Text: Kristel Vilbaste
Fotos: Arne Ader
Durchziehende Kanadagänse ruhen auf einem schneebedeckten Feld. Windiger 24. März, Aravete
Es wirbelt — herumtobendes Schneegestöber! So entstanden die Erzählungen vom Kampf zwischen dem Winterschneesturm und dem heiteren Frühling . . . Wie die alte Schneehexe zum letzten Mal ihre Eiszapfenzähne zeigt und versucht, die Singvögel in ihren weißen Schneegestöber-Rock einzuwickeln...
Die vier Wetter-Zeichen der Woche:
Spielende Eichhörnchen,
Kraniche mit hängenden Schwänzen,
gluckernde Waldbäche,
Und Schneegestöber.
Dass der Winter sich nicht einfach zurückziehen will, hat die kleine Tochter Aotäht am Dienstag bereits sehr gut verstanden. Wir gingen zum Bioladen in Nõmme. Neben dem Laden, in einem Kiefernwald, waren die Eichhörnchen mit ihren Frühlingsdingen beschäftigt — eines von ihnen stürmte um ein Nest verwobener Zweige auf einem Kiefernast herum, ein zweites bettelte liebestoll mit kleinen Quietschern aus der Birke auf der anderen Seite . . . Aber im Laden wählte Aotäht zwei Karotten aus dem Regal — die kleinere knabberte sie bereits auf dem Heimweg, aber die größere sollte weggegeben werden: „Schneemanns Nase!“ Wir versuchten dem Kind am Abend beim Suppekochen zu erklären, es sei Frühling und die Karotte müsse noch ein Jahr warten. Aber ihre Entscheidung war nicht zu erschüttern . . . Und siehe! Am nächsten Morgen war der Boden mit herrlich weichem Schnee bedeckt, gerade recht für den Bau eines Schneemannes mit Bionase.

Es geht auch dem Singschwan, der auf die Eisdecke geklettert war, nicht anders als uns, wenn wir auf glatten Wegen zu gehen versuchen!
Schau hin!
Das folgenreiche Gestöber der alten Frau Holle begann am Donnerstagabend, es gab in Finnland eine Massenkarambolage mit 70 Autos, am Abend traf ein Schneesturm den Nordosten Estlands — die Schneehöhenskala auf der EMHI-Wetterkarte für diese Gegend stieg auf 76 Zentimeter. Am Freitag machte ich mich aus dem sonnigen Tallinn auf nach Võru und stellte fest, warum die Straße von Tallinn nach Tartu gefährlicher ist als ein Kernkraftwerk. Nachdem ich in eine Frühlingswolke aus Schneegestöber geraten war und vier Autos in einen Auffahrunfall verwickelt sah, rief ich die Leute von ilm.ee an und bat sie, die Information weiterzuleiten, damit nicht noch mehr ungeübte Fahrer auf den Straßen unterwegs sind. Aber als ich Kärevere passierte, las Villu Vane im Polizeifunk des nationalen Radio-Dienstes gerade etwas von abgeschleppten Autos vor, jedoch kein Wort über Sichtverhältnisse von gerade mal 20-50 m auf den Straßen. In Delfi.ee gab es Nachrichten über 11 kollidierte Fahrzeuge nahe Rakvere. Dann rief ich bei den Rettungsdiensten an und bat sie, die Wetterinformation weiterzuleiten. Ich wurde mit der 1510-er Straßenzustandsnummer verbunden und dort informierte mich die Stimme einer freundlichen Dame darüber, dass es gar nicht so schlimm sei: „Hier in Harjumaa scheint die Sonne!“ Für die Zukunft empfehle ich Fenster, die in die Zukunft schauen, und vor allem zu begreifen, dass wenn eine Straßenbeobachtungskamera nur noch weißen Schnee zeigt, irgendetwas „faul“ ist.
Der Frühling in den Vögeln
Aber im Schneegewirbel gibt es bereits eine ganze Reihe von Frühlingsvögeln, Stare und Lerchen, Drosseln und Krähen. Sicher, auf dem Höhepunkt des Schneesturmes hatten sie Schutz gesucht. Aber sie scheren sich nicht an ein paar Schneeflocken, die Frühjahrsunruhe steigt. Zur Wochenmitte wurde berichtet, dass an einem Tag 2000 Seidenschwänze Tõrva passierten. Kraniche und Graureiher mit zerzaustem Gefieder sind da. Die letzten Ankömmlinge sind die Rotkehlchen, die Singdrosseln und sogar die Nachtigall städtischer Mehrfamilienhäuser — der Hausrotschwanz. Der Ruf der Gänse ist bereits vom Rand der Wolken im Westen zu hören, auf dem offenen Meer kann man die Silhouetten der Enten sehen. Die Straßenränder sind voller Ringeltauben, Lerchenmännchen liefern sich bereits Kämpfe. Doch in Pärnumaa sah mein Bruder zwei Lerchen am Futterhäuschen nach Nahrung suchen. Die Winterbeobachtungkamera des Vogelfutterhäuschens von Looduskalender.ee jedoch hat für diese Saison ihre Kabel eingepackt.

Krähen haben sich zum Übernachten auf dem Schnee versammelt. Auf den Ästen war kein Hocken möglich, da der Wind zu stark blies
Tierischer Einfluss auf Kabel
Überraschenderweise brach die Kabelverbindung zweier Naturkameras in dieser Woche ab — die der Kegelrobben-Kamera und der Waldkamera 2. Ivar Jüssis Geschichte über den Kabel nagenden Fuchs mögen viele bereits kennen, aber der Wettermann Gennadi Skromnov erzählt, es scheine auch der Bildverlust der anderen Kamera auf Tiere zurück zu gehen. Vielleicht wollen uns die Tiere klar machen, dass für einen Kernkraftwerksunfall nicht nur der menschliche Einfluss ursächlich sein könne — ein tierischer Einfluss mag auch genügen — die scharfen Zähne einer Ratte. Bei der Seeadlerkamera warteten wir im vergangenen Jahr auf Lindas erstes Ei, wir werden sehen, was in diesem Jahr geschehen wird. Aber es ist sicherlich lohnend, jetzt auf Skiern in den Wald zu laufen, es gibt viel Spannendes zu sehen. Võrumaa-Mann Urmas Veeroja beschrieb, wie er beim Skifahren drei herumtollende Füchse sehen konnte: „Im ersten Augenblick dachte ich, es müsse sich um tollwütige Füchse handeln, da sie keine Angst vor Menschen zeigten, aber dann habe ich begriffen, dass ich gerade zufällig in ihre Welt geraten war, ich war nur ein Zuschauer der wirklichen Natur.“
Rote Weiden
Das Pflanzenreich mag noch nicht dem Frühling folgen, denn was tun, wenn man mit den Füßen in warmem Wasser steht, aber der Körper friert. Man mag noch keine kleinen Pflanzen zum Erfrieren ins Freie stellen. Sogar der Ahorn stellte in dieser Woche die Spende seines leckeren süßen Saftes ein. Dennoch ist die Rinde der Weiden in Võrumaa bereits feuerrot, mit reizenden kleinen weißen Kätzchen daran. Der Erlenbruch ist rotviolett, ebenso die Birkenwälder. Und an den Hängen liegt das vorjährige Gras bloß und ruft uns herbei zu entdecken, was sich dort tut; leider sind es bislang nur die ersten Sprossen der Quecke. Aus den Erlenkätzchen schimmert schon etwas sehr kleines Goldenes heraus. Aber der Weise kennt keine Eile!
Die Zeit der Kätzchen ist derzeit schneeweiß
Blumengeschichten: Warum tragen Fichten Nadeln?
In den alten Tagen bat der Urvater die Tiere, das Bett für den Fluss Emajõge zu graben. Das war viel und schwere Arbeit. Und weil es viele Tiere gab und alle fleißig waren, schritt die Arbeit schnell voran. Als das Ausheben des Flussbettes bei einem Fichtenwald angekommen war, erhoben die Fichten Einspruch. Sie beschwerten sich, weil die Tiere den Schlamm, den sie aus dem Flussbett geschaufelt hatten, auf die Fichtenzweige geworfen hatten. Die Fichten hatten große Blätter, die so viel Schlamm trugen, dass die Last zu schwer wurde und viele Äste brachen. Die Fichten waren darüber natürlich gar nicht glücklich, klagten und verlangten, sie wollten die gleiche Art Blätter erhalten wie Kiefern und Wacholder. Letztlich erlaubte der Urvater dies. Aber wegen ihres Murrens bekamen sie viel dichtere Nadeln, so dass sie im Winter bei Schneefall einiges an Last zu tragen haben — weil sich auf dem dichten Nadelkleid mehr Schnee halten kann.
Zitat:
Den Seidelbast darf man nicht berühren, wenn er in Blüte steht, sonst geht das Lebensglück dahin.
Übersetzung Liis und Leonia.