Fotos: Arne Ader
Saatkrähen beginnen mit der Renovierung der Nester
In Kürze: Verhalten strecke ich meine Hand nach dem Fernglas aus. Langsam hebe ich die vergrößernden Gläser und richte sie auf den unteren Teil der Hecke. Und ... ein schwarzes Auge schaut mir tief in die Augen: „Was willst Du?“ Wieso bemerken mich Elstern stets vorher, wenn ich versuche, sie zu beobachten?
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Saatkrähen räumen die Nester auf,
Schneeglöckchen läuten,
tropfender Ahornsaft
und Sonnenwärme vermischt mit Sturm.
Eine weißbäuchige Elster sitzt nun hoch oben im Pflaumenbaumgipfel, den Kopf zwischen die Schultern eingezogen, der lange Schwanz im Winde flatternd. Nach den Nestbesuchen im Winter sah ich sie noch niemals einen einzigen winzigen Zweig aufräumen, aber gleichwohl geschieht etwas. Von Zeit zu Zeit wird eine Runde durch die Büsche gemacht, aber diese Runde ist nervös. Ziemlich offensichtlich mögen sie nicht mit den Wieseln zusammenleben. Ich sitze am Fenster, das Kinn in die Hand gestützt, ich mag nicht hinausgehen bevor die Sonne hoch steht, es ist kalt und ich denke, dass es einerseits toll wäre, ein eigenes Elsternpaar zu haben, aber dann auch zu akzeptieren wäre, dass in diesem Garten keine einziger kleiner Singvogel heranwachsen würde. Aber jetzt schon jubilieren die Kohlmeisen, die Feldsperlinge lassen ihr Frühlingsgetschilpe hören und die Grünfinken dehnen ihr „krüüüit“. Es stimmt, dass es nur wenige Nistplätze in dieser neuen Siedlung gibt, die Bäume um die Gebäude wurden radikal gekappt, aber für später eintreffende Bodenbrüter sollte es genügend Nistplätze geben.
Rums-bums
Den Tag über habe ich versucht, dem Frühling beim Eintreffen zu helfen und und hackte das Eis vor der Tür. Es ist die sinnloseste Anstrengung, die ich kenne, aber man fühlt sich wunderbar dabei – Frühling kommt! Ja, die Natur schafft es, das Eis selbst zu brechen, die schneller fließenden Strecken des Emajõe Flusses sind bereits eisfrei, das Wasser schimmert auch in der Soomaa Web-Kamera. Zunächst mal bleibt es zwischen den Flussufern, aber der Moor-Experte Uno Valk erzählte uns, dass die Fichtennadeln von den Ästen zu fallen begonnen haben – die Vorfahren wussten, dass Nadeln auf dem Schnee innerhalb von sieben Wochen Überschwemmungen mit sich bringen. Man kann hoffen, dass die Flut nicht so mächtig wird wie in den Vorjahren, weil die Schneedecke leicht wie Luft ist. Aber im westlichen Estland ging der Boden mit einem recht hohen Wasserstand in den Winterschlaf.
Klingeling
Mit jedem Tag wachen weitere Pflanzen auf. Mein Bruder rief bereits aus Pärnumaa an und verkündete, dass zwei Schneeglöckchen, die bereits vor der Kältewelle im Januar zu blühen versuchten, sich endlich geöffnet hätten. Haseln und Erlen versuchen noch, auf Winter zu spielen, aber ihre Kätzchen zeigen in Richtung Boden – jeden Tag länger werdend. In diesem Jahr sind die Ahornsaft-Feinschmecker rechtzeitig wach geworden und in der Tageswärme tropft das süße Nass überall in Estland in die Gefäße. Ich ging auch hier in Tartu an die Baumknospen zu klopfen, aber das grüne Leben ist immer noch fest in schützendes Harz eingehüllt. Die Rinde der Bäume hat sicherlich Farbe angenommen – von Ferne sind die Birken wie errötende Mädchen, ihr Schimmern ist besonders schön bei Sonnenuntergang. Das Rot der Weiden steht ihnen nicht nach, das Grün der Espen ist ebenfalls frühlingshafter. Kaja Kübar beschrieb einen seltsamen Anblick von ihrer Heimfahrt: „Beim Võrtsjärv war eine Asphaltstrecke ganz grün, möglicherweise war es irgendeine Art von Algen?“

Winzige Springschwänzchen tummeln sich auf dem schmelzenden Schnee
Frühlingsankündigung wird Wirklichkeit
Natürlich sind wir froh, das unsere Zugvögel zurückfliegen. Ein gewöhnlicher Vogelfreund wie ich wird sie noch nicht sehen, aber die Vogelbeobachter halten Wache. An unserer westlichen Grenze bei der Vogelstation von Sõrve hat Mati Martinson bereits Feldlerchen, Kiebitze, Stare, Saatkrähen, Buchfinken, Ringel- und Hohltauben registriert. Tatsächlich sind die Saatkrähen in Toomemägi bereits dabei, ihre Nester in Ordnung zu bringen und überwinternde Amseln lassen in Tallinn ihre Frühlings-Triller hören. Aber auch im Wald wimmelt das Leben, das Getrommel der Spechte ist in vollem Gang und wenn es in der Nacht ruhig wird, beginnt das Rufen der Eulen. Birkhähne kollern aus vollem Herzen an sonnigen Morgen und die Rufe der balzenden Kolkraben kann man auch in den Vorstädten hören. Rabenkrähen setzen ebenfalls ihre Nester instand und schleppen lange Zweige in den Schnäbeln.
Gewimmel auf dem Schnee
Auf dem mit jedem Tag dünner und dünner werdenden Schnee findet ein geschäftiges Leben statt. Eine Million Wesen hüpft hierhin und dorthin, einigen können wir nicht einmal Namen geben. Insektenforscher Urmas Tartes erzählt hingegen vom großen Glück einer jungen Fotografin von Saaremaa, der es gelang, Schneeflöhe bei der Paarung zu fotografieren: „Ich habe Jahre lang danach gesucht und nun schafft es jemand fast direkt beim ersten Versuch.“ Aber es ist nicht mehr notwendig auf dem Schnee umher zu wuseln, um jeden Stein und jeden Baumstamm und an Hauswänden gibt es bereits schneefreie Stellen mit grünem Gras. Und mit dem Tauwetter erscheinen Maulwurfshügel auf dem Schnee wie von Zauberhand.
Grauspecht
Estlands Quellen: Allikukivi Quelle
In Pärnuma, wenige Kilometer von Kilingi-Nõmme entlang der Valga-Schnellstraße Richtung Tihemetsa gibt es eine interessante dreigliedrige Sandsteinhöhle ganz in der Nähe der Straße. Sie wurde von der Allikivi- oder Kärsu-Quelle ausgewaschen. Die Höhle ist 33 Meter lang und bis zu 2,7 Meter hoch. Als ich noch ein Kind war, braucht uns Vater jedes Frühjahr auf die Decke der Höhle, um Maiglöckchen zu pflücken, aber um zur Quelle zu gehen musste man immer nach dem Schlüssel zur Pforte der Quelle fragen. Jetzt ist die Decke der ersten Höhle wegen der Gefahr des Absturzes gesichert und alle Besucher haben freien Zugang. Achten Sie darauf, sich eine Taschenlampe oder Kerze mitzubringen, wenn Sie zu der Quelle und den Höhlen gehen! In der Dunkelheit können Sie an eine alte Legende denken, die von einem reichen Bauernhof erzählt, der hier in die Erde gesunken sein soll, als Strafe für den Hausherrn und die Hausfrau dafür, dass sie einem Bettler kein Almosengeld während einer Traufeier gaben. Aber einmal im Jahr wird das Hochzeitsfest wiederholt und reiner Wein fließt aus der Quelle.

Im Vorfrühling sind Straßen oft von Glatteis überzogen. Autofahrer sollen bitte ihre Geschwindigkeit während der riskanten Zeit verringern!
Empfehlung: Bei der Suche nach einem Platz für einen Brunnen ging der wassersuchende Rutengänger, einen gegabelten Weidenzweig in seinen Händen haltend, die Gabelenden zwischen dem ersten Finger und dem Daumen einer jeden Hand. Über einer Wasserader begann die Weidenrute sich Richtung Boden zu senken.
ZITAT:
Wenn im Frühjahr Erlen lange Kätzchen tragen, dann wird es ein Jahr des Überflusses werden, sind sie kurz, dann ein ärmliches. Pärnu.
Übersetzung: Liis und Leonia