Eine Spur vom Winter

Text: Eet Tuule und Aarne Tuule, Vogelclub Tallinn
Foto: Aarne Tuule
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
 
Krähen sind wieder in der Landschaft zu sehen
 
Der graue Himmel ist fast wieder bis zu den Birkenspitzen heruntergestiegen. Stille. Nur von einem weit entfernten Bauernhof hört man das lustlose Krähen einer Krähe und die kurze Unterhaltung von Elstern. Plötzlich erscheint ein Sperber aus der Krone der nächsten Tanne und fliegt Richtung Ortschaft. Richtig, dort sollten mehr Vögel sein und wir machen uns auf den Weg in die gleiche Richtung.  Wieder hört man nur das Fallen der Espenblätter. Plötzlich ein Gezwitscher da eine Schar Birkenzeisige – die von irgendwo kommen – auf dem Beifuß an der Ecke des Ödlands landen und eifrig auf Futtersuche gehen. Dort scheinen Samen zu sein, nur wenige, und die ruhelose Gesellschaft erhebt sich wieder im Flug und wendet sich den feuchten Erlenständen zu.
 
Im Gelände treffen wir auf Goldammern und Feldsperling, in der Ferne zirpen Haussperlinge. Am Haus knabbern Gimpel an fliederfarbenen Samen. Etwas weiter weg wühlt eine Amsel in den gefallenen Ahornblättern und eine Gesellschaft von Kohlmeisen ist sehr beschäftigt an der Futterröhre in einem Apfelbaum. Zu Beginn ist dort nur wenig Futter ausgelegt, was vernünftig ist, denn die gefräßigen fetten Meisen brauchen im Moment noch nicht mehr. Einige Schnäbelvoll werden aufgenommen, dann ist es Zeit weiterzueilen belgeitet von geschäftigen Rufen.
 
Die Zugvögel haben uns fast alle verlassen und die Natur, die sich auf den Winter vorbereitet, erscheint unendlich düster. Doch dieser Morgen überzeugte uns, dass auch die dunkelste aller Zeiten ihren Charme hat (auch wenn sie melancholisch macht) und die einfache Schönheit. Und Vögel gibt es fast überall. Man braucht nur Zeit und offene Augen und Ohren.


 

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