Vierte Augustwoche: Perlen in Nebelstille
Verfasst von Kristel Vilbaste, loodusenaine@hot.ee
Fotos von Arne Ader
Unter das Grün der Auwiesen haben sich Brauntöne gemischt, der Blutweiderich blüht. Tammeluht zwischen dem Kaiu- und dem Jõemõisa-See
Das perlende Nebelrad des Herbstes schimmert von jedem Grashalm und Zweig. Für ein Spinnenweibchen ist es schwierig, mit einem solch glitzernden Netz etwas Essbares zu erhalten. Der Nebel hat das Siegel des Herbstes dem Wetter aufgeprägt.
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
gesprenkelter Kuckuck im Garten,Kranichreihen am Himmel,sanftrosa Wiesenund Nebelvorhänge.
Dieser letzte Teil des Augustes ist eine bezaubende Zeit. Sofort wenn das Regengeplätscher nachlässt und die Sonne hinter den Wolken hervorzukriechen versucht, steigt der Nebel aus dem Boden. Steigt gerade hoch genug, den herbstlichen Wanderer zu umhüllen. In diesem weißen Nebel fühlt man sich sicher – die Welt ist nicht länger unermesslich groß wie im Frühling. In diesen Nebelraum passe ich und passt der Spinne schöne Perlenkette genau hinein. Niemand sonst und keine einzige Stimme zusätzlich. Es vergeht eine geraume Zeit, bis eine winzige weiße Sonne mit ihren Strahlen eine Bahn in diesen milchweißen Raum schneidet. Und erst dann höre ich in der Nähe die Bettelrufe eines Bachstelzenjungen und die glücklichen Zwitscherer seiner zu ihm eilenden Mutter. Aber das sind die einzigen Laute in dem Nebelraum, ich sitze auf dem Rad und fahre, die Reifen surrend, die Straße entlang, der Nebelraum verbleibt um mich herum und die weiße Sonnenscheibe lächelt. Das rosa Kleebüschel schimmert von Wassertropfen und die glitzernden Köpfe der Goldrute. Und dann platzt plötzlich die Sonne durch den Nebel und der Nebelzauber ist zu Ende, es ist 9 Uhr. Der Arbeitstag beginnt.
Die Wälder sind voller Spechte, auch die Jungen fliegen nun auf der Suche nach Futter umher. Junger Buntspecht
Kuckuck ohne Kuckucksruf
Das Seltsamste ist, dass ich morgens keinen hinter einem Rasenmäher hinterher eilenden Menschen mehr treffe. Das Gras ist lang und üppig, aber man kann es nicht mehr am Morgen mähen. Es ist einfach tropfnass und sogar tagsüber Geschnittenes ist eklig, schwarz und schimmelig. So können die Leute auf ihren Terrassen sitzen und Kaffee trinken und plötzlich entdecken, wie schön die Natur ist. Wie interessant gefleckt die Jungstare sind, die auf den Rasen geflogen sind und lärmen, und wie schnell plötzlich ein sperbergroßes gestreiftes Wesen auf dem Zweig de Apfelbaumes sitzt. Es öffnet seinen Schnabel nicht mehr für einen Gruß, auf dass wir es am Kuckucksruf erkennen würden. Die letzten Schwalben kreisen über dem Haus, am Nachbarhaus sind die letzten Rotkehlchenjungen noch nicht flügge. Die Meisen sind zu den Nistkästen zurückgekehrt, auf der Reise testen sie Orte, wo das Überwintern möglich wäre. Und gleichzeitig stochern sie alle unbedeckten Dämmstoff- und Steinwolle-Stellen locker.
Zug-Hektik
Im Wald keckern fünf Eichelhäher gleichzeitig unter der Eiche, als ich mich leise nähere. Es ist wahr, ich bin im Augenblick mehr an Kiefernforsten und den roten Preiselbeeren darin interessiert. Aber gerade in jenem Kiefernwäldchen am Strand findet ein regsames Vogelleben statt. Der Kleiber ruft in der Mitte eines Meisenschwarmes, es gibt Kohlmeisen, Sumpfmeisen und sogar eine Blaumeise. Das laute Gepiepse eines Waldbaumläufers gibt bekannt, dass hier etwas zu finden ist und richtig, schon hüpft der nächste Krummschnabel wie eine Maus den Stamm hinauf. Merkwürdigerweise sind alle Drosseln irgendwohin verschwunden, vielleicht sind sie in den Tiefen der Wälder bei den Heidelbeeren, aber hier in unserem Garten gibt es keine. Am Waldrand tickst leise das Rotkehlchen und zeigt keine besondere Zugunruhe. Am lautesten von allen jedoch unterhalten sich die Raben.
Hase betreibt Lockerungsgymnastik
Frösche auf der Straße
Die Raben haben ein gutes Mahl, die Frösche haben mit ihrer Wanderung in die Überwinterungsgewässer begonnen und in der Abenddämmerung gibt es enorme Zahlen gelb-leuchtender Froschköpfe an feuchteren Stellen auf der Straße. Einige von ihnen enden unweigerlich unter Autorädern und werden Beute der Raben, Weißstörche, Füchse und Marderhunde. Besonders für letztere, die diesjährigen Welpen neigen dazu, selbst unter die Autoräder zu kommen. Jedenfalls ist das Nachtleben auf den Straßen jetzt unendlich lebhaft, einmal sah ich sogar ein Frettchen die Straße entlang springen. Die Straßen entlang zu eilen gibt jetzt den besten Überblick über die Ankunft des Herbstes, die ganze Zeit strömen dutzendköpfige Kranich-Schwärme einem über den Kopf, sie lassen noch nicht ihr trauriges Herbsttrompeten hören, aber Abflugstimmung liegt in der Luft.
Kartoffeln heimholen
Die dringendsten Tätigkeiten für Menschen liegen auf den Feldern. Die Scheinwerferaugen der Erntemaschinen leuchten in der Nacht, goldene neue Ernte landet in Mengen in den Behältern. Der diesjährige nasse Sommer hat die Kartoffelkrautfäule begünstigt und die Kartoffelernte ist bereits im Gange. Zwiebeln kommen in die Geschäfte und die Erbsen, die noch auf dem Feldern sind, schmecken bereits wässerig. Wurzelgemüse und Tomaten und Zucchini wachsen noch, Freilandgurken wollen nicht mehr reifen. Einheimische Äpfel haben bereits einen rechten Apfelgeschmack, aber dieses Jahr gibt es in dieser Region einen Mangel an Pflaumen. Selbst die Kernbeißer, die zur Mirabellenhecke zurückgekehrt sind, tchilpen verärgert und eilen fort. Aber die merkwürdigste Sache passierte mir diese Woche in einem erstklassigen Gartencenter. Auf dem Weg nach Hause kehrten wir in ein Hansaplant-Geschäft ein und Aotäht, die seit langem einen Kaktus für sich wünschte, hat sich einen rosablühenden Nadelball gekauft. Das der Natur verbundene Kind begann am nächsten Morgen den Kaktus zu untersuchen und ... entdeckte, dass die Blüte mit Leim am Kaktus befestigt war.! Ich wollte wirklich nicht glauben, dass Hansaplant solche Pflanzen verkaufen würde, aber eine Gärtnerei-Bekanntschaft versicherte mir, dass diese immortellen-ähnlichen Blüten sogar mit einer Nadel befestigt würden. „Aber eine Blüte ist ein lebendiges Ding!“
Goldruten
ZITAT:
Erbsen wurden von Hand gepflückt. Die Enden zweiter Hände voll wurden zusammengelegt, ein Knoten wurde an der Spitze gebunden – dies war ein Erbsenbündel, „hernekahl‟.
Empfehlung:
Hopfen für Bier wird in einem Hopfengarten angebaut. Die Wurzeln werden in den Boden gebracht und wachsen dort jedes Jahr an der gleichen Stelle. Für den Hopfengarten wählt man ein Stück fruchtbaren Bodens. Wenn sich im Frühjahr die jungen Triebe zeigen, werden Stangen neben ihnen eingetrieben – Hopfenstangen. Die jungen Triebe werden an die Stangen geführt, an denen sie hinaufwachsen.
Estnische Quellen: Õrde-Quelle
Die Õrde-Quelle befindet sich in Raplamaa, flussabwärts vom Dorf Oblu, hinter dem Neuland auf dem rechtsseitigem Ufer des Atla-Flusses. Um zur Quelle zu gelangen wurde eine Bohlenbrücke über den Fluss geschlagen. Vor der Trockenlegung der Moore in der Nachbarschaft war die Quelle sehr wasserreich, jetzt hat sich der Wasserspiegel etwas verringert. Das Quellwasser rinnt durch einen kleinen Bach in den Atla-Fluss. Die Leute erzählen, dass in alten Zeiten während großer Dürren die Menschen aus sieben Gemeinden Wasser aus der Quelle geholt hätten. Die Quelle war so tief, dass niemand ihren Boden gefunden habe. Bei niedrigem Wasserstand wurde eine lange Eichenholzstiege hinunter in die Quelle gebaut. Während des großen Nordischen Krieges sollen die Glocken der Juuru-Kirche zur Quelle gebracht worden sein, um sie zu verstecken.