Die Bären, die sich von Zeit zu Zeit ins Blickfeld der Alutaguse-Waldkamera verirren, kommen nicht ganz zufällig dorthin. Sie schnüffeln und erinnern sich, dass man an diesem Ort möglicherweise eine Kleinigkeit ergattern könne (so wie Winnie the Pooh). Und natürlich taucht auch die für den Bären erfreuliche Kleinigkeit nicht durch Zufall im Wald auf. Einige Leute verurteilen die Fütterung der Bären und erinnern uns bisweilen an den amerikanischen Satz: „Ein gefütterter Bär ist ein toter Bär“. Natürlich ist es wahr, dass Bären keine zusätzliche Fütterung benötigen, um zu überleben – ebenso wie Meisen, Bären und Adler dies nicht wirklich benötigen.
Wir locken die Bären aus verschiedenen Gründen ins Blickfeld der Kameras und der Beobachtungsverstecke. Moderne technische Mittel – am Hals der Tiere zu befestigende Halsbänder mit Signalübertragung und in den Wäldern installierte Kameras — haben unser Wissen über viele Vögel und Säugetiere erheblich bereichert. Die Gelegenheit, einen Bären mit einer Internetkamera oder direkt aus einem Versteck zu beobachten, steigert die Wahrnehmung des Lebens im Wald und des Zusammenlebens der Arten dort. Hoffentlich gewinnt dies den Braunbären viele Freunde und Fürsprecher. Und die Bären benötigen Unterstützer: ihre Zukunft in dieser nordöstlichen Ecke Estlands ist alles andere als ungetrübt. Alutaguse ist das größte Waldgebiet Estlands, aber — zur Freude einiger und zum Unglück anderer — gibt es Ölschiefer im Boden und der Löwenanteil des in Estland produzierten Stroms stammt aus Ölschiefer. Öl kann auch aus Ölschiefer erzeugt werden und diese Gewinnung kann noch einträglicher werden, wenn sich die Erdölvorkommen erschöpfen. Der nördliche Teil Nordost-Estlands ist bereits gründlich durch die Ölschieferförderung verdorben worden, und nun dehnen sich die unterirdischen Minen südwärts aus, einschließlich der Region, in der jetzt die Bären herumstreunen, die durch ihre der Waldkamera zu verdankende Öffentlichkeit ihrem Publikum bereits mit Namen bekannt sind.
Die Einmischung in das Leben des größten Raubtieres unserer Wälder ist mit großer Verantwortung verbunden. Wir müssen sicherstellen, das mit den Bären nichts schief geht. Sie dürfen sich nicht an die Futterköder gewöhnen, die in den Wald gebracht werden. Nach unseren bisherigen Erfahrungen verlieren die Bären das Interesse an Aas und verschwinden aus dem Beobachtungsgebiet, sobald die Beeren reifen, und kehren im Spätsommer zurück, um sich für den Winter zu mästen. Was wir den Bären als Futter anbieten, sollte ihrer natürlichen Nahrung entsprechen. Um jedes Risiko zu vermeiden, dass die Bären eine Verbindung zwischen den Quellen leicht erhältlichen Futters und dem Menschen ziehen, vermeiden wir sorgfältig alle Anzeichen menschlicher Anwesenheit, besonders von Gerüchen. Die von den Kamera-Zuschauern beobachteten Eindrücke helfen uns zu verstehen, was an den Futterstellen geschieht und falls notwendig, unsere Aktivitäten zu korrigieren. Die Bären von Alutaguse können auch aus Verstecken beobachtet werden. Mehr darüber auf unserer Homepage: http://www.natourest.ee