Alam-Pedja lood

Alam-Pedja Geschichten: Erinnerungen an den Ort Palupõhja

Helgi Velja, Herrin der Jõesaare Farm, spricht mit Pille Tammur
Fotos aus Helgi Velja’s Fotoalbum
Übersetzung ins Englische: Liis
Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Brit
 
Palupõhja Naturschule im Winter 2012. Foto: Arne Ader
 
Als ich aus der Tür der Palupõhja Naturschule heraustrat, hörte ich das Hämmern eines Spechts. Trotz des moderaten Schneefalls kann man den nahenden Frühling hören und fühlen. Ich bin im Zentrum des Friedens und der Ruhe des Alam-Pedja Naturschutzgebietes.
 
Es ist schwierig zu entscheiden, ob die Ortschaft Palupõhja in Alam-Pedja  als Wald- oder Flussufer Ort zählt.  Schließlich liegt sie im Wald, aber auch am Ufer des Suur Emajõgi Flusses und seinen weiten Wasserwiesen. Wie viele estnische Ortschaften hat auch sie durch alle möglichen Zeiten gelebt. Auf einer alten Karte findet man das älteste Datum, 1601. Mehr weiß man vom Leben aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, als es eine Schule und eine Blaskapelle gab. Hier folgen Teile einer Unterhaltung mit dem einzigen Einwohner des Ortes der sich an das damalige Leben erinnert, um uns eine Idee davon zu geben.
 
 
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Helge wie lange ist es ihnen gelungen hier an einem Stück zu leben?
 
Zunächst ergab es sich, dass ich in Puhja in die Mittelschule ging, doch in Palupõhja zur Grundschule. Wir gingen nach Puhja die Prüfung der 4. Klasse zu machen, denn nur wegen zwei Schülern würde die Kommission nicht hierherkommen. Unsere Lehrerin war Asta Sommer (später Asta Karjane). Früher war die Schule im Forsthaus. Es gibt sie nicht mehr. Es war dort ein langer Tisch mit Bänken. Doch in Jaago hatten wir schon Schulbänke. 
 
Palupõhja Schulkinder 1949. Auf dem Foto die Zweitklässler und Lehrerin Asta Sommer
 
Als Sie später in Tallin studierten, wie oft kamen sie nachhause und wie?
 
Ich konnte nachhause fahren, wenn Mutter das Geld für die Reise schickte. Das letzte Stück Weges von Puhja nachhause  war zu Fuß, Schritt für Schritt, unser Gepäck auf dem Rücken den Fluss mit dem Reku Floss überquerend. Es gab keine Gedanken in die Richtung ich schaffe das nicht. Wenn man nachhause kommen wollte, dann kam man nachhause. Später hatte ich ein Fahrrad im Schuppen bei Jaanson des Vello. War man zu Fuß unterwegs, nahmen einen alle, die in die gleiche Richtung unterwegs waren – natürlich mit dem Pferd, nicht mit dem Auto – mit.  Jeder wusste, dass man einen Fußgänger mitnehmen sollte. Man wurde gerne mitgenommen. Als wir in die Schule gingen, wurden wir immer mitgenommen, auch im Winter. Wir standen auf den Schlittenkufen, ein schöner Ausflug, und als während der Sowjetzeit Autos kamen wurden wir auch mitgenommen, sprangen nur auf das Auto auf, bang.
 
Ich hatte wunderschöne Pläne, aber Mutter sagte dass sie es nicht schaffte, mich in der Schule zu lassen: eine alleinstehende Frau kann das nicht schaffen, alles wurde versteuert und dazu noch die Vorschriften – einfach verrückt …. Da war die Leedi Kolchhose, im Allgemeinen wollten sie einfach alles zentralisieren. Die Zwangsumsiedlungen waren so viele, dass man sie nicht zählen kann. Sogar als die Reku Staatsfischfarm eingerichtet wurde, wollten sie uns weg haben. Nun, die Fischfarm wurde sowieso gebaut, um die Raketenstation die hier errichtet wurde, zu verstecken, doch wir wissen, wie sich alles entwickelte. Mutters Haupteinkommen war vom Honig; der wurde gegen Mehl für Brot eingetauscht. Fleisch kam von unserem eigenen Stall, aus dem Wald bekamen wir keines, im Wald gab es keine Tiere. Auf Wildtiere konnte man nicht vertrauen.  
 
Studenten Ticket
 
Wo wurden in der Ortschaft Palupõhja Feste gefeiert?
 
Die Feste wurden normalerweise auf der Jago Farm gefeiert. Vor der Sowjetzeit – der Besitzer war sehr nationalistisch – er organisierte Bälle. Es gab die Palupõhja Tänze. Auch meine Mutter ging dorthin. Sie wurden im Frühjahr abgehalten und die gemeinsamen Arbeitsaufgaben wurden immer mit einem Tanz beendet, Den ganzen Tag harte Arbeit. Nicht wie heutzutage, wenn man einige Stunden arbeitet und sich dann flach auf den Rücken legt. Von Tageslicht zu Tageslicht gab es Arbeit, dann hat man sich am Brunnen gewaschen. Das war in der wärmeren Zeit. Normalerweise war ein großes Holzfass neben den Brunnen immer voll mit Wasser und stand dort in der Sonne und war auch schön warm.
 
Gab es so etwas wie Seife?
 
Ich denke das gab es, meine Mutter kochte immer ihre Seife selbst. Wenn ein Schweinchen geschlachtet wurde, gab es Fett das an den Innereien fest war und das nicht für Nahrung benutzt wurde: es wurde gesammelt und zu Seife gekocht. Seife kochen war auch eine übliche Sache zu der Zeit.
 
Brachten die Arbeiter besondere Kleidung für den Tanz mit?
 
Ja, natürlich, saubere Sachen wurden mitgebracht und Schuhe angezogen. Es gab viele Menschen im Ort, die ein Instrument spielten und die Musik toste.
 
Fand der Ball dort im Farmhaus statt wo im Moment die Volontärarbeit gemacht wird?
 
Meist waren die Bälle in Jaago. Da gab es diesen großen Raum. wo später die Schule gehalten wurde. Ein langer Tisch wurde dorthin gestellt und Essen ‚serviert‘. Bier wurde gebraut und Musik gespielt und die Party war am steigen.
 
Wenn Sie die Dinge damals und heute vergleichen – wie sehen Sie die Jugend jetzt an der Naturschule, verstehen sie die Natur?
 
Es gibt keine Hooligans, so ist es noch nicht so schlimm. Einige sind interessiert, einige nicht, aber sie hören alle zusammen zu und irgendwas bleibt auch in Erinnerung. Doch werden ihnen zu viele fertige Annehmlichkeiten vorgelegt: Blätter auf den Tisch und man muss nur mit Ja oder Nein antworten. Haben sie keinen Kopf? Man sollte sich selbst kümmern und herausfinden und entdecken …. Dieses Lernen wird ihnen zu leicht gemacht. Es passiert auch, dass sie mit ihrer Kinderschar nicht fertig werden. Einmal kam eine junge Mutter mit ihrem kleinen Jungen zu früh. Die Mutter hatte keine Ahnung, wie man mit einem Ofen heizt oder wie man ein Plumpsklo benutzt, doch der Bub war smart, wusste, wie man fragt warum etwas so gemacht wird und wie die Dinge liefen. Nun, wahrscheinlich hatten sie diese Sachen niemals vorher im Leben gebraucht.
 
Von diesem Standpunkt aus betrachtet sind wir immer noch in der glücklichen Lage, dass wir noch die Kontinuität haben, die die meisten grundlegenden Dinge weitergibt: mit einem Ofen heizen, Feuer anmachen, sich um ein Gartenbeet kümmern und so weiter. Doch diese Kette ist schon sehr zerbrechlich, fast am zerbrechen, wie diese letzte Geschichte zeigt. Was ist zu tun um das Wissen und die Fähigkeit zu erhalten?
Ja, vor drei Jahren machten sie Gartenbeete an der Naturschule, aber nicht so, dass es diesem Boden gefallen hätte. Die Sache ist, dass es keine ländlichen Großmütter mehr gibt. Es wäre schön, wenn es noch solche Option gäbe. In der Tat wäre es eine starke Unterstützung, wenn diese Großmütter schön auf dem Land gehalten würden: Kinder könnten auf Land fahren, zur Großmutter, und die Computer würden zuhause bleiben. Keine Garantie wäre, wenn ein Computer und Smartphone zur Hand wären.
 
 
***
 
So, wenn wenigstens in einem Winter Anwohner in einem Dorf blieben würde ich ihn oder sie sehr streng schützen: sodass sie in der Lage wäre friedlich zu leben und sich mit ihren Dingen beschäftigen könnte, denn die Menge an Wissen und Kultur, die sie am Leben erhalten und teilen, ist beeindruckend. Ob wir die Weisheit haben von ihr zu lernen ist eine andere Geschichte.
Von der Geschichte des Ortes Palupõhja und der Jaago Farm und Naturschule Geschichten kann gefolgert werden, dass Dinge sich entwickeln bis eine Ortschaft weder Gasthaus noch Kirche haben, doch eine Schule dort ist, hier die Palupõhja Naturschule, so ist nicht alles verloren.  Die lebenswichtigsten Dinge bleiben – hoffentlich.
 
 

Looduskalenders Alam-Pedja Geschichten werden unterstützt von Keskkonnainvesteeringute Keskus, Estnisches Umweltinvestitionszentrum.



 

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