Text: Kristel Vilbaste
Fotos: Arne Ader
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
Lerche.
"Lok-lok-lok": lebhafte Fichtenkreuzschnäbel fliegen über mich hinweg. Die Schar, die anscheinend ziellos umherflattert, kommt bald zurück. Von einem Waldrand zum andern um nur nach Zapfen zu suchen in die sie ihre Schnäbel tauchen können.
Die vier Zeichen der Woche für den Herbst:
trillernde Lerchen,
Ringe von Pilzen,
Kartoffelernte
und ein fantastischer Regenbogen.
Wenn Fichtenkreuzschnäbel in größeren Mengen auftauchen denkt man automatisch an den Winter. Ist es im fernen Norden schon so kalt und es gibt so wenig Futter, dass sie hierherkommen? Aber es gibt noch andere, die hinter diesen Zapfen her sind, ein Buntspecht taucht mit einem Tannenzapfel im Schnabel auf, den er in die Aushöhlung einer Trauerweide drückt und -tokk-tokk-tokk. Hackt solange von der einen und der anderen Seite auf ihm herum, bis der zerzauste Zapfenauf einem Haufen anderer Zapfen unter dem Baum landet. Komisch, die Sommerzapfen scheinen nicht so interessant für die Spechte zu sein. Die Tannen selbst sind auffällig gelb gefleckt wegen der Verfärbung der alten Nadeln. Die im Frühling erfolgten Beschädigungen der Triebe sind unübersehbar - die Abgestorbenen sind knochentrocken, und die welche die Gefahr überlebten werden zu Weihnachtsbäumen in der Stadt.

Ein Riesenschwarm von Kranichen hat sich zu einer Unterbrechung ihres Zuges versammelt.
Vogelzug-ee
Die Vögel haben es sehr eilig. Mit kräftigen Flügelschlägen steuern sie gen Süden. Die Lerchen fliegen trällernd, die Zilpzalps mit ihrem 'zilp-zalp' . In den Tannen an der Küste kann man Zaunkönige hören und die ersten Schwanzmeisen sind unterwegs. Die Kohlmeisen haben unser Futterhäuschen übernommen; wenn die Sonnenblumenkerne zu Ende gehen, wird das Stück Schweineschwarte in Stücke gehackt. Darüber hinaus … ja, sie ziehen die einen halben Meter langen Vogelbeerbaumäste heraus, die zum Schutz hinter dem Türpfosten waren. Ich denke, dass jeder Ast viel mehr wiegt als die Kohlmeise selber. Die Stare haben, warum auch immer, beschlossen zurück nach Norden zu ziehen, in ziemlich großen Scharen. Vogelbeobachter Uku Paal zählte am Samstag früh im Laufe von drei Stunden über 150 000 Buchfinken bei Mehikoorma. Dazu fast tausend Häher. Die Häher die nicht auf dem Zug sind befördern statt dessen Eicheln – ihr heiseres Rätschen, Warnrufe vor den Menschen die zu sehen sind, ist weit zu hören.

Die blau-schwarzen giftigen Beeren der Einbeere sind reif.
Blühen und Welken
Im Pflanzenreich gibt es keine wirklich bedeutenden Veränderungen. Die Blätter fallen herab … aber immer öffnen sich neue Blüten in abgeernteten Getreidefeldern. Und sogar auf der Viehweide blühen wieder Klee, Frauenmantel, Storchschnabel und Pippau. Der Rohrkolbenschilf im Graben entblößt wegen Wassermangel mehr und mehr seine weißen Beine– so dass der untere Teil einfarbig knochenweiß ist, doch sitzen zwischen den grünen Blättern kräftige braune Kolben. Etwas hat die Farne im Wald welken lassen, die fantastische tropische Vegetation in den feuchten Fluss wiesen wurde durch trockenes Gelb ersetzt. Aber die Erlen bleiben tief grün wie zuvor, nur ein paar braune Blätter unter dem Baum weisen auf den kommenden Herbst hin.
Es ist eine Brauntönung im Grün des Schilfes. Matsalu.
Der Herbst beginnt!
Obwohl es oft und viel regnet ist der Sonnenaufgang am See meist rot in den Wolkenbändern zu sehen. Regen und Sonnenschein gleichzeitig ist ein tägliches Phänomen, oft erzeugen die Regenwolken einen kräftig leuchtenden Regenbogen. Letzte Woche gab es sogar einen mit einer vollkommenen Spannweite und Säulen auf beiden Seiten. Wenn es nicht regnet, wird es kalt, die Temperaturen sind oft schon unter 10°C – und am Freitagmorgen sah das Gras in zwei Niederungen irgendwie weiß und gefroren aus. Die Stechmücken, die noch letzte Woche jede Gelegenheit nutzten um ihren Stachel jemanden ins Fleisch zu drücken, drängen jetzt durch Fensteröffnungen in dunkle Ecken um dort zu überwintern. Aber komisch, der Chor der Grashüpfer ist am Abend einer der lautesten Geräusche. Natürlich – es ist immer noch Sommer … aber bald, am Mittwoch, 23. September um 0.18 h beginnt der Herbst und die Bäume bekommen ihren Befehl von oben ihre Blätter fallen zu lassen.
Laugud Matsalu roostikus.
Verbeugung vor der Mutter Erde!
Auch der Herbst hat seine schönen Seiten, wir sollten sie sehen. Jedermann weiß, dass zuerst wenn man im Pilzwald herum spaziert, es so aussieht als sei kein einziger Pilz da. Und dann reicht es, sich nur ein paarmal zu bücken und unter die Fichtenäste zu schauen und schon lachen einen genug Pfifferlinge an. Dieser Empfehlung fügt Mikk Sarv noch dazu, dass man sich bücken sollte wie auf dem Feld: die Karotten und Rote Beete herausziehend den Kopf in Ehrfurcht gebeugt. Verneige Dich und Dir wird gegeben!
Die Idee für das heutige Herbstspiel ist von Hundebesitzern übernommen, die jetzt – in mühevoller Arbeit - Kletten aus dem Fell ihrer Haustiere entfernen. Binde dir einen langen Woll- oder Fleece Schal den du hinter dir herziehst und mache einen Spaziergang am Strand oder am Waldrand. Zuhause zupf alles heraus was sich darin verfangen hat. Ein ‚Vergrößerungsglas ist gut um die Beute zu untersuchen. Zusätzlich zu den schon erwähnten Kletten, kann man die haarigen Samen des Echten Labkrauts und anderen Labkräutern, Blätter, Nadeln von Bäumen, einige Wanzen wie z.B. die Beerenwanze und sogar Marienkäfer finden. Amüsante Entdeckungen an die man sich lange erinnern wird!
Zitat:
Am Mittwoch, 23. September um 0.18 h beginnt der Herbst und die Bäume bekommen den Befehl von oben ihre Blätter fallen zu lassen.
FÜR KINDER: Halstuchende