Text und Fotos: Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit

Erstes Eis am Emajõgi Fluss. Rechts die Aiu Flussmündung
Es ist etwas Geheimnisvolles am Emajõgi. Sein Hochwasser, Gefrieren und Tauen sind nicht immer logisch vorauszusagen, oder hinterher erklärbar. Aber jedes Mal ist es eine Freude für die Augen und manchmal eine Verzauberung.
Dieses Mal genoss ich den eisigen Atem des Emajõgi Flusses an der Aiu Flussaue: zwischen dem Fluss gleichen Namens und dem Kärkna Alt Fluss. Das ist einer der Plätze wo die Einzigartigkeit des Emajõgi sichtbar ist: seine geräumige Wasseraue mit sich windenden Nebenflüssen und alten Flussverlaufs.
Ich erreichte die Eisentwicklung im letzten Moment. Auf dem breiten Flussbett war nur noch ein schmaler Wasserstreifen sichtbar ohne Eisspiegel. Von Zeit zu Zeit entkamen kleine Eisteilchen um sich darauf zu bewegen. Durch Berührung der Seiten des Kanals sausen diese kleinen Eisteilchen auf rätselhafte Weise dahin. Und oh Wunder – aus dem fernen Westen ertönten die Rufe von Singschwänen!

Aiu Flussaue und Aiu Fluss
Die Eisdecke des Aiu Flusses, der in den Emajõgi fließt, war solider, doch lud nicht zum darauf laufen ein. Doch dort hatte das Eis bereits Fischer getragen: ihre frischen Spuren waren im Reif zu erkennen, der auf das Eis gefallen war.
Bei Sonnenuntergang dachte ich mir, dass die kommende Nacht noch aufregender als die Eisbildung sein könnte. In der Flussaue, wo die Dämmerung fiel, begannen die Lichtershows: im sonnigen Teil des Himmels vermischten sich grünlich blaue, gelbe und purpur-rote Farben, der Mondteil des Himmels zeigte zur gleichen Zeit unheimlich dunkelblaue Streifen. Es waren mehr als 10 Grad Kälte aber kein richtiger Schnee. Nur der auf den Boden gefallene Raureif erzeugte helle Bänder und Flecken in dem verwelkten Braun des Heus.
Kein Tier bewegte sich. Während der Abendstunden gelang es mir nicht einen Nerz oder Otter zu sehen. Nicht einmal ein Seeadler flog einmal an diesem Tag vorbei.
Als die Nacht fortschritt verschwand der Mond in den Wolken und das Wetter verdunkelte sich. Das erinnerte mich an eine komisch-gruselige Geschichte, die hier Nacherzählung verdient.

Schilf am Ufer der Kärkna Alt Flussgrenze
Vor 16 Jahren war hier am Kärkna Flussverlauf an diesem Fleck ein Winter Fütterungsplatz, der für Seeadler gedacht war. Freund Einar brachte von Zeit zu Zeit Fisch an den Platz und einige Seeadler und eine Gruppe von Raben kamen um hier zu fressen. So wurde der Plan geboren, die Adler zu fotografieren und wir errichteten ein verstecktes Zelt in der alten Fluss Schilf Böschung …
In einer Winternacht machte ich mich früh auf den Weg über die Ihama Flussaue um vor Sonnenaufgang in das Fotoversteck zu kommen. Mit dem Wetter hatte ich kein Glück, es blies ein außergewöhnlich scharfer Wind. Und da wurde mir bewusst dass sich mir eine große dunkle Gestalt durch den Schneefall näherte. Von Zeit zu Zeit hielt die geisterhafte Gestalt kurz an, wonach sie sich weder in meine Richtung bewegte. Der Gedanke an einen Bär der aus seinem Winterschlaf aufgeschreckt wurde, ging mir durch den Kopf …
Ich war sehr froh als ich schließlich die sich nähernde Erscheinung erkannte – das Ding, das an ein gespenstisches Tier erinnerte, war mein eigenes Beobachtungszelt, das der Wind vom Flussufer gelöst hatte und das jetzt, Purzelbäume auf dem Schnee schlagend, mich gefunden hatte.
Welches Timing! Wieder einmal hatte ich es geschafft zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein!
Weitere Fotos vom gleichen Ausflug:
LINK
Die Veröffentlichung der Alam-Pedja Geschichten im Looduskalender werden unterstützt von Keskkonnainvesteeringute Keskus, Estnisches Umweltinvestitionszentrum