Die Geschichte der Woche

Wochengeschichte (Kristel Vilbaste).

Dritte Februar-Woche: Luchs versucht, Schotten zu schlagen

Text: Kristel Vilbaste
Fotos: Arne Ader
 
Am 16. Februar war ganz Estland herrlich bereift
 
Der große, langzottelige Stier der schottischen Hochlandrinder mit den großen Hörnern — er sieht aus wie der Leibhaftige selbst — kaut im südwestlichsten Ende Pärnumaas auf seiner morgendlichen Heuration herum. Und nur der aus seinem Maul aufsteigende Dampf erinnert noch an den nächtlichen Aufruhr.
 
Die Aufregung war groß, denn gerade jetzt bei nahezu Vollmond hatte ein großer alter Luchs, dessen Spuren im Schnee gigantisch aussahen, den Pferch der schottischen Hochlandrinder in Nigula heimgesucht. Kaja Kubar erzählte: „Es scheint heute Abend eine heftige Auseinandersetzung gegeben zu haben, als der Luchs ein vorjähriges Kalb angriff. Die ausgewachsenen Tiere griffen ein und als die Großkatze sich den riesigen Hörnern gegenübersah, machte sie einen 3-Meter-Satz rückwärts.” Merkwürdig, dass zu Zeiten, während denen der Wald voller hungriger Hirsche ist, Vater Luchs so merkwürdige Ideen im Kopf austüftelt. Oder war es nötig, jemandem Macht und Schönheit vorzuführen? Immerhin ist es Paarungszeit.
 
Wildschweine haben schwere Zeiten. Sau im Futterkarren "Müslitopf"
 
Bären, Wölfe
Im Wald gibt es noch andere große Sachen. Jäger erzählten von einem sich in der Nähe von Leidisoo vor etwa einer Woche herumtreibenden großen Bärenmännchen. Jetzt hat er sich wieder vor dem Frost davongemacht und sich irgendwo in einen angenehmen Schlaf verkrochen. In der Nähe von Koeru verbringt ein von seinem Rudel verstoßener alter Wolfsrüde seine alten Tage in der Nähe eines Wildfütterungsplatzes. Der Wolf achtet akribisch auf sein Gewicht: jeden dritten Tag erlegt er ein Reh auf dem Weg zum Futterplatz, haut sich den Ranzen voll und dann verdaut er drei Tage lang die Folgen seiner Gefräßigkeit.
 
Gruß der Singschwäne
Auf Aotähts ausdrücklichen Wunsch hin machten wir uns auf, um bei Kadriorg Nähe der „Russalka” Statue einer Völlerei zuzusehen. In Sichtweite dieses schwanenbeflügelten Beschützers der Meere liegen derzeit etwa zwei- bis dreihundert Höckerschwäne sogar auf dem auf das Eis gestreuten Korn. Hin und wieder wacht einer der Schwäne auf, wendet seinen Schnabel zur Seite und schaufelt sich Körner in den Schlund. Natürlich kann man nicht behaupten, ihr Leben hier sei ungestört. Gerade pickte eine Krähe im Eis auf etwas Festgefrorenen herum, dass mit dem Kopf nach unten und mit vom Wind bewegten weißen Feder einmal ein Schwan war. Aber erstaunlicherweise entdeckte ich mit dem Fernglas einen langhalsigen Singschwan, der fröhlich zwischen den Höckerschwänen herumschrie, als ob er uns begrüßen wollte. Neben der Schwanenherde gab es noch eine Schar Stockenten und außerdem ein Paar Gänsesäger mit rostroten Bäuchen. Die einzigen, die herumflogen, waren die fröhlich rufenden Lachmöwen.
 
Wildschwein-Schlafkuhle im Fichtenwald.
 
Robbenjunge rufen
Apropos Pflanzen, von denen man nur vermuten kann, dass sie irgendwo sein müssen. Aber ob es noch irgendetwas in den Knospen gibt, dass aufgehen könnte, wird eine Frage des Glücks sein. Das zwischenzeitige Tauwetter hat die Knospen anschwellen lassen und die derzeit 30 Kältegrade sind sicherlich weder für die Apfelbäume noch für andere Steinfrüchte gut. Und ich habe auch nicht gehört, dass irgendjemand die Nordlichter angesehen hätte, die über diesem kalten Ort auf Erden flackerten. Die nunmehr aufgetaute Robben-Beobachtungskamera hat sich entschieden, sich um einige 15-20 Grad zu drehen, weshalb die entzückenden und überirdischen "Mama, Mama"-Rufe der Jungrobben nun nur noch zu hören sind. Aber der Frühling wird kommen, er kommt auf der Fährte der ersten großen Schwärme von Zeisigen und Goldammern, die in den Norden zurückkehren, und mit den sogar bei dreißig Kältegraden tönenden Meisenrufen.
 
Goldammernpärchen
 
Blumengeschichten: "Schneeblümchen" – Buschwindröschen
In den alten Zeiten suchte der Schnee nach einer Farbe für sich allein. Aber niemand wollte seine Farbe hergeben — alle wollten sie für sich selbst behalten. Schließlich gab die Schneeblume dem Schnee ihre Farbe. Und nun hasst der Schnee alle anderen Blumen mit Ausnahme der Schneeblume. Und deshalb erfreuen uns die Sternenaugen der Buschwindröschen, wenn es schneefreien Boden gibt und hin und wieder eine leichte Schneedecke darüber fällt, die den Buschwindröschen keinen Schaden tut.


 

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