Fotos von Arne Ader
Schwarm ziehender Gänse auf einer spinnwebenbedeckten Heuwiese
Der Himmel hängt tief, so tief, dass sogar der Regenbogen, der für einen Augenblick im Gold der Sonne schimmert, nur hälftig verharrt. Er reicht gerade bis an den Rand der dunkelblauen Hagelwolke und endet dann jäh. Die sieben farbigen Streifen fallen zum Boden herab wie die Falten eines Kihnu-Rockes.*)
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
Knisternd herabfallendes Ahornblatt,
aufwärts strebende Schnecken,
klingelnde Seidenschwänze
und undurchdringlicher Nebel.
Von Kihnu und den Wiesen der Küstenbauern her schreien nun alle Vogelfreunde über die gewaltigen Vogelzüge, mit denen Hunderttausende Gänse ziehen. Ihr Reiseziel ist zur Zeit noch hierher und dorthin. Die Vögel, die aus den offenen Landschaften des Nordens vor der Kälte flohen, können sich nicht entscheiden, ob es weitergehen soll, oder ob sie noch ein wenig auf den Raps- und Getreidefeldern Estlands futtern sollen. Aus den Geschichten der Vogelfreunde hält sich ein Name – Hohltaube. Plötzlich sind so viele dieser Grauröcke eingetroffen, dass sie sogar wert sind, als Zugvögel gezählt zu werden, und dass es kein Wunder ist, wenn die am Tag gezählten Mengen sich den Zehntausend nähern. Neben den Gänsen gibt es eine zunehmende Anzahl an Schwänen auf den Feldern und es ist interessant zu sehen, dass jetzt auch Vögel da sind, die den Vogelkundlern bekannt sind, einige wenige haben Halsringe, an denen diejenigen, die Mittel und Kenntnisse haben, ablesen können, von woher der schöne Vogel gekommen ist. Die anderen von uns müssen damit vorlieb nehmen, einige seltsame Zahlenkombinationen herauszufinden, aber wenn man die Beringungszentren über die Zahlen informiert, dann erfährt man bald des Vogels Lebensgeschichte.
Trunkenbolde in den Bäumen
Sicherlich war die Aufsehen erregendste Neuigkeit dieser Woche die Ankunft der Seidenschwänze. Und sie erschreckten uns gleich durch ihr Verhalten – diese schönen starengroßen, häubchenbekrönten Zwitscherer flogen in Nordestland häufig gegen Fenster und kamen dabei um. Die jüngsten Berichte sprachen von etwa hundert getöteten Vögeln, aber wahrscheinlich waren es mehr. Solch ein Verhalten ist bei Seidenschwänzen nichts Neues, zumindest im letzten halben Jahrhundert ist es wieder und wieder vorgekommen, aber es ist noch nicht klar, warum das geschieht. Es wird vermutet, dass sie durch angegorene Beeren beschwipst sind. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass einige Beeren eine betäubende Wirkung auf sie haben. Aber sicherlich ist ein Grund, dass die Seidenschwänze sehr eng verbundene Vögel sind, die sich zu dichten Schwärmen zusammentun. Und jemanden wie ihre Schwarmgenossen in einem Spiegelbild zu sehen, veranlasst sie schnell hinzufliegen und so fliegen sie gegen das Fensterglas. In den meisten Fällen erholen sich die Vögel von der Gehirnerschütterung, aber wenn die Beerendrinks ihre Sinne zu sehr benebelt haben, dann kann möglicherweise das Tempo zu groß gewesen sein.

Hauchzart verschleiert
Schnee kommt
Das Geklingel der Seidenschwänze in den Baumkronen ist ein sicheres Zeichen, dass der Schnee kommt. Dichte Nebelschwaden am Morgen kündigen auch den Tanz des Frostes an. Für eine kurze Zeit noch schützt uns die warme Ostsee, aber die stetig fallenden Hagelschauer künden an, dass Väterchen Frost bereits über unseren Köpfen tanzt. Bei jeder dicken blauen Wolke scheint es nun, dass der erste Schnee kommt. Es ist interessant zu verfolgen, wie die Kinder darüber denken. Aotäht, die in der ersten Klasse ist, bejubelt glücklich meine Schneeneuigkeiten und hofft, bald mit dem Bau von Schneemännern beginnen zu können, aber Elise, die bereits in der letzten Gymnasialklasse ist, sagt dazu: „Aotäht, willst Du wirklich, dass wir 6 Monate des Jahres eine Schneedecke liegen haben sollen?“ In der Tat, wenn der Schnee bereits im Oktober käme, dann würde der Schnee Estland ein halbes Jahr lang zudecken. Dieser Aspekt macht wirklich frösteln.
Badende Krähe
Aber draußen vor dem Fenster wimmelt es von Vögeln, die Kohlmeise versucht regelmäßig, auf meinen Zimmerpflanzen hinter dem Fensterglas nach Insekten zu suchen. Ich wollte jetzt noch kein Futter für sie hinaustun, um nicht eine zu große Meisengesellschaft zu früh hierher zu locken. Und an meinem Schlafzimmerfenster ist ein glückliches Spatzenpaar, dass neue Brutpläne im Nistkasten auszuhecken scheint, geht die Vogeluhr wirklich schon so falsch? Aber am seltsamsten sind jetzt die Krähen, am Strand von Tartu beim Floßhaus sind sie jetzt die einzigen Badenden. Wieder und wieder sind einige der Krähenjugendlichen bis zum Bauch im Wasser und lassen die Wellen sich über den Rücken schwappen – ein Bückling, Beine entspannt, Schnabel unter Wasser und mit einem katzengleichen Bückling fließt das Wasser über den Rücken. Krähen und Dohlen machen die Städter derzeit nicht wirklich glücklich, bevor die Sonne in ihrem Versteck untergeht, kommen sie von den Getreidefeldern der Nachbarschaft in großen Scharen und lassen sich auf den Rändern der Häuser und in den Baumkronen für die Nacht nieder.

Seidenschwanz
Reisezeit für Menschen
Auch Menschen fühlen wie Zugvögel, gerade im Oktober machte sich ein großer Teil der Esten auf die Reise. Einige müssen Richtung Norden ziehen auf der Suche nach Arbeit, andere, die in ihrer Heimat arbeiten, legen eine Pause ein im Kampf gegen die Wirtschaftskrise und gehen mit den Kindern nach Süden in die Mittelmeerländer, die jetzt ihre Ferienzeit enden. Es wäre faszinierend, die Bewegungsbilder der Reisenden während der Herstferien auf der Estland-Karte zu sehen. Auch Schnecken verhalten sich merkwürdig; sie zieht es in die Höhe: Hauswände, das Gewächshausdach und Bäume sind voll von ihnen. Aber glückliche Löwenzahnblüten auf dem Rasen, denn die Zeit des Rasenmähens ist zu Ende.
Estlands Quellen: Märalätte Quelle
Märaläte liegt in Põlvamaa, in der Gemeinde Veriora im Tal des Võhandu-Flusses auf dem rechten Ufer 1,5 km stromaufwärts von Vindso in der Nähe der Reo-Familie. Der beste Weg, zur Quelle zu gelangen führt von der Põlva-Värska-Straßenbrücke aus entlang der Straße auf dem rechten Flußufer südsüdöstlich. Das Wasser der Märaläte fließt aus den Rissen in den senkrechten Sandsteinwänden in Bäche, die nun begonnen haben, tiefe Rinnen in den Sandstein zu höhlen. Der Wasserausstoß von Märaläte beträgt im Sommer 0,8 l/s. Der Weg zur Märaläte ist überwuchert, und es ist nicht so einfach zu ihr zu gelangen wie zwanzig Jahre zuvor, als fünf gut markierte Pfade zur Quelle führten; es ist sicherlich sinnvoll, während der herbstlichen Võhandu-Kanutouren dorthin zu gehen. Das Seltsamste ist jedoch, dass keine Geschichten mehr bekannt sind. Viele Geschichten aus der Erinnerung der alten Menschen sind in Archiven gesichert, aber es ist schwierig, sie zu finden. Deshalb reservieren Sie ein wenig Zeit während der Seelenzeit, den stillen Tagen, und erzählen Sie den Kindern die alten Geschichten aus Ihrer Heimat und besuchen Sie diese Plätze.

Die letzten Blätter fallen vom Haselstrauch, die Kätzchen sind bereit für das Austreiben im Vorfrühling
ZITAT:
Die berühmten Quietschstiefel verdanken ihr Quietschen den Birkenrindenstücken, die die Schuhmacher zur Isolation zwischen die Sohlen der Stiefel einlegten.
Empfehlung:
Die besten Skier werden aus Latten gemacht, die aus Espenstämmen geschnitten werden. Ein natürlich gekrümmter Baum wird ausgewählt, aus dem die Skier herausgeschnitten werden; solche Spitzen müssen nicht gebogen werden, und sie müssen nicht begradigt werden. Skier aus Espe sollten etwa eineinhalb Meter lang sein, ohne eine einzige Nut. Moderne Skier sind erst seit den 1920er Jahren verbreitet.
Estnischer Originalartikel hier veröffentlicht am 15.10.2012