Ein Moosbeeren-Beet für Ihren Garten

Text und Handy-Fotos von Kristel Vilbaste
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
 
Moosbeeren-Blütenknospen im Gartenbeet
 
Die jetzt aufgetretene Kälte schneidet einen in Mark und Knochen. Selbst der Bekleidung tragende Mensch hat Schwierigkeiten, einen Temperatursturz von 20 Grad in einem Tag auszuhalten. Erst recht unsere gefiederten Freunde.
 
Für die Gefiederten ist es die Zeit des Ausfliegens der Küken der Vögel, die den Winter hier verbrachten oder als erste zurückkehrten. Im Gras machen die Wacholderdrossel-Jungen ihre fluchtartigen Sprünge, der Waldboden ist voll von ihnen, und die Blätter des Giersch hängen wie ein Schutzdach über ihnen.
 
An unserem Landhaus lockt die Starenmutter ihre Küken den fünften Tag, aus dem Nistkasten heraus zu kommen. Die Küken-Bande ist laut und passt eigentlich schon ziemlich lange nicht mehr in den Kasten, aber es ist sehr angenehm, wenn kleine Maden einem in den Schnabel serviert werden und so denken sie gar nicht daran, das Nest zu verlassen. Aber Mama ist klug und mit einem Ruf, der an Entengequacke erinnert, ruft sie sie letztlich bis zum Kasteneingang; die Küken würden auf den zu hörenden Ruf nicht reagieren, wenn sie nicht wüssten, dass es außer dem Gequacke auch einen Schnabel voller Köstlichenkeiten gibt. Und ich hoffe, dass sie nächste Woche fliegen werden.
 
Die ersten Gelege der Meisen sind auch flügge, Gezwitscher ist bereits von hier und dort zu hören, die grauen Jungen der Kleiber fallen in diesen Kinderchor ein.
 
Die Nestbewohner, diejenigen, die noch Baby-Gefieder haben oder ganz nackt sind, machen Sorgen, denn in solch einer Kälte werden sie allein nicht lange durchhalten. Gleichzeitig müssen die Eltern ihnen Futter bringen, denn ohne Nahrung erfrieren die Jungen noch eher.
 
Es ist interessant, dass die Vögel in diesem Jahr weniger Junge haben, Kohlmeisen haben örtlich um die Hälfte weniger. Als ob sie es gewusst hätten, dass eine solche Kälte kommt.
 
Und obwohl Säugetiere ebenfalls einen rechten Baby-Boom haben sollten, sind ihre Jungen nicht sonderlich zu sehen. Ich habe weder Kaninchenjunge in diesem Jahr gesehen noch Rehkitze. Umweltschützerin Kaja Kübar meint, der einzige Fuchswelpe, den sie in diesem Jahr sah, war ein durch Autoreifen umgekommener. Kaja glaubt, dass möglicherweise die große Hitze die Tierkinder im hohen Gras hielt und dass sie nicht sehr viel herumspringen.
 
Für Vogel- und Tierkinder ist in diesem Jahr die besonders frühe Heuernte gefährlich. Aber das Gras ist wirklich hoch, üblicherweise beginnt das Heuen, wenn das Gras die Höhe einer Bierflasche erreicht hat, jetzt ist es deutlich höher. Die Mähmaschine wird immer von einer Bande von Weißstörchen, Bussarden, Krähen und Möwen begleitet, die alles töten, was es schaffte, vor den Messern des Mähers zu flüchten.
 
Trollblumen beenden ihre Blüte und Maiglöckchen sind in Vollblüte, eine Woche früher als üblich. Die Akelei zeigt ihre stolzen Glöckchen. Im Garten blüht der Lauch – Schnittlauch, Knoblauch und sogar die Winterzwiebel (Allium fistulosum). Erdbeeren sind in voller Blüte, Gartenerdbeeren ebenso wie wilde. Schnecken gibt es in diesem Jahr weniger, vielleicht ist der Januarfrost tief bis zu ihren Ruheplätzen vorgedrungen. Dieses Jahr verspricht auch eine gute Moosbeerenernte, weil die Ranken viele Blütenknospen haben und die übliche Nachtfrostphase bereits verstrichen ist.
 
Moosbeerenbeet
 
Ich möchte diesmal ein wenig über Moosbeeren schreiben und speziell über Moosbeerenbeete.
 
In Gartencentern sind großfrüchtige Moosbeeren-Pflanzen zum Verkauf eingetroffen, zum Preis von 5 Euro. Die Fotos der Pflanzenbehälter sind schön, aber es sollte bekannt sein, dass die großfrüchtige Moosbeere in Estland an ihrer nördlichen Grenze ist und es in der Regel nicht ausreichend sonnige Tage gibt, um die Beeren vollreif werden oder die Pflanze überhaupt fruchten zu lassen. Und die großfrüchtige Moosbeere tendiert auch dazu, in Wintern mit wenig Schnee zu erfrieren, wie so viele südliche Pflanzen, die in den letzten Jahren unsere nördlichen Gartencenter-Ketten auf den europäischen Pflanzenverkaufs-Kanälen erreichten.
 
Aber sechs Sorten unserer heimischen Moosbeere können gut im Hausgarten angebaut werden. Sorten, die von meinen Eltern Juta und Henn Vilbaste gezüchtet wurden und die einen Wintervorrat an Beeren aus einem Beet von ein paar Quadratmetern hervorbringen. Diese Beeren sind größer und geschmackvoller als die wilden Moorbeeren. Und sie haben weder eine so dicke Schale, noch sind sie so holzig wie die Beeren der in den Läden verkauften und aus den Niederlanden und aus Polen importierten großfrüchtigen Moosbeeren. Einheimische Moosbeerenarten sind Kuresoo, Nigula, Soontagana, Maima, Virusaare und Tartu. Pflanzen kann man vom Hof von Toomas Jaadla und Marjasoo kaufen.
Moosbeerenranken, mit mehr und größeren Beeren, kann man auch im Herbst draußen im Moor suchen. Eine Moosbeere wächst gut bereits aus einem 15 cm langen Schnittling.
Sie werden Ihr ganz eigenes und besonders Moosbeerenbeet bekommen.
 
Ein Moosbeerenbeet kann als gewöhnliches Torfbeet angelegt werden, aber man muss im Kopf behalten, dass Moosbeeren weder totalen Schatten noch pralle Sonne vertragen. Und sie mögen es, allein im Beet zu wachsen, pflanzen Sie keine Blaubeeren hinein, Moosbeeren werden in ihrem Schatten nicht wachsen.
 
Das Moosbeerenbeet sollte mindestens bis zur Tiefe von einem Spieß (Spatentiefe) aufgegraben werden und der Boden sollte vom gewöhnlichen Mineralboden durch eine Polymer-Folie getrennt werden. Ich setze einen hölzernen Rand darum herum und ergänze etwas Rindenmulch zwischen die Torfschichten. Der Torf muss nach unten gedrückt werden. Es ist auch gut, das Beet zu Beginn ein wenig zu düngen, weil im Torf nicht genug Nährstoffe sind, um die Pflanzen anwachsen zu lassen. Aus diesem Grund sollte das Beet auch zu Anfang gejätet werden.
 
Die wichtigste Angelegenheit ist es, das Beet so lange zu gießen, bis sich eine dauerhafte Decke von Moosbeerenranken entwickelt hat; später kommt es allein zurecht. Es kann nützlich sein, das Beet im Winter abzudecken, zum Beispiel mit Fichtenzweigen.
Mit der Ernte kann man von solch einem Beet nach drei Jahren beginnen, es wachsen etwa 6 – 20 Kilo im Jahr.
 
Und schließlich eine Idee meiner Mutter: wenn Estland seine Nationalblume und seinen Nationalvogel hat, dann kann die Moosbeere unsere Nationalbeere sein; in unseren Familien war sie stets die wertvollste Frucht für Saft und als natürliches Heilmittel.
 
Estnisches Original veröffentlicht am 01.06.2014


 

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