Fotos: Arne Ader
Zwergschwäne sind zum Ausruhen im Hochwasser gelandet. Alam-Pedja
Pfeifend weht der Wind an mir vorbei, ich eile auf meinem Rad in den Frühling. Rundherum Lerchenlieder, Kiebitzrufe, Gänsegeschnatter ... dann plötzlich – fällt mir ein kleiner gelber Punkt in dem vom Vorjahr verwelkten Gras ins Auge. Huflattich! Und dann ein zweiter, dritter, vierter – die ganze brachliegende Fläche ist plötzlich mit Sonnenschein erfüllt..
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Fliegende Weißstörche,
huschende Spinnen,
die Sonnen des Huflattichs blühen
und ein vom Schnee zweigeteiltes Estland.
Als am Ostermorgen das Osterhasenrudel durch die Räume gepurzelt war und überall gefärbte Eier verloren hatte, purzelte draußen auch der Schnee. Der Frühjahres-Schneeschrecken war hauptsächlich von den Menschen nördlich des Flusses Pärnu zu ertragen, Südestland genießt noch immer den Fall weicher kleiner Schneeflöckchen auf einen sonnenwarmen Rasen. Samstag war es hier in den südlichen Bezirken recht südlich. Der Frühlingstraum des Huflattichs, den ich während meiner morgendlichen Radtour entdeckt hatte, führte mich zu dem Gedanken, dass man sich selbst in den Frühling träumen könne. Sicherlich wäre es möglich gewesen, an den kleinen Frühlingsblüten vorbei zu eilen, so klein waren ihre Blüten, klein und rundlich, erfüllt vom Willen zu wachsen. Aber die Frühlingserwartung war in meinem Herzen. Und als ich die erste bemerkte, dann die zweite sah, und in genau diesem Augenblick war die gesamte Frühlingswelt vor meinen Augen eröffnet. Ich wollte die Freude den Frühling zu entdecken auch meiner Tochter bieten. Als ich zu Hause ankam, zeichnete ich einen Lageplan des Huflattichs und erklärte, wo sich die kleinen Sonnenrädchen verbergen. Aotäht lud die 6-jährige Mari dazu und mit den Helmen auf dem Kopf und der Karte in der Hand eilten sie auf ihren Rädern auf Entdeckungsreise. Es war interessant, mit dem Fernglas zu verfolgen, wie sie an jeder Weggabelung von den Rädern stiegen und diskutierten; langsam aber stetig näherten sie sich dem Frühling. Und bereits eine halbe Stunde später waren sie mit einer großen Handvoll Frühlingsblumen zurück. Unsere Räume waren voll von diesem Frühlingsglück bis zum Abend und auch draußen kam kein Schneefall mehr ...

Der über das fragile Eis tapsende Marderhund ist pitschnass. Soomaa
Gesang erwartendes Wetter
Die Zugvögel scheinen sich nicht viel über den Schnee zu bekümmern. Am Donnerstag und Freitag kamen überall in Estland Weißstörche an. Am Samstag trafen die stimmgewaltigen Kraniche ein und erfüllten den Himmel mit ihrem glücklichen Trompeten. Gänse, nun ja, die Gänse, sie eilten hierher und dortin, einmal nach Norden oder nach Süden, und dann getragen vom Wind nach Osten oder Westen. Vermutlich knabbern sie irgendwo an grünsprießenden Getreidefeldern, aber ich habe sie nur im Fluge gesehen, einige zwanzig Schnatterer gleichzeitig. Nahe Võru waren große Buchfinkenschwärme auf den Wegen, einen vom Zug zurückgekehrten, kauernden Buchfink sah ich nahe des letztjährigen Brutplatzes, aber er wollte noch nicht singen. Aber die Amseln sind bereits stimmgewaltig und die Lerchen verteidigen ihre Reviere und schleudern ihren schönen, aggressiven Gesang den Ohren der Fremden entgegen, die in ihr Revier eindringen. Kiebitze drängen sich an den Rändern der Pfützen, wenn drei zusammen kommen, entsteht großes Geschrei und Streit. Und die Goldammern, sie machen bereits mit lauter Stimme Touristen-Werbung für unser Nachbarland: „Hier, hier, hier nach Riga...“
Übrig gebliebenes Fett für die Vögel
Das Treiben der Vögel kann man nicht nur an ihren Liedern erkennen, in Kütioru in Võruma ist die Laubdecke auf schneefreiem Gelände aufgewühlt, das Innere aller Asthaufen und jeder trockene Zweig wurde abgesucht. Gerade an solch kalten Tagen stöbern Drosseln und Stare nach verborgenen Insekten und Larven. Die Futterplätze der Bewohner Schnee-Estlands sollten jetzt besonders mit Futter gefüllt sein, dann können sie die Wunder sehen – den Zaunkönig und das Rotkehlchen, die ungewöhnlichen Drosseln und sogar Stare. Auf unserer Veranda sind alle in der Winterkälte ignorierten Meisenknödel draußen und es ist ein rechtes Gedrängel um sie herum. Sogar die Elster. Wenngleich dieser Vielfraß versucht, mit dem ganzen gefüllten Netz statt mit einem Schnabel voll zu verschwinden.
In Laubwäldern sprießt Bärlauch (Allium ursinum)
Duftbetörte Bienen
Aber in dem Falllaub lohnt es sich für die Vögel herumzustöbern, die Insekten erwachen nun zum Leben. Auf die herum eilenden Spinne folgt bald der Marienkäfer, eine halbverschlafene Fliege taumelt auf die Blätter herunter. In den Blumenbeeten summt die erste Biene an den Schneeglöckchen. Haben Sie bemerkt, wie schön Schneeglöckchen duften? Und es gibt bereits Mücken in der Luft. Vom Kleinen Fuchs gibt es in diesem Jahr wirklich viele. Aus der Erde und fast bereits auf der Erde kriecht ein sich windender rosa Regenwurm. Die Zecken sind da! Der Waldboden ist voll von dieser und jener Art von Pilzen, die ich nicht benennen kann, die einzig bekannten sind die Becherlinge.
Buschwindröschen heben ihre Köpfchen
Aber die Pflanzen sind über das nahezu 10 Grad warme Frühlingswetter am glücklichsten. An den Waldrändern öffnen auch die Leberblümchen ihre blauen Augen, die roten Sprosse des Rhabarbers sprießen aus dem Gartenbeet, dem Schnittlauch wachsen zarte grüne Bartstoppeln. Kaja Kübar erzählt aus Pärnumaa, dass die Blätter des doldigen Milchsterns (Ornithogalum umbellatum) bereits 6-7 cm lang sind: „Die jungen Brennnesseln sind auch da – grünlich-rot. Die Blätter der Buschwindröschen kommen, die Stängel hängen immer noch ein wenig und die Blätter sind noch nicht ganz geöffnet. Blätter vom Giersch habe ich noch nicht gesehen.“ Die Knospen der Bäume sind bereit, sich zu öffnen. Airi-Hallik Konnula aus der Nähe von Urvaste erhielt noch ein paar Liter Ahornsaft von ihrem Ahorn, der wieder zu fließen begann. Aber das seltsamste Frühlingszeichen, dass ich in der letzten Woche hatte war, als ein kleiner Junge mit einem großen Nistkasten an unsere Tür kam und nach Aotäht suchte: „Ich möchte ihn Aotäht geben.“
ZITAT:
Hallo, hallo, kleiner Vogel, am Ende einer langen Reise! Tere-tere, linnukene, kauge teekonna lõpetaja! *
*An vielen Orten Estlands sagte man dies, um die im Frühling zurück kehrenden Vögel zu begrüßen.
Empfehlung:
Das auf einem grauen Stein wachsende Moos wurde in Helmes Sammaspooliku-Gras (Moosseiten-Gras) genannt. Es wird wie folgt zur Heilung verwendet: man nehme Birkenrinde, auf das man ein jüdisches Kreuz mache. Diese Birkenrinde wird gegen das Moosseitengras gehalten und dann in einen brennenden Kamin geworfen. Die Birkenrinde mit dem Kreuz hilft gegen Schmerzen. Zum Beispiel verschwinden Magenschmerzen sofort, wenn man die Rinde gegen die schmerzende Stelle auf dem Magen hält. Helme
Die heilige Salumäe-Quelle. Matsalu
Estlands Quellen: Salumäe Silmaallikas (Augenquelle von Salumäe)
Von der Straße Risti-Virtsu weist ein Schild nach Salevere Salumäe. Salumägi ist eine ehemalige uralte Festung*, ein etwa 20 Meter hoher Bergrücken mit einer steilen Kalksteinwand auf der nordwestlichen Seite, die südlichen Seiten sind sanfter. Die meerseitige Kalkstein-Wand der Klippe ist uralt und aus dieser Wand fließt die Silmaallikas; in alten Zeit war es auch eine heilige Stätte. Ein Wanderer kommt über den Salevere-Pfad zur Quelle. Die Menschen früherer Zeiten wussten, da das Quellwasser Augen heilte und den sich Waschenden jünger machte. Interessanter noch ist, dass man glaubte, wenn man sich die Augen um Mitternacht zur Mittsommernacht wasche, dass dann sogar Blinde wieder sehend würden. Im Frühling ist es am interessantesten in Salumäe zu schauen, kraftvolle Quellpflanzen wachsen dort, die gegen Frühjahrsmüdigkeit helfen.
Übersetzung: Liis und Leonia