Leserbrief von Saaremaa: Winter im Himmel

Text und Fotos Jaanis Prii, jaanis@cassiopeia.ee
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Felis silvestris
 
 
Vor einiger Zeit fand ich dieses "Kunstwerk" im Wald. Gefroren war es interessant, aber als es auftaute blieb nichts von der Schönheit übrig, nur ein geleeartiges Etwas. Kommentare von jedem, der mehr weiß, sind willkommen.
 
Richtiger Winter wurde in diesem Jahr auf Saaremaa nicht gesehen. Während der Weihnachtsabend grünen Boden zeigte, fiel am Weihnachtstag leichter Schnee. Ein paar Tage später wurde eine richtige 15 cm dicke Schneedecke hinzugefügt, die allerdings an Neujahr durch Wärme und Regen wieder wegtaute. Solches Wetter, einen Augenblick ein paar Grade plus, dann wieder ein paar Grade minus, hat uns der Wettergott seit dem Jahreswechsel bis heute serviert. Mehr Schnee wert zu vermerken ist jedoch seither nicht gefallen.
 
Das Rückgrat des Winters sollte nun schon lange gebrochen sein. Es ist eine andere Frage, ob dies am Taliharjapäev (15. Januar, Winterscheitelpunkt), Tõnisepäev (17. Januar, St. Antonius-Tag), Paavlipäev (25. Januar, St. Paul-Tag), Küünlapäev (2. Februar, Lichtmess) oder sogar am Madisepäev (24. Februar, St. Matthäus-Tag) stattfinden soll. Über alle wurde gedacht, sie hätten gute "Winterteiler-Eigenschaften". Paavlipäev und Küünlapäev (Lichtmess) sind als Winterhalbzeitanzeiger auf den Inseln und in West-Estland üblicher.
 
Es wurde vorgeschlagen, dass der Taliharjapäev ein astronomischer Winterteiler ist, die Zeit, wenn die Milchstraße (der Scheitelpunkt oder das Rückgrat) direkt über dem Kopf steht, und dass dies ein Orientierungspunkt aus dem Mondkalender ist. Heino Eelsalu regt in seinem Buch "Ajastult ajastule (Von Zeitalter zu Zeitalter)" (Tallinn, 1985) sogar die Idee an, dass umso später der "Mitte des Winter Tag" in einer Region gefeiert wurde, umso später der Übergang vom Mondkalender zum Sonnenkalender dort stattgefunden hat.
 
Sei wie es sei, aber Wetterpropheten haben sehr unterschiedliche Meinungen zur zweiten Hälfte des gegenwärtigen Winters. "Fichten-Großvater" Elmar Kuuse sagte bereits vor einigen Wochen voraus, dass es keinen Winter mehr gibt und der Frühling früh und warm sein wird. Amerikanische Meteorologen haben dagegen eine sehr kalte zweite Winterhälfte vorhergesagt. Wir werden sehen, ob der Winter wirklich im Himmel bleibt oder nicht. Einige Jahre blieb er wirklich dort, und Zeichen von kommenden Kälteperioden sind auf den Wetterkarten nicht in Sicht.
 
Obwohl es keinen richtigen Winter gegeben hat, war die Kälte ausreichend für das Eis um zu tragen. Im Gegensatz zum Festlandeis gibt es keinen Schnee auf der Väike väin (Kleinen Straße). Dem ist zu verdanken, dass dort jedes Wochenende Eisjachtwettbewerbe stattfanden.
 
 
Anmerkung:
Winter im Himmel bezieht sich auf ”Talv ei jää taevasse” - Winter wird nicht im Himmel bleiben, ein estnisches Sprichwort das besagt, dass früher oder später der Winter kommen wird.


 

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