Der Plan war, am Freitag Abend auf einen Vogelbeobachtungstrip zu fahren, aber ich hatte, um damit zu beginnen, keine Idee für wie lange und wohin überhaupt. So dachte ich, ich könnte damit beginnen, nachzusehen, was direkt in Tartu, am Aardlapolder, los ist. Dies könnte ein "gefährlicher" Gedanke sein, denn vor ein paar Jahren fuhr ich genauso zum Aardlapolder, nur für einen kurzen Blick am Abend, und am nächsten Morgen fand ich mich an der nordwestliche Küste auf Saaremaa, in Harilaiu wieder. Hoffentlich werden die Dinge dieses Mal nicht so verrückt.
Es waren viele Vögel im Aardlapolder. Es war ein warmer Abend, Tüpfelsumpfhühner (Porzana porzana) und Wachtelkönige (Crex crex) riefen schön, unter den interessanteren Arten sah ich das Odinshühnchen (Phalaropus lobatus) und hörte die Doppelschnepfe (Gallinago media). Aber plötzlich war eine rötlich gefärbte Ente in Teleskopsicht. Der Vogel stand auf einem Grasbüschel und putzte sich; das Muster auf den Flügeln und der Unterseite war gut sichtbar. Alles klar, das Geschöpf war die Moorente (Aythya nyroca), die hier ein paar Tage zuvor gefunden worden war. Plötzlich tauchte ein weiterer, etwas hellerer Vogel daneben auf und ... die Vögel paarten sich! War dies wirklich ein Moorentenpaar? Hat die Art tatsächlich vor, hier zu brüten? Die Info ging sofort über Rariliin (Birdline) raus und vor Einbruch der Dunkelheit gelang es einigen schnellen Vogelbeobachtern sie zu twitchen. Wir sahen uns die Vögel noch einmal näher an und konnten nun die Dinge im letzten Tageslicht näher studieren. Es war ein Moorentenpaar! Die Art wurde früher in Estland nach den Informationen bei der Vogelraritäten-Kommission nur 8 Mal gesehen. Ein Paar wurde allerdings hier noch nie vorher gesehen. Muss beobachtet werden, vielleicht planen die Tiere hier zum ersten Mal zu brüten. Ein Foto der Moorente, die vor ein paar Tagen gesehen wurde, kann in der Estbirding-Galerie gesehen werden.
Da wir ohnehin draußen waren, machten wir eine Tour über den Polder und hörten an vielen Plätzen nächtliche Sänger. Wachtelkönige riefen in allen Richtungen, es waren zusammen fast 40 Tüpfelsumpfhühner, einige Wasserrallen (Rallus aquaticus) riefen ebenfalls.
Am letzten Halt, eigentlich dort, wo wir die Moorenten gefunden hatten, rief auch ein weibliches Kleines Sumpfhuhn (Porzana parva). Diese Art wurde in diesem Jahr überraschend selten gehört (vielleicht an 4 Plätzen?). Ich habe den größeren Teil der früheren Fundorte während der letzten Wochen überprüft und habe es früher im Jahr nicht angetroffen. Ermutigt von den aufregenden Funden steuerte ich die südliche Spitze des Võrtsjärv an, den Valgutapolder und Vooremäe, vielleicht würde dort ein Vogel rufen. Es waren viele Tüpfelsumpfhühner zu hören, aber niemand besonderes erregte meine Aufmerksamkeit. Am Valgutapolder bekam ich schließlich den Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) für meine Jahresliste, ein Vogel saß mitten auf der Straße.
In Pikasilla musste ich mich entscheiden, ob ich zurück nach Tartu fahre, oder zur westlichen Küste weiterfahre. Vor einer Woche war eine Zwergdommel (Ixobrychus minutus) an den Pikladämmen in Pärnumaa gesehen worden. Trotz aktiver Suchen wurde sie nicht wieder gefunden. Aber die Nacht war ruhig und relativ warm und Vögel sangen laut. Vielleicht war das Geschöpf doch dort und es würde mir heute gelingen, sie zu hören? So fuhr ich direkt nach Pikla, kam dort um 3:30 an. Es war ruhig, aber bewölkt und es regnete leicht. Es rief niemand besonders und da es noch ziemlich dunkel war, entschied ich mich, eine Stunde zu schlafen. Exakt um 4:30 öffnete ich die Autotüre und was zum T...!!! Aus dem Röhricht war das bellende Krächzen der Zwergdommel zu hören. ich war sofort hellwach und machte mich auf, um nach dem Eigentümer der Stimme zu suchen. Der Vogel rief erst einmal fast 30 Mal, wurde dann ruhig. Ich stieg auf den Vogelturm zwischen den Teichen und einen Moment später flog die Zwergdommel aus dem Schilf und steuerte einen Unterschlupf im Schilfstreifen auf der anderen Seite des Teichs an. Dann setzte der Vogel sein stetiges Krächzen fort, war nur für wenige Momente still. Ich schlich mich näher an den Vogel heran und kam auf vielleicht 10 m heran, aber im dichten Schilf war der Vogel nicht zu finden. Aber ich konnte wenigstens die Stimme mit meinem Mobiltelefon aufnehmen, für die Vogelraritäten-Kommission gibt es nun den Nachweis für diesen Vogel. Die Zwergdommel ist eine echte Rarität in Estland, den Daten bei der Vogelraritiäten-Kommission nach wurde sie hier nur 13 Mal angetroffen, zuletzt 1992 und davor 1972. So hat keiner der gegenwärtigen Generation von Vogelbeobachtern diese Art auf ihren Listen. Die Info ging sofort über Rariliin heraus. Leider waren die örtlichen Vogelbeobachter aus Häädemeeste und Võiste auf Kihnu. Eine schnelle Reaktion kam dafür von einem finnischen Twitcher, der in der Nähe und früh wach war. Mit ihm versuchten wir noch einmal den Krächzer im Schilf zu finden, aber wir schafften es nicht, ihn zu sehen, obwohl wir nur 10-15 Meter von dem Vogel entfernt waren. Die Zwergdommel rief eifrig insgesamt mehr als eine Stunde lang und verstummte dann. Da die Artenidentifikation nun endgültig war, können wir größere Mengen an Twitchern während der nächsten Nächte in Pikla erwarten.