Dritte Novemberwoche: Wolf unter den Schafen

Verfasst von Kristel Vilbaste, loodusenaine@hot.ee
Fotos Arne Ader
 
Feuchte Luft! Totenmonatmorgen in Otepää
 
Jedes Jahr kommt "Frühling" am Ende des November, eine Zeit, wenn die Menschen stöhnen, dass die Dunkelheit zu Ende gehen sollte. Der "Frühling" dauert eine weitere Woche und dann wird ein Schneesturm wie "Monica" erwartet, der das Wetter zum Winter ändert.
 
Die vier Wetterzeichen der Woche:
goldene Huflattichblume,
Hochzeitslauf der Hasen,
Birkhuhn kullert im Moor
und Nordlichter.
 
Die Spatzen haben das Sommernest der Fliegenschnäpper isoliert: hauptsächlich Federn wurden herbeigeschafft
 
Ich bewundere die zweite Woche das Treiben der Spatzenfamilie vor meinem Fenster, aber am Samstag haben sie mich geradezu ärgerlich gemacht. Es war, als der männliche Vogel begann, mein Büschel Salomonssiegel, das sich am Terrasseneck ausdehnt, herauszuziehen. Er rackerte und zog, als ob kein anderer Halm oder Zweig mehr auf dem Hof übrig wäre. Aber ja, dieses Spatzenpaar trägt beharrlich alles zu seinem Nest, das irgendwo herumhängt. Besonders glücklich kommen sie mit Schnäbeln voll von den Kissenauslüftplätzen – wunderschöne weiße Federn scheinen besonders nach ihrem Geschmack zu sein, aber Halme und Zweige tun es auch. Und ich weiß nicht, ob wir es mit dem Bau eines richtigen oder eines Winternests zu tun haben. Es gelang ihnen, einen harten Schlagabtausch mit einem Feldsperling zu haben, der wie das fünfte Rad am Wagen schien. Und mit den Meisen haben sie ebenfalls wütende Gefechte. Antti Karlin schreibt, dass in Finnland sogar im Dezember Spatzenküken das Nest verlassend gesehen wurden, so muss ich vielleicht diesen Winter eine glückliche Gesellschaft mit Futter versorgen. Die Spatzen in Europa haben ihren Rückgang, verknüpft mit dem Verschwinden der Pferdehaltung, überwunden und haben insgesamt neue Plätze zum Leben gefunden. Das Maxima in Pärnu hat nämlich letzte Woche nach einem Spatzenfänger annonciert. Vogelmann Eedi Lelov, der den Ort besuchte, sagte allerdings, dass es wenig Sinn macht, das Dutzend oder so Haussperlinge, die ein gutes Leben an der Bäckereitheke lebten, zu fangen, weil die neueren Einkaufszentren nicht vogelsicher sind. Die Vögel werden einfach zurückkommen. Ich hoffe, dass es wenigstens keine Schädlingsbekämpfung mit Kanonen gibt, wie in China. Eine andere Sache ist natürlich, wie glücklich Kunden oder Gesundheitsbehörden mit Vogeldreck auf Kuchenschachteln sind.
 
In die Städte!
Die Urbanisierung schreitet mit voller Geschwindigkeit an allen Fronten voran, die Umweltbehörde, belastet mit brotsüchtigem Wassergeflügel, versucht die Fütterer mit Wortgewalt abzuwehren, aber Fürsorge und der Wille zu helfen ist unglücklicherweise bereits seit Kindheit tief in die Herzen der Menschen eingepflanzt und dies zu ändern ist unmöglich. Anstatt zu verbieten, sollte man Menschen Alternativen bei Hilfskampagnen anbieten. Als ich letzte Woche schrieb, dass es nicht empfehlenswert sei, jetzt gekauftes Futter für Meisen bereitzustellen, aber stattdessen Reste vom eigenen Tisch, dachte ich hauptsächlich an die Tatsache, dass das in Geschäften verkaufte Vogelfutter Sonnenblumensamen enthält, die einen drogenähnlichen Effekt auf Meisen haben, und dass es einfach unmöglich ist, die Bande, die sich versammelt, zu füttern. Ein Kilo Sonnenblumensamen pro Tag könnte später verbraucht werden.
 
Im welkenden Laubfall ist eine Kohldistel grün
 
Umherspringende Hasen
Wer die Zeit hat, aus den Stadtmauern zu kommen, wird jedoch feststellen, dass der Frühling wirklich angekommen ist. Pille Tammur erzählt, dass im Laevamoor die Birkhuhnbalz in vollem Gange ist. Die Hähne sitzen in den Kiefern und kullern einfach weiter. Und die Rosen blühen wieder. In Kütiorg in Võrumaa ist kein Frühling, aber das Moos, das vom Dach der Rauchsauna abgekratzt wurde, ist in vollem Wachstum, tiefgrün und weich. Aus Pärnumaa berichtet Enn Vilbaste, dass der Huflattich ebenso blüht.  Und die männlichen Hasen sind in heftigen Verlangen verfangen, ein heftiges Paarungsspiel hat begonnen.
 
 
Schafspaar in Wolfsfängen
Es gibt mehr Waldnachrichten – die hübschen Rasen der Landhäuser bekommen jetzt eine gründliche Pflege. Aus dem Untergrund pflügen die Maulwürfe Hügel auf, die Haufen sind manchmal einen halben Meter hoch. Und anderswo pflügen Wildschweine Furchen; es ging ihnen gut, dieses Jahr, einige Rotten sind bis auf 80 Köpfe angewachsen. Wölfe werden sicherlich über den Winter die Schwächeren aus der Rotte auslesen, aber derzeit sind die "Waldhunde" am aktivsten bei Schafherden. Zwei getötete Schafe pro Nacht sind der übliche Tribut. Und Zäune, Gerüche oder Hunde helfen nicht – der Wald fordert seine Opfer.
 
Graues Wetter mit Nebelkrähe
 
ZITAT:
Zwei von St Martin bis Katharina, vier von Katharina bis Weihnachten. Simuna.
Am Vorabend von St. Katharina, 24. November, waren meist ältere Frauen, Witwen, arme Leute, alte Jungfern, die Katharinen. Ein Büschel Birkenruten wurde mitgebracht, mit angebrachten Quasten in blau und rot. Drinnen wurden alt und jung damit "Gesundheit! Gesundheit" rufend gepeitscht. Jeder bekam zwei, drei Schläge. Wer nicht gepeitscht wurde, galt als geringer unter den anderen. Kirbla.
 
Estlands Quellen: Varsaallikad, Fohlenquellen
Die Varsaallikad sind in Tallinn gelegen, in Kose, am Fuß des Kalksteinufers in der Nähe der Särgava-Avenue. Die Quelle, die aus dem Kalkufer sprudelt, gleicht im Frühling einem sprudelnden Bach, der in der Nähe des Segelsportzentrums hinaus in die Bucht von Tallinn fließt. Die Quelle ist seit 1992 geschützt. Sie bezieht ihr Wasser von den Lasnamäe Brachländern mit ihrer dünnen Humusschicht im Süden und aus dem Tondimoor. Das Wasser kommt aus den Kalksteinschichten, während der Hochwasserperioden gibt es dort ungefähr 10 Quellen mit einem maximalen Durchfluss von 120 l/s. Geschichtsforscher Ott Sandrak sagt, dass es ein alter Platz zum Wässern der Pferde ist. Geschichtenerzählerin Illika Lõhmus erzählt eine alte Geschichte darüber, wie das wertvolle Pferd eines Bauern an diesem Platz ein Fohlen geboren hat. Von der Stelle, wo das Fohlen geboren wurde, sprudelte eine goldene Quelle mit klarem Wasser. Der Varsaojabach tauchte dort auf, wo die Stute ihr Fohlen nach Hause brachte.
 
Estnischer Originalartikel hier veröffentlicht am 19.11.2012


 

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