Text: Kristel Vilbaste
Fotos: Arne Ader
Der Winter will noch nicht in den Ruhestand. Rehrudel auf einem schneebedeckten Feld
Der Winter kehrte zurück. Er kam als (ungebetener) Gast zu Frühlings Geburtstag, und brachte sich türmenden sahnigen Schnee und knackiges Eis als Geschenke. Der Frühling kam am Montag, den 21. März, nachts um 1.21 Uhr.
Die vier Wetterzeichen dieser Woche:
sich sonnende Luchse,
Schneeammern,
weiße Hasen
und knackige Kältegrade.
Ich kehrte übers Wochenende nach Hause zurück. Wie schön war es, im Gästehaus des Dorfbürgermeisters zu erwachen mit einer morgendlichen Aussicht über den weiten und weißen Peipussee! Als am Samstagmorgen in Westestland bereits wieder dichte Schneeflocken fielen, stieg die Sonne höher und höher, Stückchen für Stückchen, und der Streifen, den die Sonnenstrahlen erreichten, wurde ständig länger, in einer Wellenlinie verlaufend auf halb geschmolzenem und wieder gefrorenem glitzerndem Schnee. Entlang dieses Sonnenpfades zogen die Fischer auf den See hinaus, ein schwarzer Punkt nach dem anderen mit Autos und Motorschlitten. Und als das Licht der Welt wirklich hoch oben stand, war der See übersät mit winzig kleinen Männern. Vor dem Abend kehrten sie nicht von dort zurück, also muss der Fisch wohl angebissen haben. Die hoffnungsvolle Begleitung der Fischer, die Krähen aber haben jetzt anderes zu treiben, die Nester anständig in Ordnung zu bringen, neue Zweige werden von der großen Erle abgeschleppt. Das Elsternpaar zeigte sich einmal und dann verschwanden die beiden irgendwohin. Die Kohlmeise tönt den ganzen Tag über die "Zizikleid"-Mode, der Specht trommelt selbstvergessen, aus dem Wald kommt in Wellen der Eichelhäher herangeflogen, ob seine im Herbst versteckten Leckereien vom Tauwetter aus dem Schnee befreit wurden.

Dohlen bewachen nun ihre auserwählte Bruthöhle sehr sorgfältig
Der Schnee ist zur Hälfte geschmolzen
Langsam kommen die Dinge, die sich unter dem Schnee verborgen hatten, zu Tage, Feuerholz, die vermisste Schneeschaufel, oooh – auch Nachbars Auto. Aber der Schnee, der am Samstag fiel, ließ den Schneepegel um Jõhvi herum wieder auf 75 Zentimeter steigen; gerade rechtzeitig, bevor ich hätte einen Jubelruf loslassen können, dass die Hälfte des Schnees in Estland geschmolzen sei, in den westlichen Teilen Saaremaas ist der Schnee örtlich bereits verschwunden. Aber jetzt zeigt die EMHI-Schneeanzeige wieder 30 cm in West- und Südestland, und gegen Norden liegt er kniehoch. Am Sonntag rieselten weitere 10 Zentimeter des weißen Zeugs herunter.
Umherziehende Bären
Aber nach und nach schmilzt der Schnee und von Enn Vilbaste hört man, dass die Luchse bereits auf alten Erdkeller-Hügeln oder Feuerholzstapeln sitzen und sich sonnen. Die Wölfe haben ihre Paarungsrituale größtenteils hinter sich und beginnen, ihr Revier zu beobachten. Von da und dort erhält man Berichte über erwachende Bären, aber mein Bruder glaubt, dass sie nur zeitweise ihre Lagerplätze wechseln, weil einigen das Bettzeug nass geworden sein mag und sie sich zu trockeneren Flecken aufmachen. „Aber im Frühling werden sie dann ein Festmahl halten, dafür müssen sie kein Elchkalb reißen, der Wald ist voller Kadaver für die erste Mahlzeit. Ich fand eine Randstelle im Moor, wo im Winter 5 bis 6 Wildschweine in die ewigen Jagdgründe eingingen, eines neben dem anderen. Der Frühling wird zeigen, was im Wald geschah.“ Die Wildschweine und Rehe, die überlebten, blieben in der Nähe der Heuballen. Die Hasen ebenfalls, aber die richtig weißen, die Schneehasen, sind immer seltener zu sehen.
Die Schneeammern, die den Schnee des Frühlings beleben, sind auf dem Wege in ihre arktischen Brutgebiete
Schneeammern – Vögel der abschmelzenden Schneewehen
Derzeit jede Menge weißer Schneeammern unterwegs, besonders zahlreich um Viljandi, gerade so als führte ihre Zugroute von der Ukrainischen Steppe zurück in die Brutgebiete Lapplands hier hindurch. Zu Wochenbeginn waren es erst vereinzelte Vögel, jetzt schwirren sie in Gruppen zu zwanzig herum. Daneben große Schwärme von Zeisigen und auch Lerchenschwärme. Neuzugänge sind Wacholderdrosseln und Amseln, besonders die letztgenannten und vor allem die mit den goldenen Schnäbeln werden gern mit den Staren verwechselt, aber erinnern Sie sich – die Beine der Stare mit ihrem frühlingshaft getupften Gefieder sind rosa. Aber es gibt nicht viele Neuzugänge unter den Zugvögeln, die Kälte und der Schnee brachten den Frühjahrszug vorübergehend zum stocken. Aber das unruhige Blut der Vögel wird ihn bei der geringsten Sonnenwärme wieder in Bewegung setzen.
Das Weiß der Weidenkätzchen
Die Pflanzen sind wieder vom Schnee bedeckt, auch die baumelnden Schneeglöckchen. Kiefern ächzen unter der Schneelast, dennoch lugen die Weidenkätzchen fröhlich vom Ufer der Gräben und locken uns hinaus, einen Bund herein zu holen, um auf dem Esstisch zu glänzen. Die Haseln sind schon weit, die Kätzchen hängen schon recht locker, aber noch nicht zu sehr. Der Ahornsaft rinnt wie vordem in der Tageswärme, bei den Birken hat dies noch nicht begonnen. Aber auf den Fensterbänken sollte es schon grünen, bitte nicht die Aussaat-Zeit verpassen!

Vergissmeinnicht
Blumen-Geschichte: Dein Name sei Vergissmeinnicht!
Der Urvater rief alle Blumen und kleinen Gräser zum Berge Taara, ihnen Namen zu geben. Sei es Trollblume oder Goldknöpfchen, Mehlprimel oder Zittergras, alle sollten einen Namen nach des Alten Geschmack erhalten. Das weiße Straußgras nannte er das Trauernde, das jeden Morgen für alle Tagesarbeit beten solle mit Tränen in den Augen. Das Veilchen bestimmte er zu allererst zu blühen und seine Blüten gleich nach der Schneeschmelze zu zeigen. "Deine Blüten sollen ein Weilchen früher da sein, daher sei Dein Name Veilchen, und Du Schneeblümchen sollst Buschwindröschen heißen, weil Du Deine weißen Röschen unterm Busch zur Sonne wendest."
Als der Alte den Blumen Namen gegeben hatte, kam ein himmelblaues Blümchen bettelnd zu ihm: "Bitte gib mir einen neuen Namen, der alte ist so schwer zu behalten, mein Köpfchen kann sich ihn nicht merken." "Dein Name", sagt der Alte, "sei Vergissmeinnicht, weil Du Dir Deinen alten Namen nicht merken konntest. Und niemals mehr soll Deine Art in bergiger Landschaft wachsen, sondern Du sollst zufrieden neben einem Brunnen stehen, wo Du Dir stets die Sorgen der Welt aus den Augen waschen kannst. Und kein Liebender mag Dich zum Strauß pflücken? Nur jene, die sich erinnern wollen. Und weil Du das Kraut bist, dass Wunden heilt, die auf trübem Grund wachsen, sollen sie das Trübe, dass sie nicht vergessen können, Dir geben."
Zitat:
Die Fichte verlobt, die Erle verheiratet, die Weide verbindet.
(Estnisches Wortspiel: Kuusk kuulutab, lepp laulatab, pajupõõsas paneb paari).
Übersetzung Liis und Leonia.