Sommerlich gekleidete Wildschweine
Text Vahur Sepp
Foto Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Vom Englischen ins Deutsche: Leonia
Keiler auf einer Straße
Der Sommeranfang ist die „Mauser“-Zeit der Wildschweine. Schließlich ergibt es keinen Sinn, einen Wintermantel in der heißen Jahreszeit zu tragen.
Das Winterfell besteht aus langen, dunklen Borsten, heller an den Spitzen, und einer dichten gräulich-braunen feinhaarigen Unterwolle. Hausschweine haben keine Unterwolle. Die Farbe kann sehr unterschiedlich sein, von hellgrau bis fast schwarz. Entscheidende Faktoren sind individuelle Merkmale und Alter. Die Frischlinge behalten ihre Streifen, bis sie fünf Monate alt sind.
Da Wildschweine in Estland an der Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes leben, müssen sie hier extremen Witterungsbedingungen (hoher Schnee, starke Kälte) widerstehen. Aus diesem Grund ist ihr Winterfell dichter und länger als das ihrer südlicheren Artgenossen.
Das Sommerfell besteht aus den borstigen Deckhaaren. Es gibt keine Unterwolle, an manchen Stellen mag die dunkle nackte Haut zu sehen sein. Ein Wildschwein im Sommerkleid sieht schlanker aus.
Es gibt keine Parasiten im Wildschweinfell. Jedenfalls habe ich noch nie welche gesehen.
Wildschweine lieben Sauberkeit. Viel Zeit wird mit Baden verbracht. An verschiedenen Stellen im Wald kann man Ton- und Schlammlöcher sehen, die regelmäßig besucht werden. Nach einem Bad trocknen sich Wildschweine, indem sie sich an einem Baumstamm oder einem „Malbaum“ reiben. Malbäume sind in der Regel Nadelbäume: Fichten, Kiefern. Diese Bäume sind auch Informationsaustauschstellen. Jedes Wildschwein hinterlässt dort seinen speziellen Geruch – eine Visitenkarte. An solchen Bäumen kann ein erfahrener Beobachter auch Eckzahn-Spuren sehen. Je höher die Markierungen angebracht wurden, desto stärker das Tier, dass sie hinterlassen hat.
Es ist immer noch ein halbes Jahr zeit, über Begegnungen mit dem Tier des Jahres, dem Wildschwein, zu schreiben, das nicht immer in Estland gelebt hat. Das Wildschwein ist mehrere Mal nach Estland eingewandert, während schwieriger Zeiten verschwunden, dann wieder zurückgekehrt. Zuletzt hatten Wildschweine erst in den 1930er Jahren begonnen, ihre Hufe fester in den estnischen Boden zu stemmen. Das Magazin Loodusesõber lädt Euch ein, Berichte über persönliche Begegnungen ebenso wie von den Großeltern gehörte Geschichten zu schreiben. Geschichten aus der Herrenhaus-Zeit sind ebenfalls willkommen – aus der Zeit, als Fährten von einem riesigen unbekannten Tier in den Wäldern gesichtet wurden, von dem niemand irgendwas wusste …
Wir freuen uns auf Geschichten über Wildschwein-Begegnungen unter: