bein stehend zu dösen. Sie müssen noch die Balance perfektionieren, aber für Anfänger sind sie nicht schlecht. Es ist interessant – hatte die Karausche von gestern einen derartig aktivierenden Effekt? Während der Nacht standen die Küken, keines lag im Nest.
Mit der verbesserten neuen Kamera kann man nun eine bessere Vorstellung davon erhalten, womit Tony und Donna die Küken füttern. ZB wurden die Küken viermal bis Mittag gefüttert und in einer dieser von Tony (gegen 10 Uhr) verabreichten Rationen konnte man 16 Fische zählen. Donna brachte anscheinend Frösche, jedenfalls war es unmöglich, die typische Form von Fischen zu erkennen (wobei es natürlich schwierig ist, zwischen den gierig schnappenden Küken überhaupt etwas zu erkennen). Donna hat die Angewohnheit, auf dem hohen, abgebrochenen Stamm einer Birke in etwa 40 m Entfernung vom Nest zu sitzen, bevor sie zum Füttern kommt, so daß die Bettelei der Jungen ziemlich lange dauert, bevor sie letztlich zufriedengestellt werden.
19.7.2007 Warme Nachttemperaturen im Horstwald: 17 Grad Tagestemperatur, jedoch windig mit Böen von mehr als 10 m/sec. Zwei kurze Regenschauer während des Tages – Wassertropfen waren auf dem Rücken der Küken zu erkennen.
Es scheint als sei Tony der erfolgreichere Fischer. Diesen Morgen brachte er einen großen Schwung Fische – es sah aus, als ob eine Reuse geleert wurde. Es war unmöglich sie zu zählen, aber es konnten etwa 20 sein. Vor seiner Ankunft saß auch Tony auf der gekappten Birke in Deckung, vermutlich um sicher festzustellen, ob die Luft rein sei.
Zu erkennen, welcher Art Donnas Beute ist, ist in der kurzen Zeitspanne, in der sie zu sehen ist, sehr viel schwieriger
20.7.2007 Kräftige westliche Winde im Horstwald, mit Böen bis zu 10 m/sec. Niedrigste Nachttemperaturen bei 14 Grad, am Nachmittag dann 22 Grad. Schönes Wetter bei geringer Bewölkung.
Adlerclub-Mitglied Ain konnte einen Blick in das Nest eines anderen Schwarzstorches, Raivo, werfen und sah dort letztlich 3 Küken. Auch im vergangenen Jahr schienen es 3 Küken zu sein, vom Boden aus betrachtet, jedoch bei näherer Betrachtung, als sie beringt wurden, stellte es sich heraus, daß es vier waren.
Raivo hat im letzten Jahr einen GPS-„Rucksack“ erhalten, was ermöglichte, Details über seinen Flug ins Winterquartier und zurück zu erhalten. Mehr darüber ist auf der Hompage des Adlerclubs zu lesen.
21 - 22.7.2007 Ein schönes Sommer-Wochenende. Nachttemperaturen Samstag 13 Grad und Sonntag 8 Grad, Tagestemperaturen bis zu 22 Grad. Als die Akkus ausgetauscht wurden, war es zB im Horstwald 20 Grad warm.
Im Video mit „den heißesten Phasen vom Sonntag“ kann man sehen, daß die Jungen bereits zum Fliegen genötigt werden. Es scheint so, als ob die Gewohnheit, vor dem Füttern in einiger Entfernung auf dem gekappten Birkenstamm zu sitzen, auch dazu dient, die Jungen zu veranlassen, ihre ersten Flüge zu starten. Und es ist auch Zeit dazu, denn es ist sehr schwierig für die Eltern, den Fisch aus dem Schlund zu würgen, wenn die Jungen so heftig und aggressiv herumflügeln. Der Hauptversorger mit Futter scheint Tony zu sein, Donna kommt seltener.
Nach der mittäglichen Fütterung (11.55 Uhr) kreiste Tony noch etwa 10 Minuten über dem Horstwald, gleichzeitig konnte man einen Weißstorch und einen Habicht sehen. Tony gewann Höhe und verschwand aus dem Sichtfeld.
23.7.2007 Nach einigen trockenen Tagen hat es ein wenig geregnet. Man konnte gegen drei Uhr nachmittags Regentropfen auf die Kamera fallen hören, und die Federn auf dem Rücken der Küken wurden naß, aber nicht mehr. Nachttemperaturen lagen bei 13 und die maximalen Tagestemperaturen bei etwa 20 Grad.
Einer unserer regelmäßigen Zuschauer schrieb: „Interessant, versuchen die Altvögel durch geringe Futterrationen (mit anderen Worten, durch Hunger) die Jungen zu zwingen, vom Horst zu fliegen? Tony hat das Nest am Abend häufiger besucht, obwohl er anscheinend wenig zu fressen brachte. Klar, mit vollem Bauch, warum nicht im Nest hocken bleiben bis Weihnachten und auf den Weihnachtsmann warten mit seinem Sack voller Naschereien . . .“
Vor einigen Tage haben einige Mitglieder des Adlerclubs, zusammen mit einem Artenschutz-Spezialisten des Estnischen Staatlichen Naturschutzzentrums, ein Schwarzstorchennest in Haanja besucht, das vor einigen Jahren künstlich angelegt wurde. Und es war eine große Überraschung, ein Küken im Daunenkleid dort zu finden! Aber es gab auch einige Zweifel, ob dieses kleine Küken noch genug Zeit zum Flügge werden haben wird. Mit viel Glück erhalten wir durch die Ringe an seinen Beinen eine Antwort.
24.7.2007 Weiterhin Sommerwetter im Horstwald, mit einem Regenschauer am Mittag. Nachttemperaturminimum bei 14 Grad C und Tageslufttemperatur bis zu 24 Grad am Nachmittag. Südliche Winde bis zu 12 m/sec.
Wir kontrollierten das Schwarzstorchennest von Raivo, und drei Küken erhielten Ringe an die Beine. Es schien, daß sie alle größer waren als Tonys Drillinge – jedenfalls übertraf das Gewicht aller drei zusammen das eines normalen erwachsenen Männchens um beinahe ein halbes Kilo. In diesem Jahr würgten die Küken einen Forellen-Brei, letztes Jahr waren es meist kleine Hechte. Als wir den nächsten Fischteich besuchten, erfuhren wir die Quelle – jeden morgen legte einer der Fisch-Züchter speziell für die Schwarzstörche einige tote Forellen aus. Und weil die Fische ziemlich groß sind, wurden sie in längliche Streifen geschnitten. Das schien Raivo zu gefallen. Wir sahen keinen der beiden ausgewachsenen Vögel, während wir am Nest waren, obwohl Raivo auf einem Pfosten am Fischteich saß, als wir dort nach der Beringung vorbeifuhren. Weil wir diesmal die Kamera vergaßen, können wir einige Bilder vom selben Platz des letzten Jahres zeigen.
Raivo nistet in einem künstlichen Horst, der 1991 angelegt wurde.
25.7.2007 Regen fiel an frühen Morgen und ließ die Küken bereits im Dunkeln aufstehen. Es war um 17 Grad. Über Tags regnete es weiter mit unterschiedlicher Stärke ungefähr 3 mm, mit Tageshöchsttemperatur von 19 Grad. Die Eltern haben gut für ihre Küken gesorgt, obwohl es zunehmend schwieriger wird, sie zu füttern. Die Nestlinge scheinen unruhig, als ob sie auf eine größere Veränderung lauern . . . Donna war mehrfach am Tage zu sehen, und unter dem Futter, das sie brachte war auch etwas Fisch. Da Donna die Küken deutlich weniger füttert als Tony, gibt es Grund für die Annahme, daß sie als Erste im Herbst wegziehen wird. Die Verbindung mit dem Horst wird langsam gelöst. Vor drei Tagen zum Beispiel fütterte Donna die Küken zwei Mal, Tony kam sieben Mal. Für kurze Zeit schien es, als ob ein fremder Schwarzstorch kam und auf einem der Äste in der Nähe des Horstes saß (gerade außerhalb des Kamerabildes rechts), weil die Stimmen der Küken anders waren und ihre Bewegungen eher auf ein Zurückweichen deuteten als auf das typische Betteln um Futter . . . Es dürfte nicht mehr lange dauern bis zum ersten Flug!
26.7.2007 Am Morgen gingen zwischen drei und vier Millimeter nieder und das Nest wurde naß. Da der Regen sie früh geweckt hatte, schliefen sie am Vormittag. Die Lufttemperatur lag bei 16 Grad. Nach Mittag kam die Sonne heraus und brachte sommerliche Temperaturen – 23 Grad Wärme. Heute ist der Geburtstag unseres Trios: zwei Monate. Herzlichen Glückwunsch! In schriftlichen Hinweisen steht, daß diese Störche mit 56 bis 71 Tagen flügge werden. Wir warten alle ungeduldig darauf . . .
27.7.2007 Die Geburtstagsnacht war neblig und 14 Grad kühl, der Tag wolkig und im Wald maximal 20 Grad warm. Papa verließ das Nest gegen 8 Uhr früh um zu füttern. Donna erschien am Abend und brachte eine größere Anzahl an Fischen. Die Küken benötigten einiges an Zeit, um sie alle aus dem Horst zu putzen. Interessant: ob die Größe der zusammengetragenen Objekte von der Länge des elterlichen Schnabels abhängt? Tonys Schnabel ist länger und er bringt deutlich größeres Futter.
Die Küken zeigen ihre Flugfähigkeiten, indem sie bis über die Köpfe der anderen abheben (und aus dem Kamerabild verschwinden). Abendlicher Regen zwang sie, statt im Nest liegend, stehend zu schlafen . . .
28 -29.7.2007 Um den Geburtstag zu feiern, ersetzten wir Papa Tonys alten Satelliten-Empfänger durch eine neuere GPS-Version. Nun können wir feststellen, wo Tony gewesen ist. Genaue Ortsangaben werden täglich alle zwei Stunden im Speicher des Senders gesammelt und alle fünf Tage per Satellit automatisch an unseren Rechner gesandt. Der Sender arbeitet mit Solarzellen. Sonntag Morgen beobachteten wir den ersten Flug eines der Jungen aus dem Nest. Küken C versuchte, auf einem Birkenast zu landen, aber das Manöver schlug fehl und er landete vermutlich auf dem Waldboden. Eineinhalb Stunden später war C wieder im Nest zurück. In der Zwischenzeit war nur A im Nest zu sehen, da auch F seine Flugkünste ausprobierte und wieder zurückkehrte, vermutlich von einem Ast nahe am Horst. Wir konnten bei A noch keinen Flugversuch beobachten, aber es ist das Kleinste und seine Zeit wird noch kommen . . .
30.7.2007 Am Morgen machten sich die Küken F und C auf zum Ausflug, der erste um 6.45 und der andere kurz nach 7. Nur das Kleinste blieb im Nest.
10.55 – Interessant zu beobachten, ob Donna Futter zum Nest bringen wird mit nur noch einem Küken darin . . . 12.30 – Küken F zurück im Nest. 14.17 – Küken C kehrt unter großer Anstrengung zurück ins Nest . . .
31.7.2007 Der gestrige ganztägige Regen endete um 3 Uhr in der Früh – 18 mm Regen. Gut daß die Küken inzwischen im Stehen zu schlafen gewohnt sind. Windig mit 15 m/sec – Vom Zuschauen kann einem seekrank werden. F und C üben um Mittag herum fliegen und das gelang recht gut, während A immer noch nicht das Nest verlassen hat.
01.8.2007 Das gesamte Trio hat nun seine Flugkünste gezeigt. Das kleinste Junge, A, hat sich gegen 7 Uhr früh aus dem Nest getraut. Prima gemacht!
02.8.2007 Der Himmel über dem Horst war teilweise bedeckt und nachts waren es nur 12 Grad, stark ansteigender Luftdruck und Windstärken bei 6 m/sec. Um 6.11 flogen die Jungen in den Morgen hinaus und zwei waren zurück in Horstnähe gegen 7. Eine halbe Stunde später sah man sie etwa 300 m vom Nest entfernt, wo Tony sie erreichte.
Photo: Arne Ader. . Photo: Arne Ader
03.8.2007 Das Trio flog heute früh als Gruppe aus – schwierig, sich an ein leeres Nest zu gewöhnen.
Schönes, teils wolkiges Wetter und etwa 20 Grad. Tony und Donna kamen gegen Mittag, die Jungen zu füttern. Nur A und F futterten im Nest. C war der letzte im Horst um 10.45, dann flog er allein los und kam bis zum Abend nicht zurück. Schwer zu sagen, wo C sein könnte, aber er flog von allen Dreien am besten, und er könnte ziemlich weit fliegen und ein eigenes unabhängiges Leben beginnen.
Hoffentlich ist nichts Übles passiert, obwohl uns die Statistik sagt, daß etwa die Hälfte vor Erreichen des ersten Geburtstags umkommt. Die Jungen können bisher noch nicht auf Gefahr reagieren, zB können sie auf Straßen herumlaufen und von Autos angefahren werden.
04 - 05.8.2007 Wieder Sommer-Wetter. 11 Grad in der Nacht und heiße 26 am Tag. Aufmerksame Zuschauer haben Gewehrschüsse über das Kamera-Mikrofon gehört. Am 1. August begann die Jagd auf Biber und Vögel. Die Hirsch-Saison geht weiter. Vermutlich jagen sie etwas weiter vom Nest entfernt in offenerer Landschaft. Im Horst sind nur zwei Junge (A und F). Wir wissen nichts über den Verbleib von C. Die Jungen verlassen das Nest vor sechs Uhr und sind dann zwei Stunden auf sich gestellt – sichtlich fangen sie selbst Futter und machen sich mit der Welt vertraut.
Photo: Arne Ader . .
06.8.2007 Nachts nur 9 Grad, aber Mittags wieder 26 Grad mit leichtem West-Wind. Unsere Jungen A und F starteten morgens wie üblich und verschwanden um 5.30 Uhr. Tony kam gegen 1 Uhr zum Füttern und nach dem Rechten zu sehen. Das Nest war nur kurze Zeit leer, so daß die Zuschauer etwas zu sehen haben! Wir können sehen, wie lang A und F im Nest bleiben. Berechtigterweise sorgen sich viele in Estland und anderswo über C. Wir auch, aber unser Ziel ist, die Natur zu beobachten und nicht einzugreifen. Wenn wir jedoch wüßten, daß C irgendwo in Schwierigkeiten steckt, würden wir eine Ausnahme machen . . . Wir vermuten, daß C als erster das Nest verließ und selbständig wurde, und wir hoffen, es gelingt ihm gut.
07.8.2007 Nachts im Wald nur 13 Grad und Nebel. Nach Mittag stieg die Temperatur auf 28 Grad . . . A und F verließen das Nest am Morgen gegen fünf und kehrten vier Stunden später zurück. Wir hatten nicht das Glück, Donna die Jungen füttern zu sehen, aber Tony kam letztlich drei Mal. Wir kennen nun Tonys Aufenthaltsorte der letzten 10 Tage, es waren hauptsächlich Futterplätze innerhalb von 10 Kilometern westlich des Nestes in der Nähe seines alten Horstplatzes, teils ist er auch weiter geflogen. Bei Soomaa in Estland wurde ein junger Schwarzstorch mit Ring gesehen, der auf einer Straße herumlief. Er war kräftig genug und wurde nicht durch sich nähernde Autos bedroht. Auch Anneli Palo konnte einige Fotos schießen.
08.8.2007 Dies war der bislang heißeste Teil des Sommers mit Nachttemperaturen nicht unter 18 Grad. Dieses Wetter schafft uns alle. . . Gegen fünf Uhr war heute morgen das Nest leer, aber gegen acht waren beide Jungen zurück. Nach einer halben Stunde in der Hitze brachte Tony Futter. Mit dem vollen Magen flogen sie einige Male herum, entschieden sich aber dann, daß es besser sei, sich auszuruhen. . . . Ist Donna schon nach Süden aufgebrochen? Hat sie jemand in den letzten Tagen gesehen? Jedenfalls befindet sich Piia, die Schwarzstörchin aus Saaremaa, bereits im rumänischen Luftraum. Sie hatte dieses Jahr keine Jungen, baute aber zwei Nester zusammen mit Priit.
09.8.2007 Das heutige Wetter war wieder heiß mit ähnlichen Temperaturen, Wind aus Südost bis zu 10 m/sec. Wir tauschten die Akkus gegen neun am Morgen, da war es im Wald etwa 20 Grad warm.
A und F waren zwei Stunden lang aus etwa ab 5.30 Uhr. Gegen 6.34 inspizierte ein Eichhörnchen den Horst. Nichts entging unseren deutschen Zuschauern. Sie haben Donna ebenfalls seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen, aber das Eichhörnchen blieb nicht unbemerkt.
Im Tagesverlauf gab es Testflüge, die in die Umgebung des Nestes führten – prachtvolle Flüge zwischen den Bäumen und professionelle Landungen im Nest. Es war heute der längste Ausflug im Wald – bislang gab es nichts von dieser Dauer. Inzwischen ist klar, daß nur ein Junges ins Nest zurückkehrte. Der Ring war nicht erkennbar
10.8.2007 Ein Hitzerekord. Nachttemperatur im Wald bei 14 Grad, und wir gewöhnen uns langsam an 28 Grad Nachmittagstemperatur. . . Beide Jungen waren gegen 8.15 zurück im Horst. Tony kam und brachte Futter gegen 11.40, aber danach sahen wir ihn nicht mehr. Die Jungen waren ziemlich träge in dem warmen Wetter. . . Abends waren sie ungefähr eineinhalb Stunde lang aus, und waren beide vor der Dunkelheit zurück im Nest.
11 - 12.8.2007 Am Samstag brachte das Wetter 13 Grad des Nachts und 29 am Tag. Jeder ist ein wenig müde bei diesem Wetter. Sonntag waren es 18 Grad nachts und 30 Grad nach Mittag. Der Wald erlebte Regen und Gewitter. Es scheint, als ob die Jungen nicht immer alles gemeinsam machen. Von Zeit zu Zeit ist nur ein Junges im Horst. Am Sonntag morgen war A eine Stunde länger fort. Tony bringt nun seltener als früher Futter. Zwei Wochen sind vergangen seit dem ersten Flug. Die Estnische Tageszeitung Postimees druckte eine Fotoserie zur Dokumentation der Abenteuer im Nest.
13.8.2007 Die Hitze hält an. Abends waren es 17 Grad und 31 nach Mittag. Am frühen Morgen machten sich A und F einzeln auf den Weg. A kam kurz nach sieben zurück und F erschien vier Stunden später. . . . Tony verschwand kurz nach Mittag und brachte den Jungen einen ziemlich großen Fisch. Abends nach acht waren die Jungen unterwegs und kehrten nicht vor der Dunkelheit zurück. . . . Wir danken allen, die uns ihre Beobachtungen übermittelten. Sie waren sehr hilfreich.
14.8.2007 Die Temperatur im Forst lag bei 18 Grad, am frühen Morgen sind die Jungen ins Nest zurückgekehrt. Sie verschwanden kurz vor neun für eine weitere Stunde. Gegen zwei wurde ein etwa halbstündiger Ausflug gemacht. Die Temperatur lag bei 28 Grad im Schatten. Um sieben fand ein Abendausflug statt nach einer 15-minütigen Pause und kurz vor halb acht waren sie zurück. Offensichtlich war die letzte Nacht im Wald dunkel und unheimlich gewesen.
15.8.2007 Nachts war es sehr nebelig im Wald, die Temperatur fiel nicht unter 18 Grad. Tony sorgte für die Jungen – er fütterte und schaute nach ihnen. Tagsüber gab es einige Internet-Ausfälle, wir tauschten auch die Akkus, um die Woche von Wartungsaufgaben frei zu halten, sollten die Jungen sich entscheiden, beim Nest zu bleiben.
16.8.2007 Ein normaler Alltag im Wald, wo alles wie nach Stundenplan ablief – Tonys Fütterung wie auch die Flugübungen der Jungen. Tony brachte morgens Futter, aber es war zu wenig, daher verließen die Jungen das Nest, um sich selbst mehr zu suchen. Einige Stunden später kehrten sie zum Nest zurück, um im Schatten zu ruhen. Sie hatten die Bäuche so gefüllt, daß sie abends nicht ausgingen. In der Nacht war es nebelig und 13 Grad, 28 Grad tagsüber. Der Abend brachte Wolken und morgen eventuell Regen.
17.8.2007 Die Nacht war sehr warm mit 21 Grad. Regen netzte den Wald gegen vier Uhr früh und gegen acht gab es etwas kräftigeren Regen. Außerdem kräftigen Wind. Die Tagestemperatur war etwas besser zu ertragen als gestern. . . . Tony behält das Nest im Auge und füttert die Jungen. Die Jungen fliegen nun häufiger kurzzeitig aus und gehen sicherlich auch selbst auf Futtersuche. Es scheint, daß sie sich mehr und mehr vom Nest entfernen und Gemeinsames unternehmen? . . Tony nutzt dieselben Feuchtwiesen zur Futtersuche wie im letzten Jahr (wo wir ihn nicht einfangen konnten!).
18.8.2007 Drei Wochen nach den ersten Flugstunden wird der Trieb, gen Süden zu verschwinden, stärker als die Bindung an das sichere Nest. A und F verlassen es gemeinsam um 5.43 am Morgen und kehren nicht zurück. Tony hatte das vermutlich nicht erwartet. Er kehrte gegen 9.24 zum Nest zurück, aber fand diesmal keine krakelenden Jungen mehr vor. So konnte er das mitgebrachte Futter selbst nutzen und er verbrachte nahezu einen halben Tag im Nest und pflegte sich. Um 16.10 verließ Tony das Nest und wir wissen nicht, ob wir ihn in diesem Jahr am Nest wiedersehen können. Wir werden sehen . . .