Der Nabala Kalksteinlager-Fall – WAS LÄUFT FALSCH?
Erklärung der Eesti Looduskaitse Selts, der Estnischen Gesellschaft für Naturschutz
Menschen aus 102 Ländern haben mehr als 60 000 Unterschriften eingereicht, um das Nabala Karstgebiet zu schützen. Es sind die gleichen Personen, die auf Straßen guter Qualität fahren wollen und Gebäude aus Kalkstein schätzen. Sie sind nicht gegen dessen Abbau, aber sie können nicht akzeptieren, das dafür ein einzigartiges Landschaftsgebiet zum Opfer gebracht wird, noch können sie akzeptieren, dass unersetzliche Natur-Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um einer kleinen Gruppe zum Profit zu verhelfen. Die gravierenden Eingriffe in die Umwelt, die dort bevorstehen, haben erschreckende voraussehbare Folgen. Die erfolgten Untersuchungen sind nicht zuverlässig. Sie tragen nicht der Tatsache Rechnung, dass dies ein Karstgebiet ist, bei dem gewöhnliche Untersuchungs- und Bewertungs-Modelle nicht zuverlässig sind.
Warum sollten die Leute akzeptieren, dass ihre natürliche Umgebung an ihrem Wohnort in eine Industrielandschaft verwandelt wird, wenn das abzubauende Material auf unseren Straßen gar nicht üblich ist - das heißt, nur Export kann das Ziel sein. Dies bedeutet, dass es kein innerstaatliches Interesse an dem Steinbruch gibt. Warum soll eine neuer riesiger Kalksteinbruch überhaupt zugelassen werden, wo doch die Behandlung von Kalksteinvorkommen bislang fahrlässig bis hin zum Vandalismus war (im Solaris-Center-Fall, mit weiträumigen und nicht renaturierten Tagebauen etc.)?
Das Nachhaltigkeitsprinzip, dass selbstverständlich ist für alle, die die Natur schützen, hat in der kommerziellen Logik keinen Stellenwert. Im Gegenteil - auch wenn schädliche Folgen nur allzu offensichtlich sind, scheint es keine Notwendigkeit zu geben, davon Kenntnis zu nehmen, und das Vorgehen kann ungehindert weitergehen, bis die Schäden irreparabel sind und unwiderlegbar nachweisbar. Wenn Geld in Vor-Untersuchungen investiert wurde, dann müssen Ergebnisse erzielt werden - mit Baggern, die den Grund zerstören und Produkten, die exportiert werden, damit der Finanz-Einsatz nicht vergebens war.
Daraus ergibt sich ein grundlegendes Problem - wie konnte es so weit kommen? Warum kann nicht unmittelbar beim Beginn vereinbart werden, dass ungeachtet von Zeit- und Geldinvestitionen keine garantierte Erlaubnis zum Abbau gegeben wird? Die Untersuchungen im Jahr 1988 konnten nicht nachweisen, dass der Abbau ohne Gefahr für die Umwelt möglich sei. Warum konnte die Regierung die Abbauunternehmen nicht bereits im Jahr 2005 stoppen, als klar wurde, dass der Abbau erhebliche Umweltschäden mit sich bringen wird? Warum hat sich unser Staat mit Gesetzen gefesselt, die ein Verbot im Interesse der Öffentlichkeit nicht zulassen? Warum können die Behörden so wenig Unterstützung für den schwächeren Teil bieten, den Menschen, im Gegensatz zum mächtigen Abbauunternehmen mit gut bezahlten und namhaften Experten in ihrem Auftrag?
Der Nabala-Fall verschärft die Vertrauenskrise. Die Leute finden es immer schwieriger, selbst einer total korrekt durchgeführten und sozialverträglichen Entwicklung zuzustimmen.
Die gegensätzlichen Auffassungen in Nabala sind typisch:
öffentliches Interesse steht gegen kommerzielle Interessen
Wissen gegen Meinungen
wissenschaftliche Fakten gegen vorweggenommene "Wahrheiten" aus bezahlten Untersuchungen
erklärte Ziele gegen regelrechten Vorsatz
Regionalverwaltung in Unterstützung ihrer Einwohner gegen einen Staat an der Leine reicher Unternehmen.
usw.
Bis heute wurde keine geologische Voruntersuchung unternommen, ohne im Anschluss Abbaurechte zu gewähren. Im Falle von Nabala ist die Position des Umweltministers von lobenswerter Deutlichkeit: keine Erlaubnis für die Nutzung bis alle möglichen Risiken vollständig ausgeräumt wurden - aber diese Einstellung wird gesetzlich nicht unterstützt. Wir warten auf die Forderung des Ministers an die Regierung, das Abbauerlaubnisvorhaben für Nabala zu stoppen.
Die Estnische Naturschutz-Gesellschaft möchte ihrem Staat und ihrer Regierung vertrauen. Von ihrer Regierung erwartet sie eine Analyse und eine Initiative, die Rechtsgrundlage so zu ändern, dass Vorgänge ähnlich dem Nabala-Fall nicht ablaufen können. Keine JOKK Systeme oder "berechtigte Erwartungen" - "berechtigt" von irgendeinem ungenauen Zeitpunkt an - der Unternehmen können über öffentliche Interessen gestellt werden, wie die Erhaltung der Umwelt, den Wert des Besitzes der Bewohner, eine nachhaltige Nutzung der Umwelt-Ressourcen. Wenn Fehler eingetreten sind, wie die irrtümliche Aufnahme der Nabala-Ressourcen in die Kategorie aktiv nutzbarer Ressourcen, muss dafür Verantwortung übernommen werden und eine sofortige Korrektur der Fehlern stattfinden. Im ersten Schritt muss die Nabala-Kalkstein-Lagerstätte aus der Kategorie abbaubarer Reserven im Abbauplan für Baumaterialien-Ressourcen für 2010 - 2020 gestrichen werden. Insgesamt sind abbaubare Kalkstein-Reserven aufgeführt, die für mindestens hundert Jahre reichen, auch ohne Nabala.
Abgestimmt auf der Plenarsitzung des Eesti Looduskaitse Selts, der Estnischen Naturschutz-Gesellschaft, am 11. Juni 2010.
PS: Lesen Sie mehr über das Nabala Karstgebiet und den Appell zur Rettung des Tuhala Hexen-Brunnens http://tuhalanoiakaevuleappi.com/en/