Vogelbeobachters Tagebuch — 29.2.12
Vogelbeobachter: Margus Ots, linnuvaatleja.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
In Sõrve säär herrschte den ganzen Tag angenehmes Frühlingswetter – kein Wind und angenehm wärmende Sonne. Aber an Vogelzug gab es fast nichts, nur einige Schwäne und Säger sahen aus, als ob sie gerade aus Lettland eingetroffen wären. Ich sah keine Neuankömmlinge, jedenfalls keine neuen Arten, obwohl ich 4-5 Stunden im Seebunker ausharrte. Als interessantester Vogel des Tages entpuppte sich eine Ohreule, die von Suurerahu im Westen des Bunkers direkt nach Lettland flog. So weit man mit dem Spektiv den Vogel ausmachen konnte, dreht er nirgendwo bei. Leider war er zu weit weg für eine genaue Bestimmung. Tagsüber dürfte es sich eher um eine Sumpfohreule (Asio flammeus) handeln, aber es konnte ebenso eine Waldohreule (Asio otus) sein. Aber vom Verhalten her auf eine Sumpfohreule zu schließen, wäre ein eindeutiger Fall von Verwirrung der Arten. Obwohl nach dem Reglement auch Punkte für nicht genau bestimmte Arten vergeben werden können, wenn bis dahin keine Art aus der Gruppe ähnlicher Vögel gemeldet war, wollte ich meine Liste nicht mit einer nicht genauer bestimmten Asio-Eule verhunzen. Waldohreulen werde ich sicherlich im Verlauf des Jahres noch bei vielen Gelegenheit antreffen, vermutlich sogar dutzende Male. Die Sumpfohreule ist ein schwierig zu entdeckender Vogel, aber ich werde sie wahrscheinlich ohne allzu viel Mühe finden.
Polarbirkenzeisig (29.2.2012 Sõrve säär)
Mit dem schönen Wetter gab es auch einige Veränderungen an den Vogelfutterplätzen. An der Küste waren von den hundert Schneeammern (Plectrophenax nivalis) nur noch etwa zwanzig Vögel übrig und von dem großen Schwarm Feldlerchen (Alauda arvensis) waren nur noch einige zehn da. Offenbar waren sie nach Norden weiter geflogen. Aber zu den ehedem drei Hohltauben (Columba oenas) waren weitere Vögel hinzugekommen, jetzt waren bereits fünf auf dem Eis. Am Futterplatz der Vogelstation gab es eine gleichbleibenden Andrang. Unter der großen Zahl von Finken und Meisen erschien plötzlich ein Polarbirkenzeisig (Carduelis hornemanni) im Blickfeld der Kamera. Ein Klick des Auslösers und er war wieder fort. Ich habe diese Art bisher noch nie auf Saaremaa gesehen.
Insgesamt 9 verölte Eisenten (Clangula hyemalis) gab es heute an der Küste von Sõrve säär, ebenso 1 Mittelsäger (Mergus serrator). Sie werden sicherlich alle im Verlauf der nächsten paar Tage verenden, warmes Wetter wird ihr Leiden nur verlängern. Glücklicherweise waren keine weiteren verölten Vögel aufgetaucht und werden hoffentlich auch nicht auftauchen.
Verölte Eisenten versuchen sich zu putzen (29.2.2012 Sõrve säär)