Eine Amsel probt ihr Lied
Wie letztlich so üblich - es ist kein Winterwetter. Aber irgendwie haben wir uns an dieses ermüdende, aber von anderen Aspekten aus, angenehme Wetter gewöhnt. Genauso geht es den Vögeln, aber sie sind auch irgendwie durcheinander: es scheint der letzte Moment um in den Süden zu eilen, aber es ist noch warm - was soll man also tun? Im westlichen Estland und auf den Inseln ist, den Vogelmännern zufolge, alles Altgewohnte Vergangenheit. Es lohnt nicht einmal Graureiher, Schnepfen, Stare, Lerchen, Zaunkönige, Rotkehlchen usw. zu erwähnen, wenn man selbst noch Scharen von über hundert Bläss- und Nonnengänsen in Estland sehen kann.
In Harjumaa ist die Vogelwelt noch eher in Ordnung. Hier und da sieht man mal ein paar Buchfinken und Bergfinken und Kernbeißer in den Wäldern. Dazu noch Gruppen von Goldammern, gelegentlich Rotkehlchen und Zaunkönige. Manchmal kann man auf Scharen von Birkenzeisigen und Seidenschwänzen oder Schneeammern treffen, doch sie kommen aus dem Norden. Mit viel Glück kann man eine Eule oder einen Bussard sehen. Ein Bussard der auf einem Vogelbeerbaum sitzend nach Beute Ausschau hielt ließ uns vor einigen Tagen ungewöhnlich nahe kommen - es war früh am Morgen und der Hunger war wahrscheinlich sehr groß. Der Beobachtungspunkt war vom Bussard übrigens sehr klug gewählt: auf einer leichten Erhöhung in einem Feld nahe einem Bauernhof. Etwas weiter weg waren die Löcher der Wühlmäuse vom Wasser überflutet, und die Wühlmäuse dort konnten dem Tod durch Ertrinken nur entkommen indem sie sich auf dem gleichen Stückchen erhöhten Landes aufhielten ....
Im Laufe der nächsten Tage sollte das Wetter allmählich kälter werden und das wird viele Vögel wieder zum Ziehen zwingen. Bis dahin kann man jedoch noch den Gesang der Amseln in Tallinn genießen. Ja, natürlich nur mit halber Lautstärke, aber einfach schön.